Die Ruhe vor dem Sturm

19.4K 966 31
                                    

Kapitel 28

Irgendwann in der Nacht hatte Konstantin sie dazu gezwungen die Leiter herauf auf diese Zwischendecke nahe der Dachschräge zu klettern, um sich mit ihm ins Bett fallen zu lassen. Das war das Letzte an das sie sich erinnerte und das erste, was ihr wieder einfiel, als sie die Augen öffnete und versuchte die schweren Gliedmaßen von sich zu schieben, die sie festhielten. Konstantin neben ihr hatte allerdings andere Pläne, er knurrte etwas ungehalten wegen der frühen Störung und nuschelte irgendetwas davon, dass sie ruhig liegen sollte in ihr Haar. Als würde sie da tatsächlich eine Wahl haben.

„Ich muss zur Arbeit", hauchte sie leise in die immer noch dunkle Nacht hinein und tatsächlich öffneten sich kurz seine Augen und diese schienen im dunklen regelrecht zu leuchten als er sie anblickte.

„Du hast deine Mutter verloren, du bleibst bei mir", bestimmte er lediglich knapp, schob dann wieder ein Bein über ihres und zog sie fester an seine Brust. Hitze explodierte in ihrem Arm und während Laura versuchte ihre durcheinander geratenen Haare zu ordnen dachte sie darüber nach wie weit sie diese Bevormundung akzeptierte.

„Das kannst du nicht bestimmen, Konstantin. Ich habe Verpflichtungen und ich..."

„Also willst du in den Kindergarten, dich mitleidig anblicken lassen, die Beileidsbekundungen von all den Eltern entgegennehmen und dich in der Toilette einsperren, wenn dich die Trauer überwältigt?", unterbrach er sie kurz und Laura öffnete den Mund, um ihn zu sagen, dass das nicht passieren würde, stellte aber genau in dem Augenblick fest, dass es doch so war. Der Sex hatte sie von dem Schmerz abgelenkt, seine Nähe linderte ihn auch //zusätzlich aber er war da und alleine die Erwähnung der Trauer genügte, um ihr wieder Tränen in die Augen schießen zu lassen und dafür zu sorgen, dass ihr Herz sich verkrampfte.

Tod. Sie tot und sie würde auch nicht zurückkommen. Laura war alleine und sie...

„Ist schon gut. Wenn du willst, kann ich anrufen und Bescheid geben, dass du heute nicht kommst und wir vergraben uns heute den ganzen Tag im Bett", bot er ihr an, legte seine große Hand an ihre Wange und zwang sie dazu ihn anzusehen, als ihr Blick abschweifte. Es war wirklich schwer diesem Kerl zu widerstehen, aber selbst wenn sie sich dazu entschloss heute hier zu bleiben konnte sie nicht auch ihn von seiner Arbeit abhalten.

„Du hast doch selbst Verpflichtungen", meinte sie und Konstantins Grinsen sah sie selbst im trüben Licht. Er strich ihr durch die Haare und sein nackter Körper rieb sich an ihrem, so dass sich ein weiterer Schauer über ihre Haut ergoss, der dafür sorgte, dass sie sich weiter an ihm reiben wollte. Die Anziehung zwischen ihnen war noch lange nicht erloschen und so genoss sie es wie seine heißen, festen Muskeln sich an ihren Körper drückten.

„Du bist meine Verpflichtung und das Rudel wird dafür Verständnis zeigen, dass du gerade meine oberste Priorität bist", meinte er, lehnte sich zu ihr herüber und küsste sie sanft auf die Lippen. Laura schmolz dahin, drehte sich ganz zu ihm und versank in seinen Armen.

„Dabei kennst du mich doch nicht einmal wirklich", meinte sie und lächelte ihn an, denn sie hatte keinen Zweifel daran, dass er auch dieses Argument einfach wegfegen würde.

„Ein Mann braucht sicherlich kein Bewerbungsgespräch, wenn er den Tag mit einer schönen Frau im Bett verbringen will. Mach dir keine Gedanken darum. Verstehe es, verarbeite es und dann heile, Laura. Ich werde da sein, wenn du mich brauchst, das schwöre ich dir." Hauchte er ihr entgegen und einmal mehr fragte sich Laura, woher dieser Mann immer wusste, was er sagen sollte. Er wirkte sicherlich nicht wie ein Romantiker.

„Vorsicht Wolf, ich komme darauf zurück und ich kann ziemlich klammern wenn ich das will", lächelte sie, strich mit den Lippen über sein Kinn und liebte es wie rau sich seine Bartstoppeln auf ihrem Gesicht anfühlten.

„Klammere ruhig, damit komme ich klar", murmelte er, schob sich über sie und wollte sie gerade wieder küssen, als ein Hämmern an der Tür zu hören war und Laura fürchterlich zusammen zuckte.

Konstantin setzte sich auf, schob Laura instinktiv hinter sich und knurrte dann leicht.

„Ich bringe den Kerl um, es ist mitten in der Nacht!", entfuhr es Konstantin und Laura wollte sich gerade einmischen und ihm klarmachen, dass in nicht mal einer Stunde die Sonne aufgehen würde, doch da wandte sich ihr Wolf auch schon wieder ihr zu.

„Bleib hier, ich bin gleich wieder da", hauchte er betont sanft, rutschte von der Matratze, die er einfach auf der Zwischendecke aus Holz platziert hatte von der man den Rest des Hauses überblicken konnte und sprang einfach herunter ohne die angelehnte Leiter zu benutzen.

Fasziniert sah Laura dabei zu wie Konstantin sich ohne große Mühe einfach aufrichtete und splitterfasernackt auf die Tür zu schritt als befürchtete er nicht im Geringsten mit seinem Nacktheit irgendjemanden zu verstören. Laura selbst fand dieses Verhalten eher befremdlich, sie würde niemals nackt die Tür aufmachen, aber es überraschte sie nicht. Gestaltwandler gingen mit ihrem Körper anders um als die Menschen. Davon hatte sie gelesen und wenn sie weiter auf Konstantins nackten Hintern starrte, war sie sich sicher Gefallen daran finden zu können. Auch wenn sie selbst sich so weit auf der Matratze zurückzog wie es ging, damit sie selbst niemand sehen konnte, als er die Tür aufmachte und ein noch etwas größerer und wesentlich wütender Mann sich seinen Weg ins Haus bahnte.

„Du hast gesagt du mischst dich nicht ein!", entfuhr es diesem und Laura erkannte diese Stimme als die von Jason, Moonshines Gefährten.

„Ich sagte nur, dass du mit ihr reden solltest. Ich weiß nicht was passiert ist aber Laura hat mir geredet und das, was sie mir erzählte, klang nicht sehr ermutigend", meinte Konstantin und griff nach seiner Hose, die noch auf dem Fußboden lag und zog sie an. Das war das letzte, was Laura sah, sie lehnte sich weiter zurück und hörte einfach nur noch zu.

„Ich kann ihr nicht geben was sie will und sie hasst mich dafür", meinte Jason und seine Stimme klang so hilflos wie Laura sich fühlte, weil sie gezwungen war die Männer zu belauschen und ihnen keine Privatsphäre gönnen konnte.

„Tut sie nicht, Jason. Aber es hilft nicht, wenn du immer nur schweigst. Rede mit ihr und klär das", meinte Konstantin und langsam fühlte sich Laura wirklich unwohl. Sie wollte sich nicht einmischen, dafür kannte sie weder Jason noch Shiny noch das Rudel im Allgemeinen zu genügen. Dennoch zog sie die Decke etwas weiter über sich und die Männer verstummten.

„Verflucht. Tut mir leid, Kon, ich habe nicht mitbekommen, dass...", begann Jason und Laura spürte wie sie rot anlief. Jason schien so aufgeregt gewesen zu sein, dass er nicht bemerkt hatte, dass Konstantin nicht alleine war und es erst verstand als Laura mit den rascheln der Decke auf sich aufmerksam gemacht hatte.

„Schon gut, ich werde heute hier bleiben. Ich erkläre es dir später. Klär das mit Shiny, verdammt bring das in Ordnung. Mir ist egal wie alt sie ist, sie ist deine Luna, verdammt. Wir brauchen innere Stabilität im Rudel um überleben zu können. Kümmer dich um sie, Jason und vor allem: Versau es nicht, indem du nur schweigst", erklärte Konstantin und nach wenigen Sekunden, Laura hatte keine Ahnung wie lange genau, ging die Tür wieder auf und zu und sie wagte es wieder hinunter zu schauen.

„Dir ist es egal wie alt sie ist?", fragte Laura etwas skeptisch und sah dabei zu wie Konstantin eine große Salatschüssel holte, sie mit Cornflakes füllte, Milch dazu gab und mit zwei Löffeln die Leiter herauf kam und sie ihr hinhielt. Kochen gehörte wirklich nicht zu seinen stärken aber Laura nahm die Schüssel und beschwerte sich nicht über das Frühstück.

„Wie uns die Menschen sehen ist wichtig, aber nicht für diesen Preis. Nichts ist wichtiger als die Familie", meinte er, setzte sich neben sie nachdem er die Leiter erklommen hatte und nahm den zweiten Löffel. Es war schön einfach hier zu sitzen und einen Tag außerhalb der Welt zu verbringen. An ihrer Seite ein Wolf der sie beschützte und eine Schüssel Cornflakes zum Frühstück. Doch sie wusste, dass es nicht immer so friedlich bleiben würde aber wie schnell der Sturm letztendlich aufzog, hätte sie niemals geahnt.

Beta: Geany <3


Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora