30~ Wie Jay (und leider ich) sein weisses Wunder erlebt

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Sinja:

Blitzartig öffne ich die Augen und drehe meinen Kopf so, dass ich nach dem Handy greifen kann, um mich nach der Zeit zu erkundigen. Überrascht hebe ich aber die Augenbrauen. Es ist erst sieben Uhr dreissig. Verwirrt lasse ich das Handy wieder auf den Nachttisch fallen und mich zurück in das Kissen sinken.

Es ist sieben Uhr dreissig...

Und es ist Sonntag...

Und das Erstaunlichste: Ich bin hellwach und so fit, als hätte ich in einer Badewanne gefüllt mit Kaffee geschlafen.

Immer noch verwirrt schwinge ich die Beine über die Bettkante und stelle mich auf die Füsse. Dann tapse ich zum Fenster und lasse erstmal Licht in das Zimmer strömen. Doch meine Arme erstarren in der Bewegung, als ich einen ersten Blick nach Draussen erhaschen kann.

Langsam bildet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht.

Vor mir erstreckt sich eine wortwörtlich schneeweisse Landschaft, unberührt und magisch. Die ganze Welt scheint von einer dicken Schneedecke bedeckt. Glücklich klatsche ich in die Hände und eile rasch zu meinem Kleiderschrank, um mir die wärmstmöglichen Kleider herauszureissen und hineinzuschlüpfen. Dann sprinte ich schnell ins Bad, mache mich tagesbereit und husche aus meinem Zimmer.

Doch sobald mein Fuss den Boden des Ganges berührt, drossle ich das Tempo, darum bemüht keinen Lärm zu machen. Ich will schliesslich niemanden aufwecken. Mit Jacke, Mütze, Handschuhen und Stiefeln ausgerüstet und vor der Haustüre angekommen, öffne ich sie und trete an die kalte Luft hinaus. Es riecht nach frisch gefallenem Schnee, was mir ironischerweise sofort das Herz erwärmt.

Fröhlich mache ich einige Schritte nach vorne und schliesse die Tür hinter mir. Dann stosse ich einen fröhlichen Jauchzer aus und hüpfe in den Schnee vor mir. In dem unberührten Schnee bildet sich sofort ein Abdruck meiner Stiefel und ich wage vorsichtig, noch einige Weitere.

Schnee, Schnee, Schnee, ich liebe Schnee!

Als ich mich wieder ein wenig beruhigt habe sammle ich ein wenig der weissen Substanz ein und beginne einen gross und grösseren Schneeball zu rollen. In Planung steht ein Schneemann...der grösste Schneemann, den die Menschheit jemals gesehen hat. Als der Ball aber bereits grösser als mein Kopf ist, stocke ich. Wieder schweifen meine Gedanken zu der gestrigen Autofahrt und der Aussage von Jayden:

Das  bedeutet, dass wir bei der erstbesten Gelegenheit eine Schneeballschlacht machen und dich freezen werden.

Ein diabolisches Grinsen ziert nun mein Gesicht und vorsichtig schlinge ich die Arme um den Schneeball, damit ich den Versuch starten kann, ihn hochzuheben, was mir glücklicherweise auch gelingt. Mit dem Schnee im Handgepäck taumle ich nun der Haustüre entgegen.

Dort kriege ich es überraschenderweise hin, die Türklinke mit dem Ellbogen nach unten zu drücken. Die Tür schwingt auf und plötzlich stehe ich Auge in Auge Kiki gegenüber.

Sie hat ein breites Grinsen aufgesetzt, welches aber schnell zu einen verdutzten Gesichtsausdruck wechselt, als sie mich sieht.

"Sinja?"

"Kiki?"

Verblüfft starren wir uns an, bis mein Blick dann an ihr hinuntergleitet. Sie trägt ebenfalls ihre Winterkleidung und ist wohl gerade drauf und dran gewesen, die Türklinke zu erfassen, als ich sie geöffnet habe.

Da bemerke ich, dass sie ebenso enthusiastisch dem Schnee gegenüber ist, wie ich und beginne leise zu kichern, was auch ihr ein Lächeln ins Gesicht zaubert. "Wie lange bist du denn schon wach?" Fragt sie schliesslich verblüfft als sie den grossen Schneeball in meinen Armen erkennt.

Wie ich bin...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt