38~ Wie ich das Gummibärenbandenlied singe

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Sinja:

Mit grossen Augen überfliege ich die wenigen Zeilen, die unsere Theaterlehrerin in die Mail gepackt hat und lege schlussendlich murrend den Kopf in den Nacken. "Was ist los?", fragt Kiki interessiert und versucht einen Blick auf den Display meines Handys zu erhaschen.

Da sie ebenfalls Theater für den Mittwoch gewählt hat, zeige ich ihr die Nachricht und augenblicklich hellen sich Kikis Augen auf. "Uiii, das wird doch total cool!", ruft sie laut aus und sieht mich strahlend an. Meine Stirn legt sich in Falten. "Ernsthaft? Du findest es wirklich cool, morgen mit irgendwelchen verblödeten Footballspielern ein theatralisch-sportliches Experiment zu machen?", hake ich ungläubig nach und zu meinem Erstaunen wird ihr Grinsen noch breiter.

"Na klar...", schmunzelt sie und nun scheinen auch die Jungs neugierig geworden zu sein. "Was ist los?", fragt Finn und stellt sich dicht hinter mich, um auch an unserem Gespräch teilzuhaben oder zumindest die Mail zu lesen. Sofort wird sich mein Körper wieder seiner Nähe bewusst und ich presse die Lippen zusammen, da die Hitze wieder langsam aber sicher meinen Kopf zu erklimmen scheint.

Es ist nur Finn. Hör auf, dich so zu benehmen!

"Naja, ihr wisst doch, dass man für den Mittwochmorgen wählen durfte, ob man Theater, Musik oder Sport praktizieren will", erkläre ich und die vier Jungs nicken synchron, "auf jeden Fall, hat unsere Lehrerin mit irgendso einem Sportlehrer des Footballteams entschlossen, einen Versuch durchzuführen, in welchem man herausfindet wie man mit Theater und Sport vereint einen Lerneffekt erzielen kann."

"Echt?", fragt Jay stirnrunzelnd und ich zucke mit den Schultern. "Ja, das ist doch richtig bedeppert! Ich meine, wie sollen wir Theater spielen, wenn neben uns irgendwelche Affen herumhüpfen, deren Muskelmasse ihr ganzes Denkvermögen blockiert oder noch besser gesagt ersetzt?", murre ich deprimiert und lasse mir die Vorstellung einmal durch den Kopf gehen.

Okay, vielleicht überdramatisiere ich gerade, aber mir gefällt Theater an und für sich wirklich gut und bisher haben wir uns bloss an die Theorie wagen können. Letzte Woche aber hat Frau Akunyili (unsere Theaterlehrerin) verkündet, dass wir diesen Mittwoch mit den ersten praktischen Übungen beginnen werden und wenn wir dies richtig und seriös durchführen könnten, wäre das alles, was ich mir wünsche. Nur, wie soll das mit Leuten funktionieren, die nicht einmal freiwillig in den Theaterkurs kommen würden?

"Also lass mich das mal zusammenfassen", sagt Connor mit zusammengekniffenen Augen, "ihr Girls habt Theater gewählt und müsst jetzt mit irgendwelchen Leuten aus dem Footballteam gemeinsame Sache machen." Ich nicke zustimmend, "wenn es doch zumindest eine normale Sportgruppe wäre...aber es muss ja unbedingt das Footballteam sein. Die sind doch sowieso alle total arrogant und nervig", schliesse ich mich in meinem Ärger den üblichen Vorurteilen an.

Auf einmal spüre ich, wie Finn mich leicht von hinten umarmt und seinen Lippen neben mein Ohr senkt. Überrascht ziehe ich Luft ein und wage mich nicht zu bewegen. "Soll ich dir etwas verraten Prinzessin?", flüstert er mir ins Ohr und zögerlich nicke ich. Es ist nur eine minimale Bewegung, die man unter normalen Umständen nicht einmal bemerken würde, doch das hier sind alles andere als normale Umstände.

"Alec, Jay und auch ich sind alle Teil der verblödeten Affenbande im Footballteam", haucht er und augenblicklich schiesst mir die Röte ins Gesicht. "Oh", gebe ich meinen geistreichen Kommentar und sehe die Jungs entschuldigend an. "Tut mir leid", murmle ich als Finn sich wieder von mir löst und scharre mit den Schuhen irgendwelche Kieselsteine zur Seite.

"Das wusste ich nicht", versuche ich mich hilflos herauszureden, ernte darauf aber nur Gelächter. "Kein Problem Kleine", schmunzelt Jayden und winkt ab. Mein Blick fährt weiter über Alec zu Kiki, die sich die Hand vor den Mund hält, damit ich ihr Kichern nicht bemerke. Aber mir und meinen Adleraugen entgeht natürlich nichts und beleidigt stemme ich die Hände in die Hüften.

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