65~ Wie ich einfach nicht mit Komplimenten umgehen kann

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Sinja:

"Und? Wie sind der Burger und die Pommes?", hake ich nach, während sich meine mit Nudeln beladene Gabel ihren Weg zu meinem Mund bahnt. Ein leichtes Grunzen lässt sich von der anderen Seite des runden Tischchens wahrnehmen.

"Der Burger war super, auch wenn ich jetzt ziemlich sicher bin, dass mein weisses Shirt nicht mehr weiss ist. Und die Pommes...naja, wohl oder übel sind Pommes nicht so mein Ding, wobei ich aber ehrlich gesagt auch schon schlimmere gegessen habe", klärt Finn mich auch und mein Kopf wackelt auf und ab.

Aus irgendeinem Grund hat dieser ganze Tag mich extrem aufgeputscht. Ich fühle mich beinahe so, als hätte ich Kaffee mit Energydrink gekocht und dann noch zwei Kilo Zucker reingekippt. Und das, obwohl mein Körper kein besonderer Fan von Dingen wie Energydrinks ist.

Aber zurück zum eigentlichen Gedanken, den ich habe führen wollen:...Na toll, den habe ich in der Zwischenzeit natürlich vergessen. Vielen Dank, du über alles geliebte Gehirn, das ich zu idealisieren und schätzen weiss!

Und ohne, dass ich es verhindern könnte, klappt plötzlich mein Mund auf und stellt eine Frage, die sich eigentlich ansonsten niemals in meinem Kopf finden sollte, sich aber irgendwie aus der Schublade der nicht-zu-stellenden-Fragen geschlichen hat:

"Wärst du eine Kartoffel, was für eine würdest du dann sein?"

Kurz herrscht Stille, dann bricht Finn urplötzlich in so willkürliches Gelächter aus, dass auch im mir ein Kichern nicht verkneifen kann. "W-wahas?", prustet er belustigt und ich verdrehe grinsend die Augen. "Kartoffel! K-A-R-T-O-F-F-E-L!", wiederhole ich das gesuchte Wort und er seufzt.

"Tut mir leid Prinzessin, aber das ist eine Frage, die ich nicht zu beantworten vermag. Darüber habe ich mir nämlich noch nie Gedanken gemacht", sagt Finn amüsiert, "aber ich könnte dir sagen, was für eine Kartoffel du wärst."

Ich lege den Kopf schief. "Echt jetzt? Du hast dir also noch nie überlegt, was für eine Kartoffel du wärst, aber dafür, was für eine Kartoffel ich wäre?", stochere ich nach und erhalte kurz darauf ein zustimmendes Jopp, genauso ist es!

"Okay...", murmle ich konfus, "dann fahre fort!" Neugierig stütze ich die Ellenbogen auf die Tischkante und warte, dass seine erklärenden Wort mich erreichen

"Du meine liebe, wärst eine Süsskartoffel!"

Verdutzt lege ich den Kopf noch schiefer, als er überhaupt schon ist. "Eine Süsskartoffel? Warum um Himmels Willen eine Süsskartoffel?", zische ich leise, um mich nicht zum wiederholten Male an diesem Abend in den Mittelpunkt zu stellen.

Er lacht abermals leise. "Na weil du süss bist Prinzessin!", rechtfertigen ihn seine Worte und stöhnend lasse ich die Schultern hängen. "Du bist unglaublich!" schnaube ich, was er bloss mit einem amüsierten "Danke", kommentiert.

Doch trotz dem tiefen Niveau dieses Spruches, dieses inadäquaten Vergleichs, ist es doch irgendwie schnuffig, wie er versucht, mir ein Kompliment zu machen. Ich bin mir von ihm eigentlich nur offensive, infame Sprüche gewohnt, die sich keinesfalls zu meinem Gunsten auswirken sollten. Doch jetzt...

Ich seufzte niedergeschlagen. Wann ist bitteschön alles so kompliziert geworden?

In dem Moment, als du es kompliziert gemacht hast, du Dummie!

Nein! Finn hat es...

Jaaa?

Okay, du hast recht...ich habe es kompliziert gemacht. Alles, was wir tun müssen, liegt in dem Phänomen der Konversation und diese werde ich bereits in drei Tagen erhalten können. Deshalb ist meine einzige Möglichkeit im Moment, Geduld zu wahren und mich auf seine Offenbarung zu freuen.

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