Erkentnisse

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Kapitel 20


Laura spürte den Schmerz der Trennung noch Stunden nachdem Konstantin gegangen war. Nachdem er den Wagen gestartet und in die Nacht hineingefahren war, hatte sie es nie so sehr bereut einen Mann weggeschickt zu haben. Ja, er war ein Wolf. Ja, er war manchmal wirklich arrogant, aber er war auch verantwortungsbewusst und hatte eine ziemlich anschmiegsame Seite die ihre Knie weich werden lässt. Sie grinste noch lange in ihr Kopfkissen und träumte von einem sexy verschmusten Wolf, der sich irgendwann in einen Mann verwandelte und begann an ihrer Haut zu knabbern.
Am liebsten wäre sie einfach im Bett liegen geblieben nachdem ihr Wecker geklingelt hatte, aber das konnte sie natürlich nicht und als dann Melissa mit ihrer Tochter Carly kam, hatte sie keine Ausreden mehr.
„Du hast nicht angerufen", meinte ihre ehemalige Schulkameradin zu ihr und zog neugierig eine Augenbraue nach oben. Laura dachte an ihr Handy das am vergangenen Abend vergessen in ihrer Tasche gelegen hatte.
„Hätte ich?", fragte sie und Melissa stöhnte leise.
„Meine Nachricht, Laura!", sagte sie und Laura griff in das Seitenfach ihrer Handtasche und zog das Smartphone heraus. Melissa hatte ihr drei Nachrichten geschickt und nachdem sie diese überflogen hatte, war sie plötzlich hellwach.
„Ist da was dran?", fragte Melissa und Laura wünschte sich, Konstantin hätte William doch etwas gebrochen. Dieser Mistkerl hatte in der Stadt herumerzählt, dass Konstantin sie belästigen würde! Dieser Mistkerl! Er konnte es einfach nicht sein lassen!
„Laura, ich weiß das du hast Angst wegen dem Haus hast und traust dich nicht gegen diesen Mann vorzugehen, weil er dich hier wohnen lässt, aber wenn das stimmt dann..."
„Nein, warte bitte Melissa, so ist das nicht", begann Laura und sah sich gezwungen ihrer Freundin tatsächlich alles zu erzählen. Das hatte sie eigentlich vermeiden wollen. Das mit Konstantin war ziemlich schnell gegangen und die ganze Luna-Sache hatte sie zu sehr beschäftigt, als eine alleinerziehende Mutter mit ihrem Gefühlschaos zu belästigen. Aber Melissa durfte nicht glauben, dass Konstantin ihre Situation ausnutzen würde.
„Konstantin belästigt mich nicht. Das, was er tut, ist einvernehmlich. Wir gehen zusammen aus und ich mag ihn", sagte sie und trat ein wenig peinlich berührt von einem Fuß auf den anderen.
„Oh wow", brachte Mellissa heraus und Laura wollte gerade noch mehr sagen, als es an der Tür klopfte. Kurz verwundert wer das um diese Zeit sein könnte, sah Laura in ihrer Küche Carly, die dort brav wartete, bis die beiden Frauen sich fertig unterhalten hatten. Sie war wirklich extrem gut erzogen.
Dann öffnete Laura die Tür und Melissa streckte neugierig ebenfalls den Kopf in die Richtung des Einganges, den sie ja gerade selbst noch passiert hatte. Halb erwartete Laura, Konstantin vor sich stehen zu haben, aber es war ein etwas jüngerer Mann mit einer etwas hageren Figur, auf die man einen perfekten Ausblick hatte, weil er lediglich eine Jeans trug.
Wolf. Eindeutig.
„Ja?", fragte Laura und der junge Wolf streckte sich, um einen Blick in die Wohnung zu werfen.
„Verzeihung Ma'am, aber ich habe Anweisung jeden Fremden in unserem Territorium zu überprüfen und vor ihrem Haus steht ein Wagen", meinte dieser und da machte Melissa schnell einen Schritt nach vorne und lächelte etwas nervös.
„Oh, das ist meiner. Ich bin Kristina Mils Krankenbetreuung. Tut mir leid, es war nie ein Problem, wenn ich einfach hergekommen bin.", sagte sie und der junge Mann war trotz seiner Jugend und den Respekt, den er den Frauen zollte, dann doch sehr eindringlich.
„Wird es in Zukunft. Ende dieser Woche werden die Grenzen bewacht und jeder Wagen angehalten der unbefugt das Territorium betritt." Laura hatte natürlich geahnt, dass es irgendwann dazu kommen würde. Das Wolfsrudel war erstarkt und Konstantin hatte mehr als einmal deutlich gemacht, das er es nicht schätzte, wenn man ungefragt sein Land betrat. Dennoch würde sie nicht dulden, dass dies ihrer Freundin Probleme machte. Schon gar nicht, wenn diese sich um ihre sterbende Mutter kümmerte.
„Sie ist, wie bereits erwähnt, die Betreuung meiner todkranken Mutter und meine Freundin. Ihre Anwesenheit ist hier nicht nur erforderlich, sondern auch sehr willkommen und ich bin mir sicher, Konstantin wird damit einverstanden sein", meinte Laura selbstbewusst und zu ihrer Überraschung nickte der Wolf.
„Sicher, Ma'am. Ich brauche dann nur den Namen ihres Besuches, dass Kennzeichen kann ich mir so abschreiben. Für die anderen Wachen und...", er brach kurz ab und seine Nasenflügel wackelten. Er witterte etwas.
„Ich brauche auch den Namen von dem Welpen", sagte er und Melissa zog fragend eine Augenbraue nach oben, doch da huschte auch schon Carly um die Ecke und drängte sich aufgeregt zwischen die beiden Frauen.
„Du bist ein Wolf!", verkündete sie stolz und zeigte mit ihrer kleinen Hand auf den nackten Oberkörper der Wache. Dieser legte den Kopf schräg, lächelte dann aber breit und ging in die Hocke um mit ihr auf Augenhöhe zu sein.
„Ja, bin ich. Mein Name ist Haik und deiner?", fragte er, anscheinend im Umgang mit Kindern erfahren. Er strahlte sie an, wies ihre Neugierde nicht zurück und war ehrlich entzückt. Laura fragte sich, ob alle Wölfe Kinder so sehr liebten wie Konstantin und bei dem Wissen, dass ihre eigenen Kinder in einem so liebevollen und verständnisvollen Umfeld groß werden könnten, rumpelte es in ihrer Brust.
„Carly. Das ist meine Mama Melissa und Laura, Mamas Freundin." Sie sprühte ihn mit ihrer kindlichen Faszination regelrecht an und dann streckte er die Hand aus und fuhr ihr kurz über die Haare. Laura sah wie sich Melissa neben ihr versteifte, sich dann aber gleich wieder entspannte. Daraus konnte man ihr keinen Vorwurf machen, sie war Wölfe genauso wenig gewöhnt wie all die anderen Menschen in dieser Stadt und im Gegensatz zu ihrer Tochter nahm sie die Gestaltwandler als eine mögliche Bedrohung für ihr Kind wahr. Vorsicht war besser als Nachsicht, doch Melissa fing sich schnell wieder.
„Ja. Danke, Schatz. Geh bitte wieder in die Küche, Laura fährt dich gleich zur Schule, okay?", meinte Melissa und schob ihre Tochter von dem Mann fort, in dem ein Wolf schlummerte, und Carly wollte gerade etwas trotzig werden, als Melissa auch schon dagegen feuerte.
„Sei lieb, Carly! Du willst doch nicht das Haik denkt, du wärst es nicht, oder?" Das half und das Kind trollte sich schnell wieder. Als Haik sich dann wieder zu seiner vollen Größe aufrichtete, grinste er allerdings immer noch.
„Sie ist süß. Ich habe eine Schwester, die reagiert ähnlich auf die Menschen", sagte er lächelnd und zum ersten Mal wurde Laura bewusst, dass sich an diesen ganzen Umzug nicht nur die Menschen gewöhnen mussten, sondern auch die Wölfe. Sie waren zehn Jahre lang irgendwo in der Wildnis gewesen und hatten in einigen Bereichen sicherlich den Kontakt zu den Menschen verloren.
„Oh", gab Melissa von sich und Laura sah auf ihre Armbanduhr.
„Entschuldigen Sie, wir müssen langsam los und es ist besser die Tür bei dieser Kälte vielleicht nicht die ganze Zeit offenzulassen. Ist nun alles geklärt?", fragte Laura den jungen Mann, der sofort wieder eine professionelle Haltung annahm.
„Ja, Ma'am. Bitte entschuldigen Sie die Störung." Damit schlenderte er gelassen, mit nackten Füßen und nackten Oberkörper zurück in den Schnee und weiter in den Wald hinein, wo er sich sicherlich verwandeln wird, um wieder als Wolf seine Patrouille fortzuführen. Laura schloss die Tür und sah Melissa dabei zu, wie sie ihre Gedanken ordnete.
„Sie sind nett. Dass sie Kinder mögen, bringt ihnen einen Pluspunkt", meinte ihre Freundin königlich, dann erhellte sich ihr Gesicht.
„Vielleicht angle ich mir auch einen Wolf. Ich denke die haben keine Vorurteile gegenüber Alleinerziehenden, oder?"
Laura schüttelte den Kopf und sie fand es schade, dass Melissa solche Probleme hatte einen Mann kennenzulernen, weil mehr als die Hälfte der Einwohner in Black Water die Nase über sie und ihren „Bastard" rümpften. Dabei war Carly ein wahrer Sonnenschein und Melissa eine gute Mutter. Sie verdiente es glücklich zu sein.

Laura machte sich fertig für die Arbeit, während Melissa ihrer Mutter beim Anziehen half und Carly sich wie jeden Morgen, wenn sie nicht gerade zu spät waren, ein Sandwich machte und in der Küche ein Buch las. Noch während der Fahrt zur Schule, beziehungsweise zum Kindergarten, dachte Laura an das Gespräch, dass sie heute würde führen wollen und sah sich auf den Parkplatz der Highschool um.
Die jungen Rudel-Highschool-Teenager kamen in der Regel alle zusammen in einem Wagen, wobei sie auch zwei jüngere Kinder mitbrachten und der Jeep immer voll besetzt war. Heute aber entdeckte sie zwei und sah erst beim Vorbeigehen, dass in dem Geländewagen immer noch zwei Leute saßen. Ein Mann, groß und kräftig der geduldig hinter dem Steuer saß und seiner Nachbarin zuhörte. Shiny.
Auch wenn Laura etwas weiter weg war, sah sie die bunten Haare aus Pastelltönen und sie sah sogar die Wut in ihren Augen und wie sie darum kämpfte, die Tränen zurückzuhalten die drohten ihr hübsches Gesicht zu benetzen. Sie verlor den Kampf, schrie irgendetwas, was der Mann mit einem Nicken zur Kenntnis nahm und sie noch wütender machte. Dann riss sie die Tür auf und stürmte so wütend wie sie war zum Eingang der Schule ohne sich umzudrehen.
Laura legte ihre Hand dafür ins Feuer, dass besagter Mann, der noch eine Weile still im Wagen saß, dann auf das Lenkrad schlug um den Wagen zu starten, Jason war. Sie hatte ihn nur einmal gesehen und erinnerte sich kaum an ihn, aber Laura konnte sich nicht vorstellen, wer sonst einen solchen Wutausbruch bei Moonshine auslösen konnte. Sie hatten sich gestritten, gerade heute, wo Laura doch mit Shiny hatte reden wollen. Kein besonders guter Tag. Aber sie würde jetzt auch keinen Rückzieher machen!


Beta: Geany

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Место, где живут истории. Откройте их для себя