Offenheit

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Kapitel 25

Laura war noch immer im Traumland versunken, als Konstantin eine zweite Decke holte, um sie ihr über die Schultern zu legen. Die Rückenkissen der Couch drohten sie zu verschlucken, aber ihr schien die etwas unbequeme Lage nichts auszumachen und Konstantin brachte es nicht über sich sie zu wecken. Sie brauchte den Schlaf und vor allem die Ruhe die ihr die Kraft schenken würde sich mit dem Tod ihrer Mutter auseinander zu setzen.

Doch kaum war er sich sicher, dass sie wahrscheinlich den ganzen Nachmittag und die Nacht durchschlafen würde, strömten am Abend ihre Schuldgefühle durch das Band und machten ihm deutlich, dass sie dabei war zu erwachen. Konstantin rutschte an sie heran, versuchte ihr den Schmerz zu nehmen und sie wieder in den Schlaf zu wiegen, indem er Wärme und Geborgenheit durch das Band schickte, doch seine Luna war stur. Ihre Lider flackerten und brauchten eine Weile um sein Gesicht zu fixieren, aber als es ihr gelang, lagen ihre verstörend eisigen Augen auf ihm.
Ihr Blick war nicht wirklich kalt, aber die Farbe erinnerte ihn an Eisschollen und einen Winter, der so hart war, dass selbst die stärksten Wölfe ihm nichts entgegenzusetzen hatten. In Lauras Venen befand sich nicht ein Tropfen des Ureinwohnerblutes, den eigentlich jeder Bewohner Alaskas hatte und dennoch passte sie besser hier her, als die meisten. Ihre Augen waren Eis, ihre Haut Schnee und ihr Haare glichen dem Silber des Nachthimmels und sie hatte keine Angst vor dem großen, bösen Wolf neben ihr auf der Couch. Nicht ein bisschen.
„Du hast Übung darin", glitt ihre Stimme hauchzart über Konstantin und lockte ihn weiter in ihren Bann. Er wusste nicht womit er eine solche Schönheit verdient hätte, aber er war einer dieser Männer, die so etwas nicht wirklich hinterfragen. Sie war die Seine.
Und weil sie sowieso schon ihm gehörte, ließ er seine Hände über ihre weiche Haut gleiten als würden sie sich nicht erst seit etwas mehr als einer Woche kennen. Sie zuckte nicht zurück, schmiegte sich aber auch nicht in seine Berührung, was den Wolf dazu verleitete sie anknurren. Nicht boshaft, aber eigentlich brauchte er diesen Vertrauens Beweis. 

„Worin?", fragte er dennoch und dann lächelte sie und rutschte näher an ihn heran. Ein Anderes Gefühl mischte sich zu der Trauer und der Scham und all den unsinnigen Vorwürfen, die sie sich machte: die Gier nach mehr.

„Zu trösten", erwiderte sie und ihre Hände fanden ihren Weg zum Halsausschnitt seinen Shirts. Es war wie ein Stromschlag, als ihre Finger kurz seine Haut berührten und die Laune des Wolfes schlug um in etwas, dass nicht ganz so unschuldig war wie der Drang sie zu trösten.
„Mein Rudel hat schwere Zeiten hinter sich. Also ja, vermutlich mehr als mit lieb ist", brachte er mit einem leichten Knurren heraus, aber Laura zuckte nicht einmal mit den Wimpern als sie das unmenschliche Geräusch hörte. Das war gut. Sie musste schließlich keine Angst vor ihm haben und sie sollte es auch nicht.
„Erzähl mir davon", meinte sie und Konstantin wusste gar nicht, wo er dabei anfangen sollte. Was vor zehn Jahren passiert war, war hart gewesen. Für alle Beteiligten und eigentlich nichts für die Ohren von Außenstehenden, aber Laura war keine Außenstehende mehr. Sie war in dem Moment zum Teil des Rudels geworden, als er sie als seine Luna wahrgenommen hatte.
„Was weißt du denn?"
„Nur, dass du den letzten Alpha getötet hast." Sie sagte das so einfach und ohne jeglichen Vorwurf in der Stimme, dennoch fiepste und japste sein Wolf vor Trauer, als er daran zurückdachte. Und dieses kurze aber heftige Gefühl schien auch durch das Band zu sickern und von Laura wahrgenommen zu werden, denn sie rutschte noch etwas näher, bis ihre Körper sich aneinander pressten und sie sich die Körperwärme teilten. Ihre Haut kam ihm etwas kühl vor, so wie bei jedem Menschen, aber irgendwie passte es viel mehr zu ihr. Seine Schneekönigin, seine Elfen-Prinzessin.
„Ich wünschte, es wäre anders gelaufen. Ja, ich habe ihn getötet, genauso wie zwei seiner treusten Fanatiker. Ich bereue es zutiefst. Ich weiß, dass ich keine Wahl hatte, aber ein Rudel ist Familie, und Blut zu vergießen ist eine Sünde"
Ihr Gesicht bekam etwas Bedrückendes und in einer Geste, die ihn wahrscheinlich Trösten sollte, legte sie ihren Kopf an seine Schulter und strich mit der Hand beruhigend seine Brust auf und ab. Der Wolf mochte es gestreichelt zu werden und schmiegte sich dicht unter seine Haut um ja nichts zu verpassen.

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu