Wie Poesie, wie Chemie, wie Physik

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Kapitel 15


Konstantin trat auf die Bremse und riss das Lenkrad zur Seite, als ihm dieser Wixxer William Langfield mit seinem bescheuerten Wagen entgegenkam. Er konnte sich gar nicht entscheiden worüber er sich in diesem Moment am meisten aufregte. Darüber, dass dieser Dreckskerl von möchtegern-zukünftiger-Bürgermeister versucht hat die Kinder in seinem Rudel aus dem Kindergarten zu schmeißen oder, dass er gerade von Lauras Haus kam. Konstantin hatte sich eigentlich bereits beruhigt, wirklich. Er war nicht hierher gekommen, um Streit zu suchen, er hatte zu Laura gewollt weil ihre Nähe ihn beruhigte und er fragen wollte wie genau es bei dem möchtegern Bürgermeister gelaufen ist. Er hatte ihr sagen wollen wie stolz er wahr, das er froh war eine Partnerin gefunden zu haben, die sich so für die Kinder einsetzte. Er hatte sie endlich küssten wollen, sie in den Armen gehalten und dabei wieder zu sich selbst gefunden.
Aber als er Williams Wagen sah, riss sich der Wolf von der Kette und pure Eifersucht raste durch seinen gesamten Körper. Wenn dieser Mistkerl sie auch nur angefasst hatte, würde er das Erfahren und dann würde ihm alle Knochen brechen. Das schwor er sich.
Sobald er die Fahrertür aufriss und William es ebenso tat, wusste Konstantin, dass diese Situation eskalieren würde. Eigentlich war es von Anfang an nur eine Frage der Zeit gewesen, aber dennoch schwor er sich, dass er nicht anfangen würde
„Sie vergreifen sich an Kindern, Langfield? Warum bin ich nicht überrascht?"
„Sie haben Laura erpresst!", konterte William und Konstantin konnte sich ein zynisches Auflachen nicht erklären.
„Hat sie Ihnen das erzählt oder ist das nur wieder eines Ihrer Hirngespinste, wie die Tatsache, dass sie Ihre Verlobte ist?", fragte Konstantin zurück und war mit wenigen langen Schritten bei dem Mann, der ihm nun auf mehr als nur eine Weise ans Bein gepinkelt hatte. Sein Wolf wollte ihn zerfetzen, denn er hatte sich an den Welpen vergriffen die für jeden Wolf das wichtigste auf der Welt waren. Das er sich einmal mehr Laura genähert hatte reichte auch bereits und was hatte der Typ eigentlich schon wieder ungefragt auf seinem Land zu suchen?
Ob bereit oder nicht, noch heute Abend würde Jason den Befehl erhalten die jungen dominanten Wölfe auch an der äußeren Grenze patrouillieren zu lassen, obwohl sie diese streng genommen noch nicht halten konnten. Präsens war gefragt, kein Verteidigungswall. Natürlich hätte Konstantin theoretisch die Ressourcen das ganze Gebiet zu halten, aber dafür müsste er auch die Halbwüchsigen hinzuziehen, wie es viele andere Rudel in der Vergangenheit getan haben. Aber Konstantin wollte lieber, dass die Welpen weiter die Schule besuchten und auf ein Collage gingen wenn sie das wollten. Keiner von ihnen sollte es so schwer haben wie Konstantin selbst, Jason oder seine Schwester, die viel zu zeitig aus der Jugend herausgezogen worden waren und plötzlich so viel Verantwortung getragen hatten, dass sie darunter fast zusammengebrochen wären. Es war reines Glück, dass sich zwischen den Kindern ein kleines Genie verborgen hatte, dass bereits mit vierzehn das erste Patent anmelden konnte und dem Rudel damit ungeahnte finanzielle Ressourcen zur Verfügung stellte. Damien war zwar ein schüchterner junger Mann, aber das wertvollste, was das Rudel momentan besaß und das nicht nur, weil er so gerne unterrichtete und sich um die Kleinkinder gekümmert hatte.Er hatte sich gefreut und es gleichzeitig bedauert, dass die Welpen die städtischen Schulen aufsuchten und auch die Vorschulkinder in den hiesigen Kindergarten gehen würden. Er hatte nun wieder Zeit sich um seine Erfindungen zu kümmern, aber er trauerte der Zeit mit den Kindern hinterher. Konstantin hatte ihm deswegen auch die Hausaufgabenstunden aufs Wolfsauge gedrückt.
„Sie ist meine Verlobte und es ist egal, zu wie vielen Verabredungen Sie sie erpressen. Sie ist jung und trauert um ihre Mutter. Sobald sie wieder zu Verstand kommt wird sie erkennen, dass du nur ein verdammtes Tier bist, das sie benutzen will. Ich kenne Typen wie dich, Konstantin Hunt! Sie ist unerfahren, sie ist einsam und verletzlich und du bist ein verdammter Wolf. Im wahrsten Sinne des Wortes."
Konstantin lachte schallend. Dieser Mistkerl war so verblendet, dass er nicht mal sah, was direkt vor seinen Augen geschah.
„In der Tat. Sie ist jung, sie ist einsam, aber wenn sie eines nicht ist, dann unerfahren in Umgang mit Arschlöchern. Geübt ist sie wie man an uns beiden sieht, aber naja, was soll man sagen: Sie scheint eher auf den großen bösen Wolf zu stehen als auf den Trottel der meint, in einer Kleinstadt den Pascha spielen zu müssen. Vielleicht ist es auch einfach nur Ihre lebhafte Einbildungskraft die Sie immer noch glauben lässt, dass sie Ihnen nicht sofort eine Kugel in den Arsch schießen würde, wenn sie das könnte."
Der Schlag, der ihn am Kinn traf und seinen Kopf zur Seite riss kam nicht unerwartet und wenn er ehrlich zu sich war, hätte er ihm auch ganz einfach ausweichen können. Aber er war eben ein auch ein Mistkerl, und zwar einer der sich vorgenommen hatte nicht anzufangen und wenn er diesen Schlag nicht zugelassen hätte, würde er nicht das tun können, was er sich erhofft hatte.
Konstantin nahm den Schlag mit einem breiten Grinsen hin bevor er den Volltrottel mit beiden Händen am Mantelkragen packte und ihn mit ganzer Kraft gegen sein beschissenes Auto drückte. Er gab es nur ungern zu, aber der Typ hatte einen ordentlichen rechten Hacken für einen Mensch. Doch als Gestaltwandeler war er der Stärkere, selbst wenn der Kerl vor ihm Silvester Stallone gewesen wäre. Dennoch war Konstantin dazu gezwungen das Blut auszuspucken, bevor er wieder reden konnte.
„Oh, na sieh mal einer an, der Schönling hat Eier. Vielleicht sollte ich dir die Hand abbeißen bevor..."
„Konstantin! William! Aufhören!", rief eine Stimme die Konstantins Wolf dazu veranlasste die Krallen einzuziehen und ihr zuhecheln wollte, wie ein gewöhnlicher Haushund. Diese Verbindung war schon seltsam. Sie war unfassbar manipulativ, so sehr, dass er es hassen sollte darunter zu leiden. Er war kein verdammter Schoßhund und kein Mann der sich von einer Frau, egal wie silbern ihr Haar und wie eisblau ihre Augen waren, an die Leine legen ließ. Obwohl es seinem tiefsten Wesen widersprach hatte er keinerlei Zweifel an der Tiefe der Verbindung und an ihrer Bedeutung. Es war Poesie, die Schönheit eines Gedichtes so alt wie die Kultur der Gestaltwandler selbst. Es war Chemie, zwei Stoffe, die dazu verdammt waren sich zu vermischen und nie wieder trennen zu lassen. Es war Physik, zwei Pole, die sich anzogen und nur durch Gewalt dazu in der Lage waren sich zu trennen. Und es wurde schlimmer. Konstantin spürte es.
Natürlich war alleine die Tatsache, dass er hier war obwohl er eigentlich im Wagen Richtung Fort Yukon sitzen sollte, Hinweis genug. Damien hatte ihn gebeten ein weiteres Patent anzumelden und dazu musste Konstantin den Prototyp, das ein perfekter Wasserwiederverwerter war, einem Technischen Konzil vorstellen. Doch obwohl der junge Mann ein Genie war und keine Probleme damit hatte zu unterrichten, war er verdammt schlecht darin einem Raum voller selbstverliebter Männer standzuhalten. Konstantin allerdings nicht. Dennoch war er hier, bei Laura, denn sein Wolf wurde langsam aber sicher immer unruhiger. Er verstand nicht, warum er sie nicht haben konnte, warum er sie nicht einfach packen und sich mit ihr Paaren konnte, wie es die Natur vorgesehen hatte. Denn der Wolf war kein Mensch.
„Lass ihn los, Konstantin!", fauchte Laura ihn an und hielt seinen wölfischen, dunklen Augen stand, wie es sonst nur Jason und wenige andere dominante Wölfe wagten. Das war gut, denn Laura sollte niemals zu feige sein sich ihm gegenüber durchzusetzen, aber es war auch nicht wirklich gut. Denn sie war neu im Rudel und er immer noch der Alpha. Sie musste ihn respektieren. Das war ein schmaler Grad auf dem sie beide würden wanden müssen für den Rest ihres gemeinsamen Lebens und Konstantin freute sich drauf.
„Sein ein braver kleiner Köter und hör auf sie, Hunter!", brachte William hervor und Konstantin knurrte ihn so heftig und bedrohlich an, dass einige Männer sich wohl eingenässt hätten. Laura aber stöhnte nur genervt.
„Oh Gott, William! Der Mann ist dazu in der Lage ein verdammtes Auto aus dem Graben zu ziehen. Dich bricht er durch wie ein Streichholz und wenn du glaubst, dass ich nicht im Falle deines Todes für ihn aussagen würde, bist du ein noch größerer Idiot als sonst", blaffte sie den zukünftigen Bürgermeister an und Konstantin gönnte diesem affektierten Schönling einen Blick auf seine Reißzähne. Solche Teilverwandlungen hatte er gut drauf, denn er liebte es kleine Kinder zu erschrecken oder besser: kleine wichtigtuerrische Nervensägen die ungefragt auf seinem Land seiner Frau nachstellten.
„Ich bin zwar nicht so hübsch wie du, Willi, aber ich glaube, sie mag mich lieber als dich!", triumphierte Konstantin und tätschelte Langfield etwas zu grob die Wange. Der Blick des Mannes war so hasserfüllt, dass es einem unheimlich werden konnte. Zudem schien ihm der Anblick seiner wölfischen Zähne nicht so viel Angst einzujagen wie Konstantin gehofft hatte. Der Kerl hatte Eier so groß wie ein paar Findlinge, dass musste man ihm lassen. Aber dieser Mut konnte auch genauso gut einfach nur Dummheit sein.
Konstantin ließ seinen Kragen los und dachte kurz darüber nach, ob er William zumindest gleiches mit gleichen vergelten sollte und ihm ebenfalls eine reinzuhauen. Aber er tat es nicht. Nicht, weil es ihm nicht in den Fingern jucken würde oder er glaubte, besser sein zu müssen als dieser Trottel. Nein, Konstantin war noch nie einer handfesten Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen, auch wenn sie immer vorgaben zivilisiert zu sein, musste Konstantin zugeben, dass sich Gestaltwandler gerne rauften. Der einzige Grund warum er es nicht tat war, weil Laura zu ihm lief und ohne William auch nur einen zweiten Blick zu gönnen, nach seinem Gesicht griff und sich die aufgeplatzte Lippe ansah, die er davon getragen hatte. Es war himmlisch von ihr bemuttert zu werden und davon wollten weder Wolf noch Mann nicht eine Sekunde verpassen.
Abgesehen davon schäumte William sichtlich vor Wut als er Lauras zärtliche Geste bemerkte, strich sich den Kragen seines Mantels glatt und setzte sich zurück in seinen Wagen. Er kämpfte sich über einen unbefestigten Teil der Straße, weil Konstantins Wagen immer noch im Weg stand und trollte sich schneller, als es Konstantin zu hoffen gewagt hatte.
„Manchmal will ich dir auch eine Reinhauen!", meinte Laura etwas unterkühlt, aber die ehrliche Sorge in ihren Augen strafte ihre Worte Lüge obwohl er sich sicher war, dass sie dazu in der Lage war ihm eine reinhauen zu wollen und sich dennoch ernsthafte Sorgen um ihn machen konnte. Seine Mundwinkeln zuckten als er sich zu ihr herunterbeugte.
„Versuch es, aber dann werde ich dich dafür über das Knie legen, Baby!", hauchte er und machte sich nicht einmal die Mühe seine Wolfszähne wieder verschwinden zu lassen. Laura sah sie, hob aber nur gelangweilt eine Augenbraue.
„Du wirst den kleinen Kratzer überleben. Guten Tag, Mister Hunt!", entfuhr es ihr und ließ ihn dann einfach stehen. Konstantin grinste noch als er dabei zusah, wie ihr süßer Hintern zurück in ihr Haus verschwand und er hasste sich dafür, dass er nicht genügend Zeit hatte um ihr nachzulaufen und sie einfach an sich zu ziehen, um sie zu küssen. Er stand auf diese Frau.

Beta: Geany

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Where stories live. Discover now