schnurren

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Kapitel 17
Laura öffnete die Tür am Abend, noch bevor Konstantin die Gelegenheit hatte anzuklopfen. Sie hatte wie ein neugieriges Kind kurz vor Weihnachten in der Küche gesessen und darauf gewartet, dass das ihr bekannte Motorengeräusch aufheulte. Als sie es dann endlich hörte, war sie kaum noch zu halten gewesen. Sie hatte an der Tür gestanden und darüber philosophiert wie lange er brauchen würde um aus dem Wagen zu steigen und zur Tür zu kommen. Der Drang sie aufzureißen und selbst hinauszustürmen war immens, aber so eine Frau war sie nicht. Irgendwann, nachdem sie erkannt hatte wie William wirklich war, hatte sie sich geschworen nie zu einer Ehefrau zu mutieren die sehnsüchtig am Abend auf ihren Mann wartete. Das sie es jetzt irgendwie dennoch geworden war, kratzte an ihrem Ego.
Aber schlimmer als ihr beschädigter Stolz schienen diese unendlich langen Sekunden des Wartens zu sein und als sie ihn direkt vor ihrer Eingangstür wahrnahm, riss sie einfach die Tür auf und starrte ihn mit großen Augen an.
Für einen Moment standen sie sich einfach gegenüber. Er, großgewachsen und attraktiv und sie, die sich wieder einmal vollkommen underdrest fühlte. Wie schaffte es dieser Mann nur wie aus dem Ei gepellt auszusehen und dennoch so ... so ... wild zu wirken? War das das große Geheimnis der Gestaltwandler? Hatten sie die coolness quasi für sich gepachtet und würde auch ein Mensch in diesem feinen Hemd und der Anzughose so lässig wirken, wie es ein Konstantin Hunt vermochte?Sie wusste es nicht. Aber was sie wusste und deutlich sah war, dass er müde wirkte. Sein Hemd hatte ein paar Falten und obwohl seine Haare wieder einmal ordentlich nach hinten gekämmt waren, befand sich ein dunkler Bartschatten auf seinem Kinn und als er sich zu einem Lächeln durchrang, hob sich nur einer seiner Mundwinkel.„He", sagte er und lehnte sich erschöpft an den Türrahmen.
„Fahren wir weg? Ich dachte, ich koche und wir essen lediglich zusammen", sagte sie und deute auf den Anzug. Meine Güte, er trug sogar ein Paar von diesen totschicken Businessschuhen. Hatte sie etwas an ihrer Verabredung falsch verstanden oder versuchte er damit nur Eindruck zu schinden? Konstantin war ein stolzer Mann und sicherlich auch hin und wieder ein Angeber, aber sich zu verstellen viel ihm sonst überhaupt nicht ein. Er hatte ja schließlich bereits in nichts weiter als einer Jeans vor ihrer Tür gestanden und der Anblick seiner fein definierten Muskeln und der schrecklichen, aber sexy Narben auf seiner Brust, hatten ihr einige nette Stunden unter der Dusche beschert.
„Ich komme gerade aus Fort Yukon, eigentlich wollte ich mich umziehen bevor ich zu dir komme aber...", er machte eine kleine Pause und ließ sein Blick einmal komplett über sie wandern „Ich musste dich sehen. Sofort", sagte er und seine Stimme klang dabei dermaßen intensiv, dass es Laura eine Gänsehaut verpasste. Und wahrscheinlich auch ein nasses Höschen.
Die Wirkung, die dieser Mann auf sie hatte, war schlicht und ergreifend zu viel. Dennoch bemühte sie sich um eine teilnahmslose Miene. Schlimm genug, dass sie wie eine Irre die Tür aufgerissen hatte als hätte sie nur darauf gewartet das tun zu können – was ja auch so war, aber das würde sie selbst unter Eid bestreiten - sie musste ihn nicht auch noch wie eine sehnsüchtige Jungfer ansabbern.
„Naja, ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich kein Ballkleid trage", meinte sie und versuchte mit diesem Witz etwas von der Anspannung wegzunehmen, die zwischen ihnen entstand. Sie machte einen Schritt zurück und ließ den Wolf in ihr Haus und dabei viel ihr die Tüte in seiner Hand auf.
„Was ist da drin?", fragte sie neugierig und deutete auf die Tüte und dabei sah sie genau, wie Konstantin ihr unverblümt auf den Hinter starrte als sie die Tür hinter ihm schloss. Nicht, dass sie das mit ihrer engen Jeans nicht beabsichtigt hätte, aber sie hätte ihm zugetraut etwas subtiler vorzugehen. Doch das tat er nicht – würde auch irgendwie nicht zu ihm passen.
Bevor er sich artikulieren konnte – ein weiteres Kompliment für ihren Po – nahm sie ihm die Tüte ab und sah hinein.
„Du warst einkaufen?", fragte sie und sah böse zu ihm hinauf, doch er grinste lediglich etwas träge.
„Nur für den Fall, dass du nicht genug im Haus hast um einen Wolf satt zu bekommen", hauchte er ihr entgegen, aber Laura schnaufte ohne sich von seinem Charme einwickeln zu lassen.
„Ich sagte doch, dass wir nicht wirklich hungern!"
„Und ich sagte, dass ich kochen kann. Beides Halbwahrheiten! Ein Rudelmitglied hat dich gestern im Supermarkt gesehen und vor allem deinen Gesichtsausdruck an der Kasse. Ich will dir dein Leben einfacher machen, nicht schwerer", sagte er und sie sah ihm eine Weile in die Augen und überlegte, ob sie es weiter bestreiten sollte. Beschloss dann jedoch es nicht zu tun. Ja, sie hatte ihren Stolz, aber wenn sie ihnen beiden eine Chance gab, musste sie auch offen sein.
„Danke", sagte sie schlicht und stellte die Einkaufstüte auf den Tisch um den Inhalt zu betrachten. Gemüse, Obst, Fleisch – viel Fleisch – und Milchprodukte.
„Und was genau ist die Halbwahrheit beim Kochen?", fragte sie, damit sie nicht die einzige war, dessen Ego Schaden erlitt. Konstantin kam zu ihr, nahm ihre Hand in seine und zog sie an seine Brust. Eine solche Intimität stand ihm eigentlich noch längst nicht. Aber wer war sie einen Alpha zu sagen was ihm zustand und was nicht und sich damit selbst um diese unglaubliche Wärme zu bringen, die sein Körper ausstrahlte?
„Naja, ich mag ein Alpha sein, aber meine Schwester betont immer wieder, wie unglaublich gehorsam ich beim Gemüse schneiden sein kann", meinte er mit diesem schiefen Lächeln und beugte seinen Kopf zu ihr herab während seine Hand an ihrer Hüfte verweilte. Für einen Moment glaubte Laura, er würde sie küssen, aber anstatt seine Lippen auf ihre zu drücken, legte er lediglich seine Stirn an ihre und schien sie tief einzuatmen. Sie verweilten so eine Zeit lang, bis er die Augen schloss und sein Gesichtsausdruck sich entspannte. Er sah wirklich müde aus.
„Du musst mir nicht beim Kochen helfen, du kannst in die Wohnstube gehen und dich auf die Couch legen bis ich fertig bin. Ich wecke dich, falls du einschläfst", meinte sie und strich mit der Hand über seine Brust und beobachtete, wie seine Lippen sich kräuselten.
„Ich will nicht schlafen, ich will dich einfach nur berühren. Ich muss dich berühren" sagte er und zog sie näher zu sich heran, bis ihre Brüste sich gegen seine Brust drückten und er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge vergraben konnte. Sein Atem kitzelte an ihrem Puls, aber sie brachte es nichts übers Herz ihn zurückzustoßen.
„Ist was in Fort Yukon passiert?", fragte sie, weil sie wissen wollte, woher diese Erschöpfung kam. Fort Yukon war nur zwei Stunden von hier entfernt und eigentlich keine so weite Strecke, dass sie so extrem belasten würde. Schon gar keinen Wolf.
„Nein. Die Entfernung zu dir reibt mich auf. Das bleibt so bis wir uns gepaart haben, dann wird es einfacher", murmelte er und Laura spürte wie ihr heiß wurde. Bei dem Gedanken daran sich mit diesem Mann zu ... Moment. Paaren? Bedeute das etwa...„Du meinst, bis wir... du weißt schon", murmelte sie etwas verlegen und spürte, wie er an ihrem Hals lächelte. Inzwischen waren ihre Hände zu seinen Schultern gewandert und sie hatte angefangen ihm durch die Haare zu fahren. Auch eine viel zu intime Geste für zwei Personen, die sich so fremd waren wie sie. Zumindest theoretisch.
„Sex ist eine Komponente, aber nicht alles. Frag mich nicht, wie genau, aber es ist eine Mischung aus bewusster Entscheidung und Instinkt. Zumindest zwischen Wölfen", sagte er träge ohne auf ihre Unfähigkeit einzugehen den Begriff Sex in den Mund zu nehmen. Wieder so etwas für das sie sich am liebsten selbst Ohrfeigen wollte.
Ihre Finger fanden seine kräftigen Nackenmuskeln und begannen sie zu streicheln, bis sie glaubte ihn Schnurren zu hören. Schnurren? Konnte das sein? Er war doch ein Wolf und keine Katze.
„Und wie ist es mit der Paarung beim Menschen? Muss ich dich erst in eine Katze verwandeln?", fragte sie neugierig auf seine Erläuterung in Bezug auf das Schnurren und der Paarung. Konstantin hob den Kopf und sah sie aus trüben Augen an.
„Nimm es als Kompliment. Im Gegensatz zu Katzen schnurren Wölfe wirklich nur wenn sie sich richtig wohlfühlen und wegen der Paarung: soweit mir das mein Schwager mal erzählt hat, habt ihr Menschen lediglich ein anderes Wort dafür: verlieben."
Das klang einleuchtend, zumindest letzteres und damit gab sich Laura zufrieden, aber googeln würde sie das mit dem Schnurren später dennoch.
„Okay und damit aus dem Schnurren kein hungriges Knurren wird nachdem ich auf der Speisekarte lande, muss ich jetzt wirklich anfangen zu kochen", sagte sie. Wenn es nach ihr ginge hätten sie ewig so beisammen stehen können. Sein Duft, seine Wärme alles an ihm in dieser Stimme beruhigte sie und nahm sie mehr und mehr in Besitz. Er konnte wirklich ziemlich süß sein wenn er nicht gerade ein übellauniger, verschmitzter Alpha war und sie war froh diese Seite von ihm heute kennenzulernen. Vielleicht mag es für Außenstehende befremdlich wirken das sie solche Intimitäten jetzt bereits zuließ, aber es fühlte sich absolut richtig an.
„Baby, du stehst bereits auf der Speisekarte, unter Dessert", meinte er und rieb mit seiner Nase über ihre Schläfe. Körperkontakt schien ihm sehr wichtig zu sein und brachte sie dazu einfach dahinzuschmelzen. Es war so lange her daß sie berührt worden war. Eine Umarmung hier und da hatte sie natürlich gehabt, aber das hier war anders. Er schmiegte sich an sie, durchbrach ihre Schilde und setzte sich in ihrer Seele fest. Wenn sie genauer darüber nachdachte war sie eigentlich noch nie jemanden auf diese Weise so nahe gewesen. Kuscheln war keines von Williams Stärken gewesen und sie hätte auch von sich nicht gedacht der Typ dafür zu sein. Aber anscheinend hatte sie sich geirrt. Sie liebte es.
„Tja, aber vor dem Dessert kommt immer erst das richtige Essen. Leg dich ruhig hin, das geht schon in Ordnung", sagte sie und Konstantin hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf ihre Stirn, der sie vollkommen verzauberte. Dieser Mann war wirklich einnehmend.
„Machst du dann weiter?", fragte er und obwohl er nicht sagte, was genau er meinte, wusste Laura die Antwort. Er mochte es gestreichelt zu werden. Sie nickte lächelnd und zeigte ihm das Wohnzimmer, in dessen Ecke eine kleine Stehleuchte nur diffuses Licht spendete. Konstantin legte sich auf die Couch, genau so, dass er sie durch den Durchgang zur Küche beobachten konnte wie sie leise vor sich hin summte und begann zu kochen.
Laura war es nicht gewohnt, dass zwei seltsam leuchtende Augen sie anstarrten während sie den Reis wusch, das Gemüse schälte und das Fleisch anbriet. Aber sie gewöhnte sich daran und bemerkte sogar den Moment als diesem riesigen Mann auf ihrer Couch die Augen zufielen und er begann vor sich hin zu dösen.


Beta: geany

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Where stories live. Discover now