37~ Wie ein magisches Band geknüpft wird

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Sinja:

Stöhnend nehme ich den Wecker meines Handys von irgendwoher wahr und schlage brummend die Augen auf. Mein Körper fühlt sich an, als hätte man mich zweimal verknotet, wieder geöffnet und dann Zement in mein Muskelgewebe gegossen, da sich dieses mehr als bloss schwer anfühlt.

Grummelnd will ich nach dem piepsenden Gerät tasten, kann meine Hand aber nicht bewegen. In gefühlter Zeitlupe fährt mein Blick nach rechts, wo ich die geschlossenen Augen eines gewissen Herrn zu entdecken vermag. Der Winkel meiner Sicht vergrössert sich und ich nehme wahr, wie dieser gewisse Herr zusammengekugelt auf dem Boden liegt und meine Hand fest umschlossen hält.

"Morgen", krächze ich und kurz darauf schlägt auch Finn die Augen auf. Wieder einmal trifft mich das Grau seiner Iris wie der Schlag und für einen kurzen Moment setzt mein Herzschlag aus. "Hey Prinzessin...sieht so aus, als wären wir auf dem Boden eingeschlafen", gähnt er und verzieht das Gesicht zu einem schmerzhaften Grinsen.

"No shit Sherlock", entfährt es mir sarkastisch. Vielleicht bin ich im Moment ein wenig angriffslustig, aber es ist früher Morgen, ich liege auf dem Boden und ein Schwachkopf beschlagnahmt meine Hand. Keine motivierende Aussichten, wenn man es sich so überlegt. Okay, vielleicht finde ich letzteren Punkt auch gar nicht soo tragisch. Aber nur vielleicht!

"Kannst du meine Hand loslassen?", frage ich missmutig, wobei mein ganzer Körper eigentlich gegen diese Worte zu protestieren scheint. Ich will die mich umgebende Wärme nicht verlieren, will mich darin einlullen und wieder in tiefem Schlaf versinken.

Doch zu meinem Malheur folgt er meiner Anweisung überraschend gefügig, kann es aber nicht lassen, einen Kommentar hinzuzufügen: "Weisst du Prinzessin, jedes Mal, wenn ich dich anschaue, frage ich mich: Was wollte die Natur mir damit sagen?"

Ein Seufzen verlässt meinen Mund. "Übst du dich mal wieder in intellektueller Zurückhaltung?"

Finns rechte Augenbraue hebt sich demonstrativ nach oben. "Dieser Aussage nach zu urteilen, leidest du am verbalen Äquivalent eines Höhlenmenschen. "

"Romantische Eloquenz gepaart mit humanistischer Bildung: Du erstaunst mich immer wieder." Gebe ich gespielt fasziniert von mir, worauf er schnaubt.

"Was hältst du denn als Außenseiter von der menschlichen Rasse?"

"Jedes Mal, wenn ich neben dir bin, bekomme ich den heftigen Wunsch, allein zu sein."

"Tut mir leid, aber es gibt keinen Impfstoff gegen Dummheit."

"Dich als Idioten zu bezeichnen wäre eine Beleidigung für all die dummen Leute."

"Ich hatte schon interessantere Gespräche...Aber mit einem Wollpulli."

Mein Mund öffnet sich bereits zur nächsten Bemerkung, als seine Worte in meinem Hirn angelangen. Ohne es verhindern zu können, schleicht sich ein Grinsen auf meine Lippen, welches ich mit Mühe versuche zu verstecken. Wenn er jetzt sieht, dass ich seinen Kommentar witzig gefunden habe, ist das meine sichere Niederlage...und das, obwohl dieses Wortgefecht so random gewesen ist, wie keines zuvor.

Dummerweise kann ich das Zucken meiner Mundwinkel schlussendlich nicht verstecken, denn ein Ausdruck legt sich auf sein Gesicht, der Eindeutig Sieg bedeutet. "Ach verreck doch!", murre ich und richte mich endlich vom Boden auf.

Finn folgt meinem Beispiel und ich bin mehr als froh, gestern Abend meine Kleidung noch in Schlafshorts und -top gewechselt zu haben. Ansonsten wären meine Kleider jetzt wohl ein einziger Knitterhaufen. Ich werfe einen kurzen Blick auf Finn, wobei es aber, wenn ich ganz ehrlich bin, nicht bei kurz bleibt.

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