zwielichtige Gespräche

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Kapitel 35

Konstantin folgte den Beamten bis zum hinteren Teil des Präsidiums und wurde dann mit einer Geste in ein kleines Büro gebeten, wo bereits ein perfekt angezogener William Langfield auf ihn wartete. Konstantin konnte sich die Verwunderung darüber nicht verkneifen, wie absurd perfekt der Bürgermeister selbst in der tiefsten Nacht hier vor ihm stand. Sein teurer und sicherlich maßgeschneiderter Anzug wies nicht eine Falte auf. Das blonde Haar war perfekt gestylt und das Lächeln des zukünftigen Bürgermeister so Wähler-freundlich, wie es Konstantin von einem Politiker erwartete. Ihm gegenüber stand er selbst. Konstantins Stiefel waren dreckig, seine Jeans war abgetragen, nicht so wie man es im Laden kaufen konnte, sondern so wie Jeans nun einmal aussahen, mit denen man körperlich harte Arbeit verrichtete. Das T-Shirt, was er unter seiner Lieblingslederjacke trug, für die er tatsächlich mal eine ganze Stange Geld ausgegeben hatte, gehörte einer bekannten Rockband, dessen altmodische CD's sich im Handschuhfach seines Wagens stapelten.

 Ansonsten machte sich Konstantin nichts vor: Er mag ein Wolf sein, der mit der Nachtaktivität besser zurechtkommen als die Menschen, aber sowohl sein Haar als auch sein unrasiertes Gesicht machten deutlich, dass er mitten aus dem Schlaf gerissen worden war. Dennoch fühlte der Alpha sich in keinster Weise unzulänglich, als er einige Schritte auf William zumachte. Er war ein Wolf, sein Ego war unerschütterlich und als er mit der Inspektion seines Gegenübers fertig war, konnte er sich ein herablassendes und spöttisches Lächeln nicht verkneifen. Wenn William Langfield eines nicht war, dann authentisch. Wer um diese Uhrzeit so aussah wie er, dem konnte man nur misstrauen.

„Mr. Hunt schön, dass Sie es einrichten konnten", sagte William in einem perfekt betonten Singsang, der auf andere wohl höflich wirkte aber Konstantin durchschaute dieses Spielchen. Er war nicht höflich. Er trug die Maske, die er sich als Politiker nun einmal hatte zulegen müssen und dabei würde nie nach außen dringen was er von Konstantin hielt. Es war unehrlich. So einfach war es. Eine Beleidigung wäre ihm in diesen Moment lieber gewesen.
„Es ist mitten in der Nacht", gab Konstantin etwas griesgrämig zu bedenken. Er war nicht hier, um mit einem Mann, den er nicht mochte, einen Plausch zu halten, sondern um Shiny nach Hause zu holen.

„Ja, aber da sie Aufgrund ... schwieriger Verhältnisse gezwungen waren, sich hier einzufinden war ich so frei gleich ein Termin für Sie einzurichten." Das klang fast schon großzügig, doch Konstantin prustete nur herablassend, was der Mann mit der Politikermaske ignorierte. Natürlich. Nichts würde diesen Mann in diesem Modus aus der Ruhe bringen, er war wie eine verfluchte Maschine. Geradezu ekelhaft. Seinem Wolf gefiel das ganz und gar nicht und der Mann hielt sowieso nichts davon sich zu verstellen.

„Aha. Und was verschafft mir das so förmliche Vergnügen?", stichelte Konstantin weiter, weil er nun einmal seinen gegenüber nicht leiden konnte. Nicht nur wegen Laura – okay, vor allem wegen Laura – aber der Kerl war ihm auch so irgendwie zu glatt.
„Ein Geschäft", meinte William und bot Konstantin einen Stuhl an was dieser gekonnt ignorierte.
„Ein Geschäft? Tut mir leid, hätte ich das gewusst hätte ich mir mein Abendkleid angezogen", erwiderte er erneut schlecht gelaunt und fragte sich ernsthaft, was man tun musste, um dieser Maske ein paar Risse zu verpassen. Sein  Wolf gab ein amüsiertes und absolut böse gemeintes Knurren von sich, er war zwar keine Katze, aber er spielte dennoch gerne mit seiner Beute. Und langsam aber sicher schien das sogar William zu verstehen.

„Sie mögen mich nicht. Das verstehe ich, aber dennoch würde ich Sie bitten mir zuzuhören", wies er den Alpha etwas selbstgefällig zurecht. Für Männer wie ihn war es ein Zeichen der Schwäche seine wahren Gefühle preiszugeben und deswegen glaubte er sich Konstantin überlegen zu sein, aber auch das belächelte Konstantin lediglich. Wenn dieser kleine, zerbrechliche Mensch nun den Fehler ihn zu unterschätzen, würde es für ihn ein böses Erwachen geben. Ein Wolf der bellte biss nämlich immer auch kurz danach zu. Immer. Und in der Regel, solange, bis die Beute aufhörte zu zappeln.

Konstantin hatte es nicht nötig, seine Gefühle zu verbergen, das wäre anstrengend und lag nicht in der Natur des Wolfes.

„Mr. Langfield ... ", begann Konstantin etwas gelangweilt und wurde sofort unterbrochen. „
„Bürgermeister Langfield ... " Wow, der Kerl war wirklich sehr Stolz auf einen Titel, den er nur bekommen hatte, weil kein anderer Bock auf den Job hatte. Und auch das amüsierte Konstantin sichtlich, was zu einem zucken in Williams linken Augen führte. Konstantins Arroganz ging ihm anscheinend nun doch langsam unter die Haut und dabei war er so versucht den Wolf vor sich spüren zu lassen, wie weit unten er in der Hackordnung stand. Nur dumm, dass das Konstantin ziemlich egal war.

„Noch nicht. Und wenn es nach mir geht nicht sehr lange. Ich halte jedes Angebot Ihrerseits, dass mitten in einem abseits gelegenen Büro mitten in der Nacht vorgelegt wird für absolut unseriös, egal wie geschniegelt Sie aussehen oder wie gestelzt Sie reden. Ich lasse Ihnen gerne die Nummer meines Anwalts da, der schaut sich das an und entscheidet dann, ob dieses Geschäft meine Aufmerksamkeit wert ist." Sagte Konstantin und brachte den baldigen Bürgermeister damit dermaßen aus dem Konzept, dass er für eine Millisekunde die Maske verlor. Ja, der Alpha des Black-Water-Rudels wusste genau wie geschäftliche Treffen funktionierten, schließlich war er dazu gezwungen mit Firmen zu verhandeln, die ein Auge auf die Patente des Rudel-Genies geworfen hatten. Aber das konnte der Mann vor ihm ja nicht wissen.
„Anwalt?"

„Ja. Auch wenn es Sie erstaunt Mr. Langfield, ich bin ein seröser Geschäftsmann und mein Rudel wird rechtlich vertreten, oder dachten Sie das Geld kommt aus windigen Geschäften?", fragte Konstantin und wusste genau, dass er mit dem letzten Punkt ins Schwarze getroffen hatte. Ja, Langfield hatte geglaubt, dass das Rudel sich mit zwielichtigen Geschäften das offensichtliche Einkommen erarbeitete. Die meisten Rudel waren Selbstversorger und hatten mit den menschlichen Unternehmen wenig zu tun, nicht mal als Kunden. Oder sie lebten eher bescheiden, da sie nur wenig Geld einnahmen, aber das Black-Water Rudel war wohlhabend genug um sich ein gutes Leben machen zu können, auch wenn sie sich tatsächlich zum größten Teil selbst versorgten.

„Dachte ich mir. Aber man kann durchaus legal ganz gut verdienen, auch wenn das Ihnen eventuell fremd erscheint oder nicht schnell genug geht. Wenn Sie mich nun entschuldigen würden, Laura wartet auf mich." Betonte Konstantin provozierend und William Langfield tappte ihm erneut in die Falle.

„Was ist mit Laura?" Könnte sein Wolf grinsen, würde er es tun.

„Oh. Das wussten Sie nicht? Sie wohnt seit einiger Zeit bei mir, seit dem Tod ihrer Mutter fühlt sie sich etwas allein, deswegen haben wir uns dazu entschlossen ein wenig zusammenzurücken. Sie wissen ja wie das ist, wenn man eine Beziehung beginnt." William Langfield sagte für eine ganze Weile gar nichts, dann aber schien er in ein lang geübtes Verhaltensmuster zu fallen.
„Laura ist meine Verlo ...

„Oh. Bitte. Fallen Sie etwa schon auf ihre eigenen Lügen herein? Das ist erbärmlich", kommentierte Konstantin und drehte sich zur Tür herum.

„Auf Wiedersehen Mr. Langfield." Damit verließ er den Raum wieder und sein Lachen viel in sich zusammen. Das William Langfield mit ihm Geschäfte machen wollte, ließ seinen Wolf misstrauisch werden. Vermutlich hätte er sich dieses Angebot zumindest anhören sollen um zu wissen, was der Bürgermeister von ihm gewollt hatte, aber das würde er auch auf anderen Wegen herausbekommen können. Die Frage war nur, ob es dann bereits zu spät war, ihn ein Bein zu stellen.


Beta: Geany



Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Where stories live. Discover now