Wie ich bin...

40~ Wie uns ein schwieriges Schauspiel bevorsteht

Sinja:

Sein Mund öffnet sich, ich hänge an seinen Lippen, gespannt, was er antwortet, was er denkt und was der Grund für unsere ganzen Streitereien sein sollte.

"Prinzessin, ich..."

"Sollen wir beginnen, eines eurer Zimmer zu vermieten, so oft wie ihr zusammen in einem Bett pennt?", erklingt plötzlich eine Stimme und ertappt zucke ich zusammen. Mein Blick fährt zu der nun offenen Tür, in welcher Alec mit verschränkten Armen die sich vor ihm abspielende Situation beobachtet.

"Ich...", beginnen schlagartig abwehrende Worte aus meinem Mund zu fliessen und ich setze mich auf, doch mein Bruder hebt die Hand, was meinen aufkommenden Redeschwall zum verstummen bringt. "Versuch gar nicht erst, dich herauszureden Kleines.", schnaubt er, klingt aber bloss halb so genervt, wie erwartet.

Auf einmal taucht etwas Schwarzes hinter Alecs Schulter auf und ehe ich mich versehe, erklingt ein Klick. Einen Augenblick später folgt Kikis Kopf ihrem Handy, wobei ihr Blick auf das gerade eben geschossene Foto gerichtet ist.

Ein Grinsen prägt ihr Gesicht, welches sie nun wieder in unsere Richtung hebt. Als meine Augen auf die meiner besten Freundin treffen, wackelt sie wissend mit den Augenbrauen, was mir ein Schnauben entlockt.

"Geht euch doch alle vergraben!", murre ich deprimiert und lasse mich zurück auf das Kissen fallen. Warum muss immer mir sowas geschehen? Ich meine, die Situation hätte doch eigentlich nicht verwirrender werden können, aber natürlich müssen Alec und Kiki dem Ganzen noch die Kirsche aufs Haupt setzen.

Eigentlich habe ich unbedingt erfahren wollen, was Finn dazu meint, wie er über die ganze Sache denkt. Ich brauche Klarheit in meinem Leben. Ich bin ein Mensch, der sich eigentlich alles zurechtlegen muss, alles plant, jedes gesprochene Wort zweimal überdenkt. Doch im Moment scheint nichts von diesen Dingen auf meine Biographie zuzutreffen. Alles ist verworren und komisch. Ich habe kaum noch etwas, das sich mir vollkommen erkenntlich zeigt und das ist etwas, was es mit allen Mitteln zu ändern gilt.

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"Na, freust du dich schon?" grinst Kiki während wir den Klassenraum der Theatergruppe ansteuern. Ich gebe nur ein demotiviertes Murren von mir. "Sehe ich so aus?", schnaube ich und senke meinen Blick wieder auf das Handy in meiner Hand.

Nach dem heutigen Morgen scheint alles so unglaublich verwirrend. Nichts ist geklärt und alles unglaublich konfus. Vor allem ist es mir aber peinlich. Ich weiss nicht, warum ich und Finn so oft aneinandergeraten, aber weder er noch ich können dies verhindern. Wir scheinen wie voneinander angezogen werden. Im guten, wie auch im schlechten Sinne.

Vor der Tür stehen schon einige Schüler um Frau Akunyili herum, welche lächelt, als sie uns erblickt. "So, wenn nun alle da sind, können wir uns auf den Weg nach Draussen machen", sagt sie in ihrer hellen Stimme, mit der sie uns bereits in so viele wunderbare Geschichten geführt hat. Obwohl wir bisher vor allem Theorie gemacht haben, heisst das auch, dass sie uns die verschiedensten Szenen vorgespielt hat. Und das, ist unglaublich gewesen. Sie ist mittleren Alters, nicht besonders gross und kommt ursprünglich aus Afrika, wobei ich nicht sagen könnte, wo sie aufgewachsen ist. Die Gefühle und Emotionen, welche sie uns während ihren Schauspielen einzuflösen vermag, sind umwerfend und es kommt mir jedes Mal vor, als wäre ich in einer ganz anderen Welt. Einer Welt voller Spannung, Magie und Leidenschaft, aber auch Angst, Wut oder Verzweiflung. Egal, was sie spielt, jedes Mal reisst sie uns in eine andere Realität.

Wir folgen Frau Akunyili und zu meinem Ungunsten erkenne ich, wie sie strikt das Footballfeld ansteuert. Kikis Grinsen entgeht mir dabei nicht, worüber mir ein Schmunzeln entfährt. Es ist süss, wie sie sich freut, mit -wahrscheinlich- Alec eine Schauspielübung zu machen. Die beiden sind ein unglaublich Paar, auf welches ich nur eifersüchtig sein könnte. Dennoch gönne ich es den beiden. Sie sind sozusagen füreinander geschaffen und sowas will niemand jemals kaputtmachen.