Fort Yukon

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Kapitel 39

Konstantin schlug die Tür auf seiner Seite des Wagens zu und betrachtete Laura von der Seite dort. Sie spürte diesen Blick mehr als sie ihn sah und wusste zunächst auch nicht wie sie damit umgehen sollte, aber als er ihr die vertraute Wärme schickte, die sie so dringend brauchte, wusste sie, dass alles wieder gut werden würde. Dennoch war ihr kalt. Der Anblick des Junges schien sie zu verfolgen, dabei sollte ihre Konzentration momentan auf andere Dinge gerichtet sein.
"Wir können nach Hause fahren", schlug Konstantin vor und Laura war ihm dankbar dafür aber sie schüttelte dennoch den Kopf. Sie konnte sich nicht wieder irgendwo vergraben und in Trauer und Schrecken ertrinken. Das Leben ging weiter, selbst nachdem sie Zeugin eines so grausamen Verbrechens geworden war. Der neue Sheriff war ihr ein Dorn im Auge und würde sicherlich noch einiges ihrer Konzentration erfordern, aber er hatte momentan wichtigeres zu tun als ihr das Leben schwer zu machen und diese Zeit sollte Laura nutzen, um andere Dinge zu klären.
"Danke. Aber nein. Ich will es hinter mich bringen", sagte sie und flehte Konstantin mit den Augen an, sie nicht weiter an den Vorfall gerade eben zu erinnern und sie einfach weitermachen zu lassen. Konstantin schien etwas sagen zu wollen, aber letztendlich drehte er den Schlüssel im Zündschloss des Wagens um und nahm eine Straße die aus Black Water hinausführte und auf direkten Weg nach Fort Yukon, so wie sie es geplant hatten.
Sie würden dort über Nacht bleiben und morgen früh das Bundesgefängnis besuchen, wo Lauras Vater seine Haftstrafe absaß. Es waren über hundert Meilen und Laura hatte damit genug Zeit um den Schrecken zu verdauen, den sie gerade hatte mit ansehen müssen und das musste reichen. Denn sie brauchte ihre ganze Kraft für den morgigen Abend.

Konstantin ging auf die Dame an der Rezeption zu und holte ihre Zimmerschlüssel, während Laura im kleinen Empfangsgebäude des Hotels die Kunstwerke an der Wand betrachtete. Die gepflegte Polsterecke mit den weichen Kissen darauf übte auf sie keinen Reiz aus, nach über zwei Stunden im Wagen war sie froh einmal nicht sitzen zu müssen und sie hatten auch nicht vor für den Rest des Tages im Zimmer zu bleiben. Sie würden essen gehen hatte Konstantin versprochen und dann den Nachmittag am vereisten Hafen der Stadt spazieren gehen, der wirklich schön sein sollte. Nach Fort Yukon verirrten sich nur selten Touristen dennoch war die Sternwarte der Stadt ein beliebtest Ausflugsziel. Sie galt als die letzte von Menschen gegründete Stadt vor dem Sperrgebiet, dass die Gestaltwandel für sich beanspruchten. Mittlerweile zählte Black Water auch sehr viel mehr Einwohner als Fort Yukon, dennoch befanden sich hier wichtige staatliche Einrichtungen wie das Gericht, das Gefängnis und die ersten großen Kaufhausketten. Auch der Flugplatz war wichtig in so einer abgelegenen Region wie Alaska. Black Water konnte zwar mit einem Arzt, einer Polizeiwache, einem kleinen Rathaus und einer Gesamtschule für alle Altersstufen punkten aber besaß sonst keine andere Infrastruktur. Allerdings hatte Black Water einer eine traurige Berühmtheit durch die kriminellen Aktivitäten erhalten, die Lauras Vater in die Stadt eingeladen hatte.

Noch heute konnte man Drogen in einigen dunklen Gassen von Black Water erhalten. Schutzgelderpressung war ein schwieriges Thema und man konnte mit einer Kombination aus beidem ganz gutes Geld machen. Und nun gab es auch mal wieder einen Mord in ihrer Heimatstadt und Luara hatte das Gefühl, dass alles wieder von vorne losging.

"Lass uns die Sachen abstellen, dann zeige ich dir eine kleine Eckkneipe die verdammt gutes Bier macht", hauchte Konstantin in ihren Nacken und ließ es sich nicht nehmen ihr den Hals zu küssen, damit auch alle der wenigen Gäste hier verstanden zu wem sie gehörte. Bereits als sie hereingekommen waren, hatte man sie mit den Blicken fixiert und ganz offen angestarrt. Alaska als solches galt in vielen Landstrichen als überaltert und hatte vor allem mit der Abwanderung der jungen Frauen zu kämpfen, die sich hier mitten im Nirgendwo kaum Chancen ausrechneten. Dazu kam Lauras Haarfarbe. In Alaska dominierten die dunklen Haare und der goldene Hautton der eigentlichen Ureinwohner. Jede Familie hatte sich früher oder später mit ihnen vermischt, was Lauras fast weißes Haar so überaus selten machte.

"Sie halten dich wahrscheinlich für einen Engel", hauchte Konstantin belustigt.
"Sie halten mich für ein Bleichgesicht und sehen mir im wahrsten Sinne des Wortes an, dass meine Familie noch nicht lange in Alaska lebt. Ich bin in diesem Land geboren und komme mir seit meiner Kindheit vor wie ein Alien.", meinte Laura und schmiegte sich an ihren Wolf, worauf Konstantin sie näher an sich zog. Ihre Mutter stammte aus NewYork und selbst ihr Vater war als Kind hier hergezogen. Sie war die einzige in der Familie, die hier geboren wurde. Um genau zu sein, hier: In Fort Youkon. Normalerweise kamen die Kinder in Black Water in der hiesigen kleinen Arztpraxis zu Welt aber Lauras Mutter hatte man hier her geflogen, weil Laura eine Kaiserschnittgeburt gewesen war. Sie hatte nie auch nur einen Tag außerhalb dieses Landes verbracht. Palmen und Strände kannte sie nur aus dem Fernseher und alleine der Gedanke, einmal nicht den eiskalten Alaskawind auf ihre Haut zu spüren, war für sie undenkbar.

"Dann bist du der schönste Alien, den ich je gesehen habe. Aber ich verstehe dich. Shiny beklagt sich auch ständig, dass sie so anders ist", meinte Konstantin und Laura runzelte die Stirn.
"Sie wundert sich, dass sie mit ihren Regenbogenhaaren auffällt?", fragte Laura belustigt und Konstantin lachte.
"Nein, mit ihrer Fellfarbe. Du hast sie noch nicht gesehen, aber wenn du das tust: denk das Wort Fuchs nicht einmal", meinte er verschwörerisch.
"Dann ist sie eigentlich eine rothaarige?" Sie hatte von Konstantin gehört das Fellfarben immer der natürlichen Haarfarbe entsprachen und kaum abwichen.
"Es ist eher ein Rotblond, im Alter ist es dann etwas nachgedunkelt aber alles im einen war sie immer unzufrieden mit ihren Haaren gewesen. Sie färbt sie schon seit Jahren in regelmäßigen Abständen. Blond, Schwarz oder so wie jetzt in der aktuellen Farbe: Einhorn." Er lächelte noch eine Weile, dann erreichten sie das Zimmer in der ihr eine herrliche Wärme entgegenschlug, die sie daran erinnerte wie kühl es sonst immer um sie herum war. Gestaltwandler frieren bei weitem nicht so schnell wie Menschen und dementsprechend niedrig waren die Temperaturen in den Räumen. Laura hatte nicht einmal gemerkt, wie sehr sie sich daran gewöhnt hatte sich die nötige Wärme bei Konstantin zu holen. Gestaltwandler waren extrem Körperbetont und es war für sie vollkommen normal geworden einfach näher an Konstantin heran zurutschen wenn ihr kalt wurde, anstatt die Heizung aufzudrehen.

"Soll ich das Fenster aufmachen?", fragte Konstantin etwas missmutig, für ihn ist es sicherlich zu warm hier drin.
"Mach ruhig, aber dann musst du als Heizkissen herhalten!", warnte Laura ihn vor und plötzlich wurde sie mit den Rücken an die nächste Wand gedrückt und Konstantins Körper presste sich so fest an sie, dass auch ihr plötzlich heiß wurde.
"Nichts würde mir größeres Vergnügen bereiten", hauchte er an ihren Lippen und Laura wusste, dass sie hier nicht mehr wegkommen würden, wenn Konstantin das hier vertiefte.
„Wir wollten essen gehen", erinnerte sie ihn aber der Wolf lächelte lediglich auf diese unnachahmlich sexy, arrogante Weise der sie vollkommen verfallen war.
„Ich habe mein Essen genau vor mir", knurrte er und machte sich daran ihre Jacke und dann ihre Strickjacke zu öffnen. Und so sehr sich Laura auch wünschte jetzt als Mahlzeit für ihn herzuhalten. Sie wollte wirklich etwas essen.
„Ich habe hunger, Konstantin und wenn du so weitermachst landen wir für den Rest des Tages in diesem Bett und verpassen die Öffnungszeiten der Läden", sagte sie und griff nach seinen Händen, die an ihren Klamotten herumzerrten. Für einen Moment glaubte sie, Konstantin würde dennoch weiter machen. Sie spürte sein Verlangen deutlich durch das Band aber dann knurrte ihr Magen und etwas anderes übernahm die Oberhand in ihm: Der Alpha, der das Verlangen spürte sich zu kümmern.
Okay, lass uns essen gehen aber eines sollte dir klar sein: Sobald du satt bist, wird es deine Aufgabe sein meinen Hunger zu stillen!", stellte er klar und Laura lächelte neckisch. „Ich lasse uns ein blutiges Steak einpacken", witzelte sie und Konstantins Kehle entkam ein Knurren.
„Du wirst die Mahlzeit sein, kleine Luna. Das sollte dir eigentlich klar sein." Das war es auch, aber sie war nach diesen furchtbaren Morgen nicht in Stimmung ihm nachzugeben, dafür liebte sie es zu sehr ihn zu necken.
„Tut mir leid, wenn ich mir den Magen vollgeschlagen habe, werde ich schlafen wie ein Stein. Und wenn ich dann wieder aufwache hast du mir ein Spaziergang am Fluss versprochen." Konstantin schnaufte etwas Rüpelhaft.
„Nur um dich ins Bett zu kriegen, Babe!" Darauf musste sie lachen und küsste ihn noch einmal flüchtig bevor sie sich aus seinem Griff befreite und ihre Kleidung richtete. Trotz des beginn des Tages konnte das hier ein schöner Ausflug werden, da war sie sich sicher aber leider war ihr diese Ruhe anscheinend nicht vergönnt. Weder ihr noch ihrem Wolf. Sein Handy klingelte und er ging mit einem Lächeln ran, doch es erstarb sofort.

Beta: Geany

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Where stories live. Discover now