60~ Wie ich prinzipiell die Müdigkeit in Person bin

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Sinja:

Müde flackern meine Lider und ich merke, wie mein Kopf immer weiter nach vorne sackt.

Nur...kurz...Augen...schliessen

"Könnte mal jemand gucken, dass Sinja nicht mit dem Gesicht voran in ihre restliche Sauce klatscht?", höre ich Alecs Stimme dumpf gegenüber von mir und stosse ein protestierendes Grummeln aus. "Ich denke, da muss jemand ins Bett", kichert Kiki belustigt und wären meine Gedanken gerade nicht so benebelt, hätte ich vielleicht noch protestieren können.

Doch auch dieses Vorhaben muss ausfallen und stattdessen stosse ich ein weites Gähnen aus. Finns Lachen erklingt neben meinem Ohr. "Ich glaube, ich bringe den kleinen Siebenschläfer hier mal ins Bett." Zustimmendes Murmeln erklingt und ich spüre, wie mir eine Hand auf die Schulter gelegt wird.

"Komm Prinzessin, ab ins Nest mit dir", amüsiert er sich und ein zaghaftes Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, als ich die (für mich in diesem Zustand) witzige Formulierung höre. Dann lasse ich mich von Finn auf die Beine ziehen und öffne die Augen einen kleinen Spalt weit.

"Meine Fresse, warum bist du denn so müde", erklingt es ungläubig von Jay, was mir ein Schnauben entlockt. Wenn man davon absieht, dass ich eigentlich noch Jetlag habe, ist es zusätzlich verständlich zu der Tatsache, dass heute ein unglaublich langer und anstrengender Tag für mich gewesen ist.

Mein ganzes Körper scheint einem einzigen, fluddrigen Wackelpudding zu gleichen und mein Kopf dröhnt. Angestrengt hebe ich die Hände ein wenig, um mir die Schläfen zu reiben, was meine Kopfschmerzen aber kaum verbessert.

"Kommst du Prinzessin?", fragt Finn und abermals grummle ich protestierend, finde weder die Energie, noch die Motivation, mich zu bewegen. Schliesslich erklingt ein Seufzen und ehe ich mich versehe, hat er mich unter Kniekehle und Rücken gepackt und hochgehoben.

Überrascht atme ich auf, was aber gleich in ein Gähnen umgeht und erleichtert über die abgenommene Last, lasse ich den Kopf schliesslich leicht auf seine Brust sinken und schmiege mich an ihn. Ja...so können wir auch gerne noch eine Weile bleiben.

Vorsichtig setzt er sich in Bewegung und kurz darauf finden wir uns auch schon in meinem Zimmer wieder. Dort spüre ich, wie er meinen Körper zaghaft in die Decken und Kissen legt und sich dann ein wenig entfernt.

Ein trotziger Protestlaut dringt über meine Lippen und ich reibe mir die Augen. "I hab Zähn nid gputzt", murmle ich und stosse abermals ein Gähnen aus. Das leise Lachen von Finn erklingt. "Dann putzt du dir heute ausnahmsweise einmal die Zähne nicht", erwidert er, doch ich schüttle den Kopf.

"I will abr keinn Mundgruch", versuche ich mich auszudrücken, was der Spasst aber zum wiederholten male mit einem Lachen kommentiert. Dennoch werde ich kurz darauf wieder aufgehoben und -wahrscheinlich- durch das Zimmer getragen.

Im Bad setzt er mich auf den Klodeckel und lässt von mir ab, nur um dann das Wasser am Hahn aufzudrehen. Einige Sekunden später landen einige Tropfen davon in meinem Gesicht und erschrocken fahre ich zurück und öffne die Augen einen Spaltbreit.

Finn hat sich zu mir runtergebeugt und hält meine Zahnbürste in den Hand. Dankbar nehme ich diese an und fühle mich momentan gerade irgendwie, wie eine alte Schachtel im Altenheim, die nichts mehr selbst bewältigen kann.

Murrend stopfe ich mir die Zahnbürste in den Mund und beginne sie in gefühlter Zeitlupe zu bewegen. Mehrere Male kippt mein Kopf ein wenig zur Seite oder nach vorne, aber schliesslich schaffe ich es endlich, die Zähne fertig zu putzen.

Der Grauäugige hat sich auf den Rand der Badewanne gesetzt, den Blick auf mich gerichtet und wartet geduldig darauf, dass ich zu einem Ende komme. Müde kneife ich die Augen zusammen und reisse sie wieder auf, um nicht gleich auf der Stelle einzuschlafen.

Wie ich bin...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt