Grenzen

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Kapitel 18
Konstantin hatte die Augen geschlossen, aber er hatte keinen Moment wirklich geschlafen. Zwar war sein Wolf gerade von den Streicheleinheiten benommen und sein Verlangen nach Nähe gestillt, aber der Mann war hungrig. Sein Magen knurrte, aber der Hunger, dem sich Konstantin gerade bewusst wurde, hatte nichts mit dem physischen Drang zu tun dieses Essen endlich zu verschlingen, dass Laura gerade zubereitete.
Er wollte sie. Nachdem er gestern Laura verlassen hatte und die Nacht in einem Hotelzimmer verbracht hatte, sehnte er sich danach sich in ihr zu versenken und endlich herauszufinden wie gut sie schmeckte. Zwar hatte er gerade die Gelegenheit gehabt ihre Haut zu kosten, aber dieser lausige Kuss auf ihre Stirn war kein Ersatz für ihren üppigen Mund. Er wollte sie küssen und würde es dennoch nicht einfach so tun. Laura hatte ihn schon einmal davon abgehalten, sie wollte es langsam angehen lassen und obwohl das gerade in der Küche ein sehr intimer Moment gewesen war, würde er sich ihr nicht aufdrängen. Niemals. Er hatte panische Angst davor jeden Fortschritt, den er bei ihr machte, wieder zu verlieren wenn er es zu schnell vorging. Seine Schwester hatte ihn davor gewarnt. Als Mensch empfand Laura das Band so gut wie nicht, es war für sie schwer seine Gefühle nachzuvollziehen und er musste sich einfach darauf verlassen, dass sie sich wirklich in ihn verlieben würde. Leider hatte er keine Ahnung wie er das anstellen sollte.„Hey, schläfst du schon?", fragte Laura leise und als er die Augen öffnete, beugte sie sich gerade so weit über ihn, dass er ihr in den Ausschnitt sehen konnte. Ob sie mit Absicht ein Oberteil mit Wasserfall ausschnitt, trug? War es ihr bewusst, wie sexy sie in der Jeans aussah und wie sehr ihre bloße Nähe an seiner Selbstbeherrschung kratzte? Sicherlich nicht, aber sie hätte eine Ahnung wenn er nicht so unglaublich erledigt gewesen wäre. Die Reise nach Ford Yukon war gut verlaufen, aber sein Wolf war einfach nicht zu Ruhe gekommen. Er hatte auch kaum geschlafen weil es ihn wahnsinnig gemacht hatte nicht zu wissen, wo Laura war, was sie machte und vor allem wie es ihr ging.
„Nein. Nicht wirklich. Ist das Essen schon fertig?", fragte er sanft und konnte sich nicht davon abhalten seine Hand auszustrecken und ihre Wange zu berühren. Sie lächelte und ihre unglaublichen eisfarben Augen strahlten so viel Wärme aus, dass er sich sofort geborgen fühlte.
„Ja. Wenn du mir Platz machst, hol ich unsere Teller und wir können essen", sagte sie und Konstantin erwiderte das Lächeln immer noch müde.
„Du bist ein Traum", entfloh es ihm ohne sich wirklich darüber im Klaren zu sein, was er da sagte. Als er es tat war er allerdings froh, dass Laura lediglich lachte, in der Küche verschwand und dann mit zwei dampfenden und wirklich gut richtenden Mahlzeiten zurückkam.
Sie setzte sich neben ihn auf die Couch und sie aßen ohne etwas zu sagen. Lediglich Blicke huschten ab und an hin und her und als Konstantin endlich fertig war, lehnte er sich träge auf der Couch zurück und beobachtete Laura dabei, wie sie aß.
„Du hattest wirklich hunger", sagte sie und betrachtete demonstrativ seinen leeren Teller auf dem Couchtisch.
„Nein, es war einfach nur extrem lecker, du bist definitiv heiratsfähig", sagte er und nahm eine ihrer Haarsträhnen von ihrer Schulter und ließ sie durch seien Finger gleiten. Das war wirklich eine faszinierende Farbe. Laura bemerkte es, tadelte ihn aber dafür nicht. Das war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
„Ha! Sag das lieber nicht, du hast mich noch nicht in meinen Faul-Phasen erlebt. Ich kann ungespülte Teller trotz Geschirspüler erstaunlich lange in einem Waschbecken stehen lassen", meinte sie mit einem breiten Grinsen. Konstantin lachte und fuhr damit fort mit dem Finger ihr Haar zu kämmen. Sie müsste es immer so offen tragen wie jetzt, sie sah wie eine Feenprinzessin aus.
„Und du wärst erstaunt, wie lange man sich von Fertigpizza ernähren kann", erwiderte er und sah zu, wie Laura angewidert das Gesicht verzog. Sie liebte das kochen. In Hausarbeit mochte sie eine Niete sein, aber so wie sie in der Küche hin und her gehuscht war und mit einem Lächeln vor sich hin gesummt hatte, liebte sie es wirklich.
„Oh Gott, das zwischen uns wird wohl doch nicht funktionieren!", erwiderte sie gespielt schockiert und Konstantins Hand erstarrte. Doch dann sah er ihr Lächeln und den Schalk in ihren Augen. Es war ein Witz, so wie sie immer Witze riss. Das war ihre Art zu flirten, aber sein Wolf verstand es nicht und er konnte nichts dagegen tun, dass er angestrengt Luft holte, sich nach vorne lehnte und sich ihrem Gesicht bis auf wenige Zentimeter näherte.
„Du bist meine Luna, das zwischen uns ist Bestimmung. Es wird funktionieren!", hauchte er ihr sehr ernst entgegen und seine Hand wanderte in ihren Nacken, um seine Finger besitzergreifend darum zu legen und sie festzuhalten.
„Das war ein Scherz, Konstantin", erwiderte sie leise und das wusste er. Rational gesehen wusste er das wirklich, aber er konnte nicht anders. Alles in ihm schrie danach ihr zu beweisen, dass es klappen würde – das es klappen musste. Er war erschöpft, aber er würde nie zu müde sein, um seinen Standpunkt klarzumachen. Dafür war er ein Alpha geworden.
„Ich weiß, aber das zwischen uns ist kein Witz Laura und du hast keine Ahnung wie gerne ich dich jetzt beißen würde, um dir das zu beweisen", meinte er und in seiner Stimme schwang ein leichtes Knurren mit. Sie hatte einen wunden Punkt getroffen, das verstand Laura sofort und ihre Pupillen weiteten sich als er ihr auf diese Weise drohte. Dabei hatte er nicht vor sie körperlich zu verletzen.
„Beißen?", fragte sie kleinlaut und da war Furcht in ihrem Blick, allerdings nur bis zu dem Augenblick als er mit der anderen Hand über ihre Wange fuhr und seine Finger über ihre Lippen gleiten ließ. Eine eindeutig anzügliche Berührung, die ihre Angst in Lust umschwenken ließ.
„Es würde nur einen kleinen Moment wehtun. Nur ganz kurz bevor es dich in Ekstase versetzen würde. Es würde dich markieren, zu meinem Eigentum machen und es wäre eine deutliche Warnung an jeden anderen Wolf. Du wärst meins."
Er sah genau, wie sich etwas in ihr dagegen wehrte als Eigentum bezeichnet zu werden, aber da war auch noch etwas anderes. Er war ein dominanter Mann, selbst an den Maßen von Gestaltwandlern gemessen. Ihr Geist würde immer frei sein, genauso wie sie in ihrem Tun frei war, aber eins würde er niemals dulden: Untreue. Lauras Körper gehörte ihm, kein Mann würde sie jemals auf diese anzügliche Art und Weise anfassen wie er es gerade tat.„Und wie würde ich dich markieren?", fragte sie und während der Alphawolf sie fragend anblickte und knurrte, weil er sich naturgemäß niemals beherrschen lassen würde, war der Mann froh, dass sie das fragte.
„Willst du mich beißen, Laura?", fragte er und näherte sich wieder ihrem Gesicht, strich mit den Lippen über ihre und sie schloss die Augen, genoss seine Nähe und das Spiel, dass sie hier spielten. Dann nickte sie und wartete darauf, dass er sie küsste. Aber er ließ sich Zeit, wollte diesen Moment auskosten, sie verführen und dafür sorgen, dass sie ihm komplett verfiel.
„Ist, dass das, was man tun sollte, beim zweiten Date?", fragte er provozierend und Laura öffnete die Augen und unkelte ihn böse an.
„Wahrscheinlich nicht, aber seit wann hältst du dich an menschliche Konventionen?", fragte sie und das war alles, was er an Zustimmung brauchte. Er küsste sie. Nicht zärtlich und nicht so wild wie er am liebsten getan hätte und Laura ließ sich küssen. Sie schloss die Augen, genoss das Gefühl genauso wie er selbst und auch wenn das hier definitiv nicht sein erster Kuss war und ihrer auch nicht, fühlte es sich genauso an. Lauras Zurückhaltung, die er erst mit einem etwas kräftigeren Knabbern an ihrer Unterlippe zu Staub zermahlen konnte, war nicht aus Keuschheit geboren, sondern aus Unsicherheit. Das spürte er, er fühlte durch das Band ihre Aufregung, ihre Begierde und vor allem ihre Furcht davor, etwas falsch zu machen.
Aber sie musste keine Angst haben. Konstantin legte eine Hand in ihren Nacken, gab ihr das Gefühl von Sicherheit, bevor er mit den Zähnen ihre Unterlippe streifte und Lauras Herzschlag sich weiter beschleunigte. Er fühlte, wie sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper bildete und wollte den überwältigenden Moment, der sie kurz aus dem Konzept brachte, nutzen, um mit seiner Zunge in ihren Mund einzudringen. Doch da drückten sich schon zwei Hände gegen seine Brust und er beendete den Kuss.
„Ich muss noch das restliche Essen wegpacken", sagte sie, als wäre das irgendwie wichtig aber er nickte lediglich und ließ ihren Nacken los, damit sie vor ihm fliehen konnte. Ihre Augen waren immer noch geweitet und ihr Puls raste als sie zurück zur Küche lief und tat, was sie tun wollte. Sie brauchte diesen Abstand jetzt. Konstantin wusste das. Aber dem Wolf war es egal, er wollte seine Gefährtin berühren.
Er sah genau wie sie sich versteift als er die Küche betrat. Und während Laura eine Schüssel zurück in den Hängeschrank der Küche stellte, drängte er sich so dicht hinter sie wie er konnte und umschloss ihre Hüfte bevor er sein Gesicht in ihr Haar drückte und ihren einmaligen Duft einatmete.
„Da geht eigentlich alles viel zu schnell", sagte sie, ließ es aber zu das er sie auf diese Weise bedrängte, ohne noch einmal die Flucht zu ergreifen. Vorerst.
„Geht es dir zu schnell?", fragte er und wartete geduldig, bis Laura die Antwort gefunden hatte.
„Nein. Aber ich bin besorgt darüber", gestand sie. Konstantin griff nach ihren Hüften und drehte sie um bis seine Luna zwischen ihm, seinem Wolf und der Arbeitsplatte eingesperrt war. Das Signal war deutlich: Es gab kein entkommen!
„Ich kenne dich doch kaum" hauchte sie atemlos und ihre Finger rieben über die Knopfreihe an seinem Hemd und obwohl ihm die Berührung gefiel, flatterten seine Stimmbänder nicht, so wie sie es vorhin getan hatten als Laura meinte, er würde schnurren. Vorhin war er einfach zu erschöpft um mehr zu wollen als ein paar Streicheleinheiten und eine Mütze schlaf. Aber jetzt wollte er sein Dessert.
„Dann lern mich kennen, Laura. Schick mich heute Nacht nicht weg", erwiderte er. Darauf kannte er aber die Antwort noch bevor er die Frage zu Ende gestellt hatte. Sie lächelte traurig und schüttelte den Kopf. Sie war erregt aber auch noch zu sehr verwirrt. Sie vertraute ihren Gefühlen nicht, aber einen Versuch war es wert gewesen.
„Tut mir leid", flüsterte sie noch und ließ sich von ihm ein weiteres Mal küssen. Nur kurz und viel zu Keusch für seinen Geschmack, aber er würde eben warten müssen. Die Frage war nur, wie lange er das noch konnte.


Beta: Geany

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Where stories live. Discover now