41~ Wie ich nicht zwischen Schauspiel und Realität unterscheiden kann

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Sinja:

"Eine Woche?! Wir haben nur eine Woche Zeit für diesen Schwachsinn!", schnaube ich während meine beste Freundin mich durch die Gänge des Schulhauses schleppt. "Das ist viel zu wenig Zeit! Ich meine, wir müssen nächsten Mittwoch vorspielen. Das schaffe ich nicht! Kiki, wa-"

"Okay, und ich dachte, ich plappere viel", unterbricht mich das grauhaarige Mädchen schmunzelnd und bleibt stehen, "Also erstens ist das nun wirklich halb so wild. Ihr wohnt im selben Haus. Da könnt ihr die Szene üben, wann ihr wollt. Zudem ist es nun wirklich nicht so tragisch, wie du die Situation darstellst. Du musst ihn nur küssen." Bei diesen Worten ziehen sich ihre Mundwinkel (wahrscheinlich automatisch) noch ein Stück nach oben und ich verdrehe die Augen.

"Nur", schnaube ich sarkastisch, "und du musst dich nur mit deinem Freund um Kopf und Kragen streiten. Ist das auch nicht so tragisch? Huh?" Sie lacht, "Na klar ist das nicht so tragisch, da es schliesslich bloss gespielt ist. Nix davon ist echt Girl...naja, abgesehen davon, dass wir uns am Ende wieder vertragen werden."

"Spielverderberin!"

Ich verschränke die Arme, setze mich aber wieder in Bewegung, da nun Mittagessen ansteht und ich wirklich keine Lust habe, das zu verpassen.

Bevor wir die Tür zur Mensa aufstossen, flüstert Kiki mir noch grinsend ins Ohr: "Ihr müsst aber vor dem Vortragen der Szene noch üben, vergiss das nicht." Darauf wackelt sie zusätzlich noch provokativ mit den Augenbrauen, was ich mit einem bitterbösen Blick quittiere.

Na das kann ja was werden.

~~~~⚜~~~~

Gähnend schlage ich die Augen auf. Samstagmorgen und ich habe ausgeschl- hä? Mein Blick ist auf den Wecker gefallen, der die verwirrende Zahl 08:18 Uhr anzeigt. Was? Das ist nicht ausschlafen. Ausschlafen bedeutet mindestens zwei Stunden später aufzustehen. Und dennoch bin ich extrem fit für meine Verhältnisse.

Stirnrunzelnd schwinge ich die Beine über die Bettkante und beginne mich für den Tag bereit zu machen. Dann tapse ich auf leisen Sohlen aus meinem Zimmer in den Flur und die Treppe runter, wo mich bereits ein lecker duftendes Nutellabrot erwartet.

Kritisch scanne ich die Umgebung ab, kann aber niemanden erkennen, dem das geheiligte Ding gehören könnte und schnappe es mir daher kurzerhand vom Teller. Genüsslich schlagen sich meine Beisserchen in das Brot und ich lasse mich auf einen Esszimmerstuhl sinken.

Sooooo lecker!

Keine Sekunde später tritt auch schon Finn in die Küche ein. Den Blick auf das Handy gesenkt nimmt er sich den nun leeren Teller und will aus dem Raum verschwinden, als er plötzlich in der Hälfte der Strecke stehen bleibt. Seine Augen lösen sich von dem leuchtenden Gerät und richten sich langsam auf den leeren Teller in seiner Hand.

Dann dreht er sich mit zusammengekniffenen Augen zu mir um.

"Meins!", knurrt er mich an und unschuldig zucke ich zwischen zwei Bissen mit den Schultern. "'Tschuldigung, wusste nicht, dass es dir gehört", mampfe ich und verschlinge geniesserisch das letzte Stück der himmlisch schmeckenden Speise.

Finn seufzt auf und stellt den Teller wieder auf die Küchenablage. Darauf schnappt er sich -wahrscheinlich zum wiederholten Male- Messer, Nutella und Brot und beginnt Letzteres mit der braunen Masse zu beschmieren.

Dann setzt er sich ebenfalls an den Tisch und versenkt die Zähne demonstrativ in der Köstlichkeit. ich seufze und presse die Lippen zusammen. Ich könnte mir auch ein zweites machen, habe aber dummerweise keine Lust aufzustehen...Tja, das ist ein ernstes Dilemma. Was soll ich nur tun? *dramatische Geste*

Wie ich bin...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt