Verlobter

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Kapitel 3

Laura starrte auf die Hand der hochgewachsenen, extrem schönen Frau und ergriff ihre Hand etwas zögerlich. Nicht weil sie die Frau nicht mögen würde, sie fand sie sogar ausnehmend sympathisch aber in ihrem Kopf drehte sich alles. Der Kerl, der ihren Wagen einfach angehoben und auf die Straße zurückgesetzt hatte, der sie seitdem ansah als sei sie sein neues liebstes Spielzeug, das war Konstantin Hunt. Alpha des Black-Water-Rudels und der Mann, vor dem sie würde kriechen müssen, um nicht mitten im Winter ihr Haus zu verlieren. Und das würde sie auch tun. Die Zeiten, in denen sie es sich leisten konnte auf ihren Stolz zu bestehen, waren längst vorbei und obwohl es sonst überhaupt nicht ihre Art war sich geschlagen zu geben, war sie zu clever um zu glauben, sie konnte rechtliche Gegebenheiten ändern. Selbst wenn ihr Verstand ihr riet diesen Konstantin nicht zu mögen. Das lag nicht an seiner Position als Alpha oder daran dass er ein Werwo... Gestaltwandler war, sondern daran, dass er einer der heißesten Typen war, deie sie je gesehen hatte.
Klar, diese Narben, die aussahen als hätte ein wildes Tier ihm einmal über das Gesicht gekratzt, ließen ihn wild und ungebändigt aussehen aber ansonsten hätte er zweifellos für ein Hochglanz Modemagazin werben können. Und das wusste er. Männer wie er, die so gut aussahen, waren zwangsweise arrogant und Laura hatte definitiv genug arrogante, sexy Typen in ihren Leben. Als sie das letzten Mal einem solches Kaliber von Mann erlegen war, hatte das böse Konsequenzen gehabt, an denen sie heute noch zu knabbern hatte.
„Laura Mills. Es freut mich Sie kennenzulernen und es gibt einige Erzieher die denken wie ich und der Rest braucht nur etwas Zeit um sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen. Vielen Dank nochmal für ihre Hilfe aber ich muss wirklich los." Das ist wahr und vor allem hatte Konstantin Hunts Anwesenheit sie erst einmal so aus der Bahn geworfen, dass sie von hier weg musste. Sie hatte sich vorgenommen bei ihm zu Kreuze zu kriechen, aber das würde nicht jetzt passieren.
Margot lächelte ihr verständnisvoll zu und winkte Carly noch einmal, bevor Laura mit der Kleinen hastig in ihren Wagen stieg und sich von den beiden Wölfen entfernte. Sie dachte eigentlich sie würden ebenfalls sofort wieder weiter fahren, aber als Laura in den Rückspiegel sah, bemerkte sie, dass Konstantin Hunt ihr hinterher starrte. Seine Augen glühten regelrecht solange bis Laura um einer Kurve bog und diesem Blick entkommen konnte.
Nie hatte sich Laura so sehr auf ihre Arbeit gefreut. Nachdem sie Carly in der Schule abgegeben und sich für die Verspätung entschuldigt hatte, machte sie sich auf den Weg zum Kindergarten, der sich genau neben dem Schulgebäude befand. Aber heute schien ihr wirklich nichts erspart zu bleiben. Nicht einmal William Langfield.
Sie sah den großen protzigen Geländewagen mit getönten Scheiben und den unverwechselbaren Kenzeichen: Will Nr. 1 auf dem Parkplatz für Eltern stehen und stöhnte innerlich genervt auf. Dennoch setzte sie ihren Weg fort und war froh sich so seelisch und moralisch auf das Schlimmste vorbereitet zu haben. Denn sie wurde nicht enttäuschte. Es war das Schlimmste.
William Langfield stand mit der Besitzerin des Kindergartens mitten im Gang und sah sich irgendwelche Bilder an. Laura versuchte wirklich dem zu entkommen und entledigte sich ihres Winteroutfits so leise wie möglich, doch leider war Misses Dunsrlaski, die Besitzerin und ihre Cheffin, nicht sehr erfreut über ihre Verspätung. Oder über Lauras bloße Anwesenheit, das ließ sich selten genau bei ihr bestimmen.
„Ah. Misses Mils lässt sich dazu herab an ihrer Arbeitsstelle zu erscheinen. Wie erfrischend", maulte die Alte gleich los und strich sich ihren Businessrock glatt in dem sie an einem Ort, wie diesen hier, vollkommen fehlplatziert wirkte. Abigail Dunstlaski war nicht wirklich an den Kindern an diesem Ort interessiert, sondern eher an dem Geld das sich mit diesen wehrlosen Geschöpfen verdienen ließ. Als Laura mit ihrem typischen breiten Grinsen auf die Frau zuging hätte der Kontrast nicht schärfer sein können. Abigail Dustlaski in Rock, Blazer, Pumps und perfekt gestyltem Haar und Make-up, das sie zehn Jahre älter wirken ließ, und dann Laura: Ausgewaschene Jeans und ein dunkler Rollkragenpullover, worauf ihre langen silberblonden Haaren besonders gut zur Geltung kamen. Noch während Laura auf sie zuging fischte sie einen Zopfband aus ihrer Jeanstasche und band sich ihre Haare zu einem lieblosen Bündel auf den Hinterkopf. Normalerweise sollte sie sich Abigail unterlegen fühlen, aber das tat sie nicht. Denn trotz ihrer geschniegelten Erscheinung war Laura schlicht und ergreifend die hübschere von den beiden und dass ohne sich herausgeputzt zu haben. Etwas, was Abigail seit ihrer Highschoolzeit extrem störte. Nun, fünf Jahre später, hatte sich daran nichts geändert. Der überaus attraktive Scheißkerl William Langfield war sich dem definitiv auch bewusst, denn sein Blick glitt unverhohlen aufreizend über Lauras Erscheinung, während diese selbst nur Augen für ihre Chefin hatte. Eine Chefin, die sie nicht entlassen konnte, denn sie waren jetzt bereits chronisch unterbesetzt und am Montag kämen wahrscheinlich einige neue Kinder dazu. Kinder, die Geld von den Eltern mitbrachten.
„Schön Sie zu sehen Misses Dustlaski, die Haarfarbe steht Ihnen gut", log Laura freimütig heraus. Das neuerdings blondierte Haare ihrer Chefin wies einen herben Gelbstich, auf der in Kombination mit ihrer natürlich kaffeebraunen Haut eher merkwürdig als Trendy wirkte, aber was wusste eine Hinterwäldlerin wie Laura schon von Mode? Sie besaß genau einen Lipgloss und einen Mascara.
„Danke. Sollten Sie auch mal versuchen: Einen Stilwechsel, sie sehen immer schaurig Geisterhaft aus, fast schon durchscheinend", brachte Abigail heraus und wandte sich dann an William, der Laura immer noch mit den Blicken fast auszog.
„William? Wir können in meinem Büro weiterreden damit wir dem arbeitenden Volk nicht im Weg stehen", grinste Abigail breit und konnte sich kaum an den extrem attraktiven Äußeren von William Langfield sattsehen. Auch Laura war einmal diesem Gesicht und diesem Körper verfallen der in dem gut sitzenden Anzug einfach zum Niederknien aussah und sie hatte es bitter bereut.
„Einen Moment. Ich habe Laura lange nicht mehr gesehen, wenn sie also gestatten?", fragte William und deutete Abigail Dustlaski damit sich etwas zurückzuziehen, was diese auch mit einem breiten Grinsen tat. Laura fragte sich, ob sie auch immer so dümmlich ausgesehen hatten, wenn sie William begegnet war. Wahrscheinlich, aber sie hatte zumindest die Ausrede, dass sie noch ein halbes Kind gewesen war als sie von William geschwärmt hatte. Welche sechzehnjährige fühlte sich nicht zu einem erwachsenen Mann hingezogen, der es nicht müde wurde sie als wunderschön zu bezeichnen? Aber die Faszination hatte sich verdammt schnell gelegt.
„Wow, ich hätte nicht gedacht, dass du noch schöner werden könntest, aber sie dich an. Zwei Jahre und du verdrehst immer noch allen den Kopf", begann William mit seinen üblichen Flirtversuchen, denen Laura damals viel zu schnell müde geworden war. Sie reagierte nicht darauf. Solange bis er einen Schritt auf sie zumachte und versuchte, sie zu berühren.
„Fass mich an und ich knall dich ab, Langfield!", entfuhr es ihr und ihre Augen, in der Farbe von Eis, schienen ihre Drohung so weit zu unterstreichen, dass er beschwichtigend die Hände hob und in sich hineinlachte. Ein sexy Lachen. Immer noch. Das musste sie zugeben.
„Wie hab ich das Temperament von Alaskas Frauen vermisst."
„Die Frauen in NewYork vermissen dich sicher mehr, warum gehst du nicht wieder zurück?", fragte Laura voller Abscheu darüber, dass er sich wieder im selben Bundesstaat wie sie befand. Waren die zwei Jahre wirklich schon vorbei? Die Zeit ohne ihn war ein wahrer Segen gewesen.
„Du musst nicht eifersüchtig sein, Liebes. Ich weiß, es war schwer für dich und du glaubst ich habe dich im Stich gelassen, aber ich war lediglich fort um uns eine Zukunft aufzubauen. Ich werde dir die Welt zu Füßen legen, Laura", sagte er und näherte sich ihr wieder und diesmal griff er zu, ohne dass sie etwas dagegen machen konnte. William war kein Mann der das „Nein" einer Frau akzeptierte und da Laura momentan leider unbewaffnet war, konnte sie ihrem Willen auch keinerlei Nachdruck verleihen. Also ließ widerwillig zu, dass er nach ihren Armen griff und sie an sich zog, bis sie an seine Brust gepresst war.
Er versuchte sie zu küssen und Laura wandte den Kopf zur Seite, was er als Einladung betrachtete ihr Ohr mit den Lippen zu berühren.
„Ich habe dich vermisst, Laura, vor allem in meinem Bett. Ich hatte geplant dich heute Abend besuchen zu kommen. Bitte verwehre mir das nicht, ich brauche meine Frau an meiner Seite", wisperte er mehr als einladend und Laura konnte nicht verhindern, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. Dieser Mann hatte definitiv immer noch eine Wirkung auf sie, aber da sie wusste, was für ein Mensch er war, half das nicht über ihre Abneigung hinweg.
„Ich dachte der Brief hätte dich erreicht und es dir klar gemacht, William: Ich bin nicht deine Frau und auch nicht deine Verlobte, das war ich nie!" Er sah ihr ins Gesicht und seine dunklen Augen, die sie immer für unwiderstehlich gehalten hatte, zeigten ihr nichts anderes als Kälte und Berechnung. Der Griff um ihre Oberarme wurde schmerzhaft fest.
„Du hast einen Vertrag unterschrieben!", entfuhr es ihm als würde eine Heiratsvereinbarung, die von einer Minderjährigen unterschrieben worden war, irgendeine Bedeutung haben. Sie hatte lediglich ihre Unterschrift darunter gersetzt um ihre Mutter aus der Schusslinie zu holen, als sie merkte, das ihr Vater tatsächlich im Gefängnis landen würde. Ihre Mutter hatte sich dank William von ihrer Mittäterschaft freikaufen können und der Preis war Laura gewesen und das, obwohl sie zu dem Zeitpunkt bereits wusste, dass William ein Schwein war.
„Ich war siebzehn und damit nicht Vertrags Rechtsmündig, aber selbst wenn: Solche Verträge haben keinerlei bestand vor Gericht und das weißt du, sonst hättest du nach dem Brief von Mister Gold nämlich nicht die Füße stillgehalten, sondern hättest diese Ehe eingefordert. Und wenn du mir jetzt damit drohst meine Mutter ebenfalls ins Gefängnis zu bringen: Dann tu es! Ich weiß mittlerweile was für eine Frau da mit mir unter einem Dach wohnt und sie hat es mehr als verdient neben meinen Vater in der Zelle zu verrotten", verkündete sie selbstsicher und riss sich von William los.
Vor zwei Jahren, als ihr Vater im Gefängnis gelandet war, waren so viel schmutzige Details ihrer Eltern ans Licht gekommen, dass ihr davon schlecht geworden war und Laura es bitter bereute, diesen Vertrag unterschrieben zu haben. Ihre Mutter hatte sie glauben lassen, sie sei unverschuldet in die Sache hineingeraten. Erst vor Gericht war das Ausmaß ihrer Schuld klar geworden und sie hatte erlebt, mit welcher Kaltschnäuzigkeit ihre Mutter auch Laura selbst für ihre Sache hatte missbrauchen lassen, denn Williams Interesse kam nicht von ungefähr.
Nach der Amtsperiode ihres Vaters hätte er als Bürgermeister Kandidieren sollen, und zwar mit der hübschen und großherzigen Laura an seiner Seite. Sie war die perfekte Politikerfrau, mit ihrem ehrlichen Interesse an Kindern und ihrer selbstbewussten Art. Als es dann aber für seine Karriere zu heikel wurde und ihr Vater ins Gefängnis ging, hat William sich aus dem Staub gemacht, um zu warten, bis sich der Sturm legte. Damit er ja nicht mit den schmutzigen Taten ihres Vaters in Berührung kommen konnte. Nun war er zurück und schien immer noch überzeugt davon, dass Laura gut neben ihm aussehen würde, denn der Mann hatte weitreichende politische Pläne für seine Zukunft. Die Laura aber wenig interessierten.
„Das ist es also, was du deiner todkranken Mutter wünschst, ja? Wie grausam von dir, aber darüber werden wir heute Abend noch reden. Einen schönen Tag, Liebste", sagte er und hatte sogar die Nerven einen weiteren Versuch zu starten sie zu küssen und sein Lächeln veränderte sich nicht, als sie abermals zurückschreckte. Dass sie sich weigerte seine Verlobte zu sein, schien er einfach zu ignorieren.
„Mach dir keine Hoffnung, Laura. Ich bin die einzige Alternative, die du hast. Keiner wird es wagen dich anzufassen, solange ich einen Anspruch auf dich habe", meinte er definitiv zu fröhlich und in der vollsten Überzeugung sie in der Hand zu haben. Und irgendwie hatte er tatsächlich recht. Keiner der Männer in der Stadt würde es sich wagen sie anzufassen. Schließlich war ihre „Verlobung" allgemein bekannt und selbst als er in NewYork war, haben sich alle von ihr ferngehalten.

Beta: Geany

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Where stories live. Discover now