Antrag? (+Glossar)

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Kapitel 54

Die Ermittlungen liefen weiter und Melissa wurde es auch zwei Wochen nach dieser furchtbaren Nacht nicht müde, Sheriff Johnson damit in den Ohren zu liegen, dass sie endlich wissen wollte, wer ihre Tochter entführt hatte. Carly selbst ging es wieder gut, sie spielte sogar mit Konstantins Neffen, auch wenn dieser wenig begeistert davon war "Mädchenspiele" machen zu müssen, weil Carly nicht raus durfte in die Kälte und vom Rudelarzt mit Argusaugen überwacht wurde.

Auch Peeter, der junge Wolf, der den Selbstmord vom Sheriff hatte mit ansehen müssen, ließ sich ein paar Mal in der Praxis blicken und musste dem Rudelarzt unangenehme Fragen über seine körperliche Verfassung beantworten. Er schlief nicht gut und aß zu wenig hatte sich seine Mutter beschwert, aber Bill, der Rudelarzt beschied dass er schon wieder in Ordnung kommen würde. Konstantin half dabei auf seine eigene Weise und brummte dem jungen Wolf mehr Trainingseinheiten mit Jason auf. Ausdauertraining, Hürdenlauf, Gewichte stemmen. Laura fand es fast grausam wie Jason die Jugendlichen schindete, aber in Peeters Fall schien es zu helfen. Er schien immer ausgeglichen wenn er auf seinen Runden Konstantins Haus passierte und Laura zuwinkte, wenn er sie sah.

Es blieb ruhig in Black-Walter, aber man spürte die Anspannung in der Stadtbevölkerung. Viele ließen ihre Kinder zu Hause, Geschäfte blieben vorerst geschlossen und die Polizei fuhr vermehrt Streife. Die Gemeinde stand wieder unter Zwangsverwaltung der Regierung und der Stadtrat blieb mit der Führung der Stadt allein. Der Staat Alaska half nicht wirklich viel, das hatte er nie.

Als Laura von Mister Gold, ihrem Anwalt, erfuhr, dass ihr Vater tatsächlich entlassen wurde, weil berechtigte Zweifel an seiner Schuld aufgekommen waren brach aber alles wieder über sie hinein. Zumindest im Geist. Sie dachte an die vergangenen Tage und Wochen, an die Ermordung eines Teenagers, wo der einzige Verdächtige sich langsam als unschuldig herauskristallisierte und eine unaufgeklärte Entführung, weil Carly sich nicht erinnern konnte was passiert war. Posttraumatische Belastungsstörung, hatte Bill es genannt und versichert, dass es noch ein paar Wochen dauern konnte bis Carlys Gehirn sich wieder erinnerte. Dann würde es vielleicht endlich wieder vorangehen.

Es war Konstantin der sie aus den Erinnerungen riss, als sie Gedankenverloren vor dem Spülbecken stand und das Mittagsgeschirr abspülte. Sie spürte ihn hinter sich noch eher er sich bemerkbar gemacht hatte und sein warmer Atem über ihren Nacken gleiten konnte.

"Wo bist du, Baby?", fragte er und griff nach ihrer Hand, in der ein Messer lag, dass sie gerade gesäubert hatte. Sie hatte nicht einmal bemerkt wie fest sie den Griff umschloss, bis seine langen, rauen Finger es aus ihrer Faust befreiten und es beiseite legten.

"Jetzt wieder hier", sagte sie, drehte sich zu ihm um, ohne auch nur einen Millimeter von ihm abzurücken. Seine Nähe tröstete sie enorm. Sie hatten in den letzten Tagen so viel miteinander gesprochen, sich gegenseitig die Beschreibungen der Bilder angehört, die ihnen im Kopf herumspuckten. Sie hatten ihr Leid geteilt und waren sich in den letzten Tagen so nahe gekommen, wie es eigentlich nicht gehen sollte, ohne nicht sofort zu verschmelzen.

Laura hatte gelernt, dass ihr immer so starker und ungetrübter Wolf sehr wohl unter den Bildern litt und, dass die Verantwortung ihn manchmal zerriss. Aber das würde er nie jemanden zeigen können, denn er war der Alpha und sich zu sorgen, ohne es sich ansehen zu lassen, war sein Job. Konstantin hatte sich wiederum verständnisvoll gezeigt, als sie ihm gestand wie zwiegespalten sie sich fühlte. Die Erinnerungen an ihren Vater waren immer liebevoll gewesen, er hatte ihr das Eislaufen beigebracht obwohl er es selbst kaum beherrschte und hat sich nicht dafür geschämt vor seiner Tochter und seiner Frau zu stürzen. Sie erinnerte sich an die Liebe, die ihr Vater zu ihrer Mutter bewiesen hatte, als er einmal mitten auf den Weg zur Arbeit umdrehte, um sich den Kuss zu holen, den er vergessen hatte ihr zu stehlen. Er war ein guter Mann gewesen, ein liebender Mann. Zumindest innerhalb ihrer vier Wände. Draußen war er anders. Laura hatte das bemerkt, als sie fünfzehn geworden war und ernsthaft anfing für William Langfield zu schwärmen. Sie war nach der Schule zu ihrem Vater ins Büro gegangen, um mit ihm darüber zu reden, seinen Segen für ihre naive Verliebtheit zu bekommen. Doch der Mann, der da im Büro saß und wutentbrannt einen seiner Angestellten zurechtwies, war nicht der Mann, den sie kannte. Aber wie weit das ging, hatte sie nie ganz begriffen und wahrscheinlich begriff sie es auch jetzt noch nicht so recht.

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora