83~ Wie ich einen inneren Monolog übers Betrunkensein führe

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Sinja:

Wie im Trance schaufle ich mein nächstes Stück Kuchen auf den Teller vor mir. Das wievielte Stück ist das nun? Das Dritte? Naja, nicht wichtig, Hauptsache es hat noch Kuchen! Mein Blick beginnt über die noch anwesenden Personen zu schweifen, während ich dabei versuche, ein Gesicht zu finden, mit welchem ich mich in eine Unterhaltung verwickeln könnte.

Doch vergeblich

Meine Chancen sind sowieso gesunken, nachdem Kiki und Alec sich schon vor einer Stunde verdünnisiert haben, mit der Ausrede, Kiki sei so unglaublich müde. Und wo Finn, Jay oder Connor sind, ist mir auch seit bereits dreissig Minuten ein Rätsel.

Zudem lässt sich die Tatsache nicht vergessen, dass ich eigentlich viel zu unsicher bin, als dass ich auf jemanden zugehen würde, und ihn -oder sie- anspräche. Das ist einfach eine Tatsache, die sich in meinem Hirn eingenistet hat, mich nicht wieder aus ihren Fängen zu lassen scheint.

Klar, habe ich mich in der Nähe meiner Freunde und Geschwister begonnen zu öffnen, bin immer wieder zu dem verquirrlten Hoppelhäschen geworden, welches zweifelsfrei ebenfalls ein Teil meiner selbst ist.

Auf einmal schlingen sich zwei starke Arme um mich und schneiden damit meinen Gedankengang ab. Und plötzlich, aus heiterem Himmel, weiten sich meine Augen, als ich etwas an meiner Wange spüre, das gleich darauf aber schon wieder verschwunden ist.

"Meins!", dringen die frechen Worte meines Freundes zu mir durch und nach einer Sekunde der Starre, verlässt ein angeekeltes "Bääh!", meinen Mund, worauf ich angestrengt versuche, Finns Sabber von meiner Wange zu entfernen. "Du hast mich jetzt doch nicht ernsthaft abgeleckt?!", frage ich ungläubig und winde mein physisches Erscheinungsbild rasch aus seinen Armen, um ihn empört anzustarren.

"Was?", grinst er keck, "ich wollte doch nur markieren, was mir gehört. "

Immer noch in verdrossen funkle ich ihn an und reibe mir demonstrativ die Wange mit der Hand, was Finn zum lachen bringt, "den kriegst du nicht weg Prinzessin", sagt er in seiner Überzeugung und meine Augenbrauen schiessen fragend gen Decke, darauf wartend, eine Erklärung zu erhalten.

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen, nähert mein Freund sich mir wieder und legt die Hände an meine Hüften. "Das war ein Zauberkuss", grinst er amüsiert, was meinen Kopf jedoch bloss in eine fragende Seitenlage kippen und ihn weiterfahren lässt:, "der wird jetzt an deiner Wange beständig sein, bis zu dem Moment, an dem ich aufhöre, dich zu lieben...in anderen Worten: Niemals!"

Nicht fähig, meine Miene zu kontrollieren, beginne ich herzliche zu strahlen, stelle meinen Kuchen auf den Tisch nebenan und schlinge die Arme um den Körper meines Freundes. Er lacht leise auf und erwidert die Umarmung, bevor er sich aber wieder von mir löst und einen Kuss auf meinem Kopf platziert.

Dann beginnen seine Augen über mein Gesicht zu wandern, worauf seine Augenbrauen sich nachdenklich zusammenziehen. "Du siehst ziemlich fertig aus", murmelt er und überrascht blinzle ich. Anhand meines momentanen Ausdruckes scheint Finn nun erraten zu können, dass er genau ins Schwarze getroffen hat, lächelt mich nämlich aufmunternd an. Er scheint genau zu wissen, dass meine Augen kurz vor dem Zufallen stehen und ich keinesfalls gedenke, länger zu bleiben, als noch nötig.

Es ist bereits halb zwei Uhr morgens, was eindeutig keine Zeit ist, während welcher ich noch an einer Party sein wollte. Zwar hat sich die Feier als voller Erfolg herausgestellt, aber irgendwann bin auch ich ausgelaugt und nachdem die Müdigkeit mich nach und nach vollkommen eingelullt hat, sehe ich wahrscheinlich aus, wie ein dreihundertsiebenundzwanzigmal gestorbener Zombie.

Ein schwaches Lächeln quält sich seinen Weg auf mein Gesicht, welches sich aber gleich darauf in ein herzhaftes Gähnen verwandelt und Finn ein Lachen entlockt. "Was meinst du", schmunzelt er, "sollen wir uns langsam auf den Weg machen? Ich denke, Jay und Connor kommen gut alleine zurecht."

Wie ich bin...Where stories live. Discover now