ungewollter Besuch

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Kapitel 14


Sie wartete auf Konstantin. Laura würde das niemals offen zugeben, aber als die Mütter aus dem Rudel kamen um ihre Kinder von der Schule und aus der Kindertagesstätte abzuholen, reckte sie ihren Hals um zu sehen, ob auch ihr Alpha dabei wae, wurde dann aber enttäuscht. Stattdessen sah sie Konstantins Schwester Margot, die einen kleinen Jungen abholte, der eindeutig schon zur Schule ging. Laura war bereits am Wagen und dachte gerade darüber nach, ob sie den Wagen nehmen oder die wenigen Straßen bis zum Lebensmittelgeschäft laufen sollte. Sie würde Konstantin morgen einen bis zum Rand gefüllten Kühlschrank präsentieren, soviel stand fest. Doch da schlenderte Margot mit einem herzlichen Lächeln auf sie zu, während ihr Sohn noch kurz mit seinen neuen Freunden sprach.
„Sie machen sich gut, Laura", begann sie und Laura lächelte freundlich zurück. Sie mochte diese Frau, das hatte sie schon an dem Tag, als sie mit dem Wagen steckengeblieben war, festgestellt.
„Lassen Sie mich raten, die Mütter haben geredet."
„Wir sind ziemliche Klatschmäuler, daran werden Sie sich gewöhnen. Es ist schön zu wissen, dass Sie bereits jetzt zu uns stehen, das wird ihre Eingliederung ins Rudel leichter machen und schafft Vertrauen auf allen Seiten", erklärte Margot knapp und grinste wissend. Laura öffnete den Mund, wusste aber nicht was sie darauf sagen sollte. Margot wusste anscheint ebenfalls über dieses „Luna" Ding Bescheid, schien es aber in Gegensatz zu ihr zu verstehen.
„Ich weiß nicht was ich davon halten soll", gestand sie und beobachtete die Kinder, die fröhlich gelaunt aus dem Schulgebäude kamen. Die Highschool ging noch eine Weile, aber die Grund- und Mittelschule war vorbei.
„Er hat Sie auch regelrecht überfahren. Geduld war nie Kons Stärke, nehmen Sie ihm das nicht übel. Eine Luna zu sein ist etwas Besonderes. Jedes Mädchen in unserem Volk träumt davon eine zu sein und jeder junge Wolf eine Luna zu bekommen", meinte sie, aber Laura zuckte nur mit den Schultern.
„Ich habe nie davon geträumt eine Braut zu sein und habe auch nicht wirklich vor zu heiraten. Tut mir leid, ich will nichts überstürzen." Laura wünschte sich eine Familie, das schon. Aber sie war keine dieser Frauen die glaubten nur mit einem Mann an ihrer Seite funktionieren zu können. Sie war selbstständig und emanzipiert.
„Eine Luna zu sein ist nichts, was man sich aussucht. Ich dachte, das hätte er Ihnen erklärt", wunderte sich Margot, aber Laura schüttelte den Kopf.
„Er hat gar nichts erklärt und ich habe im Internet dazu nichts gefunden, also..."
„Moment, warten Sie hier!", unterbrach Margot sie sanft, huschte zu ihrem Wagen und kramte auf den Rücksitz herum, wo sich ein Kindersitz und dutzende Spielzeuge stapelten. Sie hatte eindeutig mehr als ein Kind, aber Laura würde diesbezüglich nicht fragen. So gut kannten sie sich schließlich noch nicht.
Sie kam mit einem kleinen Buch in der Hand zurück und reichte es Laura. Es war ein Kinderbuch mit dem Titel „Unsere Geschichte".
„Ein Mann aus einem Rudel in den Staaten hat das im Eigenverlag herausgebracht. Es gibt leider keine Kinderbücher auf dem Markt, die unsere Legenden erzählen. Doch die Welpen sollten dennoch damit aufwachsen, auch wenn man keine Granny hat die sie einem erzählt", meinte sie und Laura betrachtete fasziniert die schönen Illustrationen und überflog die Geschichten.
„Ich schenke es Ihnen, da wird auch die Legende der Luna erzählt und erklärt. Vor allem auch das, was nicht nur eine Legende ist", sagte sie und verabschiedete sich schnell, als ihr Sohn ihr zurief, er wolle nach Hause weil er Hunger hatte. Margot winkte ihr noch kurz zu, bevor sie einstieg und erst da fiel Laura ein, dass sie ganz vergessen hatte sich zu bedanken, winkte aber zurück und lächelte. Sie hoffte, das mit dem Dankeschön so bald wie möglich nachholen zu können.
Als sie zu Hause ankam erwartete sie, ein weiteres Mal Konstantin irgendwo herumschleichen zu sehen, aber zu ihrem Bedauern war es nicht der mächtige Jeep des Alpha vor ihrer Tür, sondern die etwas protzigere Ausgabe die gemeinhin William Langfield gehörte.
„Verfluchter Mistkerl!", fluchte Laura, belud ihre Arme mit den Einkaufstüten und trottete schlecht gelaunt in ihr Zuhause. Der  Idiot war weder in der Küche noch in dem Wohnzimmer oder dem unteren Bad, welches Laura in der Regel benutzte. Aber Laura hatte auch nicht damit gerechnet, dass er sich hier unten aufhalten würde. Sie verstaute erst die Einkäufe um sich zu beruhigen und weil sie das unvermeidliche herauszögern wollte. Das letzte, was sie wollte, war William bei ihrer Mutter zu wissen, aber was konnte sie schon tun als sich einfach fernzuhalten? Das beste was sie da oben erwartete, war ein William, der sich bei ihrer Mutter einschleimte und versuchte sich an sie heranzumachen. Das Schlimmste ein William der ihre Mutter brühwarm erzählte, wie schlecht sie sich ihm gegenüber benommen hatte und dann würde sie sowieso nichts zu ihrer Verteidigung vorbringen, um ihre Mutter eine Szene zu ersparen.
Sie wartete unten, als schwere Schritte die Treppe herunterkamen und Laura straffte die Schultern als William sich in den Rahmen der Küchentür lehnte und ihr dabei zusah, wie sie den Kühlschrank einräumte.
„Hallo", sagte er und als Laura einen Blick über ihre Schulter riskierte, grinste der Typ sie an als wären sie heute Morgen nicht aneinander geraten. Wenn er dieses Spiel spielen wollte, spielte er es allerdings allein. Sie warf die Kühlschranktür mit einem Knall zu und verschränkte ablehnend die Arme vor der Brust.
„Wo die Tür ist, weißt du ja", murrte Laura unwillig Frieden zu schließen, sie hatten keine einfache Meinungsverschiedenheit. Der Kerl war ein Rassist und das würde sie ihm auf keinen Fall einfach so durchgehen lassen!
„Ich dachte, wir könnten uns beruhigen und reden. Das würde deine Mutter sicher freuen", meinte er und lächelte charmant, aber Laura schüttelte den Kopf. In dieser Hinsicht war sie unversöhnlich.
„Es ist mir egal, was meine Mutter glücklich macht. Sie ist Sterbenskrank aber das bedeutet nicht, dass ich sie anlügen oder ihr etwas vorspielen werde. Ich will dich nicht in meinen Leben und dass du es überhaupt wagst dieses Haus zu betreten während ich nicht da bin, zeigt mir nur, wie sehr du die Situation immer noch nicht verstanden hast. Wenn Konstantin das erfährt, wird er dich umbringen und glaub mir: ich halte ihn nicht davon ab!" fuhr sie ihn harsch und vor allem empört an. Wann genau würde Langfield endlich genug davon haben sich von ihr anschnauzen zu lassen und aufhören sich bei ihrer Mutter einzuschleimen. Es würde nichts bringen. Sie war fertig mit ihm!
„Konstantin, ja? Deine Mutter hat mir erzählt, dass er dich zu einem Essen erpresst hat und nun seid ihr schon beim Vornamen? Glaubst du etwa, er lässt dich aus reiner Liebenswürdigkeit hier wohnen? Er nutzt dich aus, höchst wahrscheinlich um sich mit mir anzulegen."
„Die Welt dreht sich nicht alleine nur um dich, Langfield, und nun verschwinde aus meinem Haus!", murrte sie trotz seiner Einwände weiter. Am liebsten hätte sie gesagt, dass Konstantin sie tatsächlich um ihrer selbst willen mochte, aber sie hatte nicht vor sich ihm gegenüber zu rechtfertigen.
„Du suchst dir die falsche Seite aus"
„Ich suche mir die einzig richtige Seite aus!", widersprach sie heftig und sah dabei zu, wie sein Lächeln verschwand und er sie einige Sekunden voller Zorn aber wortlos anstarrte. Vielleicht schätzte er ab, ob es etwas bringen würde, aber vielleicht verstand er es auch, als er sich umdrehte und ging. Die Haustür viel mit einem lauten Rums ins Schloss. Der heftigste Gefühlsausbruch den sie bei diesem eiskalten Klotz jemals erlebt hatte.
Dennoch ging sie zum Küchenfenster um sicherzugehen, dass er auch tatsächlich in seinen protzigen Jepp stieg und sich endlich trollte. Sie atmete erleichtert aus als er den verschneiten Weg entlang fuhr und zuckte zusammen, als er plötzlich wieder anhielt, weil sich ein anderer schwerer Wagen vor ihm befand. Quer.
„Oh, Mann", stieß sie aus und sah dabei zu, wie Konstantin aus dem quer stehenden Wagen stieg. William stieg ebenfalls aus und sie sah, dass zwischen den beiden Männern ein Wortgefecht entbrannte, dass Laura die Luft anhalten ließ. Sie erahnte den ersten Schlag noch bevor er kam, allerdings war sie schockiert, dass er von William kam und nicht von Konstantin. Wenn sie es jemanden zugetraut hätte zuerst auszurasten, dann wäre es Konstantin gewesen. Aber es war auch egal, wer mit der Prügelei anfing, Laura würde sie beenden.


Beta: Geany

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Where stories live. Discover now