66~ Wie die Zeit dem Tempo einer müden Schnecke angepasst ist

1.5K 55 5
                                    

Sinja:

"Aleeeeec!", ruft Kiki überschwänglich und schlingt die zarten Arme um den Nacken ihres Freundes. Und um dem ganzen noch ein Krönchen aufzusetzen, drückt sie ihm einen dicken Schmatzer auf die Lippen, welchen er allem Anschein nach nur zu gerne erwidert.

"Könntet ihr wandelnden Kotzreizauslöser die Tür bitte nicht blockieren?", schnaubt Jay und versucht sich an den beiden vorbeizuquetschen, um ins Haus zu gelangen. Auch Finn verdreht die Augen und folgt Jaydens Beispiel, wobei Connor hingegen brav draussen stehenbleibt, bis die beiden ihr Wiedersehen zu Ende zelebriert haben.

Schliesslich finden auch das letzte Paar Füsse ihren Weg ins warme Haus und die Jungs lassen sich gleich allesamt auf das Sofa fallen. Ich werfe nochmals einen kurzen Blick aus dem Fenster und erkenne, dass der Himmel nun in verhältnismässig ziemlich schneller Geschwindigkeit zu dämmern beginnt. Sind die vier so lange weg gewesen?

Meine Augen wandern hinüber zu Kiki, die mir aufmunternd zulächelt und meinem Mut sammelnd atme ich einmal tief ein, bevor sich mein Körper wie von alleine vor die Couch bewegt. Dort angekommen verschränke ich streng die Arme und mustere die vier vor mir sitzenden Gesichter kritisch.

"Alles okay Kleines?", hakt Jay nach und legt den Kopf schief, "du siehst aus, als hätten wir etwas sehr, sehr dummes angestellt. Also nicht, dass ich es uns nicht zutrauen würde, aber ich glaube, in letzter Zeit haben wir echt nichts verbrochen...", rattert er vom Band und ich sehe im Augenwinkel, wie Connor die Augen verdreht.

"Ach? Und was war mit dem geklauten Einkaufswagen gerade eben?", murmelt er und abwehrend hebt der jüngste der Drillinge die Hände. "Ey! Ich habe ihn wieder zurückgebracht und du musst zugeben, dass du noch nie ein spannenderes Strassenrennen gesehen hast!", schnaubt Jay in gespielt beleidigtem Gemütszustand und ergeben stösst Connor ein Seufzen aus.

"Ihr habt einen Einkaufwagen geklaut?!", richtet Kiki sich einen Tick zu hysterisch an ihren Freund, der nur entschuldigend mit den Schultern zuckt. "Naja...es hat sich einfach irgendwie so ergeben und gestohlen haben wir ihn ja nicht direkt", nuschelt er entschuldigend und schlagartig wird Kikis Miene weicher,"Schon okay Schatz, solange niemand zu Schaden gekommen ist, ist alles gut", lächelt sie (wenn auch ein wenig gezwungen).

Alecs Gesicht erhellt sich von der einen auf die andere Sekunde als Kiki diese Worte ausspricht. "Ja, wir waren ganz vorsichtig!", beteuert er, was mit einem lauten Husten von der Seite der restlichen Jungs kommentiert wird. "Ach haltet doch die Schnauze", knurrt er beleidigt und lässt seinen Körper tiefer in das Sofa sinken, während seine Lippen einen Schmollmund bildet.

Ich räuspere mich, um wieder die nötige Aufmerksamkeit zu erhalten und richte dann meinen starren Blick direkt auf Connor, dem die Situation sichtlich unangenehm ist. "A-Alles okay, Kleines?", fragt er unsicher, doch hebe bloss die Hand, um seine Worte zu ersticken.

"Wann wolltest du es mir mitteilen?", frage ich trocken und anhand seiner Reaktion, kristallisiert sich heraus, dass ihm durchaus klar ist, worauf ich mich beziehe. Währenddessen schauen die anderen teils interessiert, teils stirnrunzelnd von mir zu Connor und wieder zurück.

"I-ich wollte es dir sagen", beginnt mein ältester Bruder und ringt mit seinen Hände, "aber ehrlich gesagt bin ich selbst noch nicht sicher. Ich würde schliesslich mein ganzes Leben aufgeben und naja...ich...ich weiss einfach nicht", seufzt er und irgendwie breitet sich in meinem Herzen ein stechendes Gefühl des Mitleids aus.

Er macht sich also doch Gedanken...

"Um was geht es überhaut", meldet sich plötzlich auch Finn zu Wort und ich ziehe eine Grimasse, "naja, Connor gedenkt hierzubleiben...", fasse ich in einem sehr, sehr gekürzten Satz zusammen und Finns Augenbrauen heben sich überrascht.

Wie ich bin...Where stories live. Discover now