Vernunft und Sehnsucht

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Kapitel 34

Konstantin versuchte Laura im Auge zu behalten, denn der Wolf hatte sie immer noch nicht als die Seine markiert und dass ein Mann in ihrer Nähe stand, machte ihn und das Tier nervös. Doch er versuchte sich zu beherrschen. Laura gehörte nicht zu den Frauen, die besonders verständnisvoll auf sinnlose Eifersucht reagieren würden. Dennoch konnte er es kaum erwarten sie wieder in seiner Hütte zu haben und endlich zu beenden was sie am vergangenen Morgen begonnen hatten.

„Ich versteh's, wenn du zu ihr willst", meinte Shiny und erst als sie die Stimme erhob, nahm er ihre Anwesenheit überhaupt wieder war. Als er auf das Mädchen herabsah, bemerkte er den tief traurigen Blick, den Schmerz den sie mit sich herumtrug und die Schwäche, die ihre Körperhaltung ausstrahlte. Sie war erschöpft. Körperlich und vor allem geistig. Konstantin hatte davon gehört, dass die Entfernung zu seinem Gefährten den Wolf geradezu aussaugte. Anfänge davon hatte er wahrgenommen als er selbst noch gezwungen war sich von Laura fernzuhalten. Aber bei ihm waren es jeweils nur Stunden gewesen seit er sie gefunden hatte. Shiny machte das seit Jahren bereits durch. Jason war alt genug um damit fertig zu werden, aber was das von einer heranwachsenden jungen Frau abverlangte konnte er sich nicht vorstellen.

„Schon gut. Soll ich Jason rufen? Du warst heute noch gar nicht auf dem Territorium und es hilft sicher, wenn er da ist"

„Ich will ihn nicht sehen", meinte Shiny nur und blickte weg, wobei ihr einer ihrer Zöpfe über die Schultern rutschte. Sie hatte sie zu zwei Zöpfen geflochten, wobei die verschiedene Pastellfarben den Eindruck erweckten als hätte man einem Einhorn den Schweif zusammengebunden. Solcherlei Eigenheiten gehörten schon immer zu Shinys Wesen und schienen der Gegenpol zu ihrer angeborenen Verantwortung zu sein. Sie war und würde nie ein unbeschwertes Leben führen können. Ähnlich wie Konstantin war sie als Führungsmitglied geboren und brauchte den Blick in den Spiegel um sich daran zu erinnern, dass sie neben all den Verpflichtungen eine junge Frau war, die Leben musste.

„Er hatte schon gemeint, dass du ihn ausgesperrt hast", meinte Konstantin und setzte sich neben sie, wobei sie sich an ihn lehnte und die Augen schloss. Körperliche Nähe war wichtig im Rudel und gerade der Alpha durfte damit nicht sparsam umgehen. Das Band, was das Rudel teilte, lebte davon. Abgesehen davon schien seine Anwesenheit immer jeden zu trösten. Ob alt oder jung.

Konstantin legte einen Arm um sie und gönnte sich noch einige Sekunden bevor er zum eigentlichen Thema überging.

„Du hast für die nächsten zwei Wochen Stadt-Verbot und wirst auf die Kleinsten aufpassen, wenn du aus der Schule kommst", sagte er ruhig und spürte wie Shiny lediglich nickte und ihre erzieherische Strafe hinnahm. Aber er war noch nicht fertig.

„Du hast auch innerhalb des Territoriums Ausgehverbot. Keine Abende in der Bar für die nächsten vierzehn Tagen!" Das war hart. Einem Wolf die abendliche Gemeinschaft zu verbieten war angesichts dessen, dass nichts passiert war, fast schon drakonisch, aber Shiny würde beim Babysitten den nötigen Kontakt bekommen ansonsten durfte er sie nicht schonen. Er war dazu gezwungen sie immer strenger zu behandeln als die anderen Wölfe in ihrem Alter, ebenfalls Aufgrund der Position, die sie bald im Rudel einnehmen würde.

„Okay", sagte sie nur und fügte sich auch damit ziemlich schnell in ihr Schicksal. Sie wusste, dass sie Mist gebaut hatte und damit dem Rudel eine Menge Ärger hätte einbringen können. Ihr das noch einmal zu sagen war unnötig.

„Ich rufe dennoch Jason an, dass er dich abholt, du siehst furchtbar aus und brauchst seine Nähe", verfügte Konstantin worauf Shiny allerdings von ihm abrückte und ihn mit ihren Augen fast erstach, aber er schüttelte den Kopf, als sie den Mund aufmachte, um etwas zu sagen.

„Keine Widerrede. Egal was es ist: klärt das, denn es verhindert offenbar, dass du nachdenkst, bevor du etwas machst und sowas will ich nicht nochmal erleben!", verfügte er streng und sie schlug den Blick so schnell wieder wie es sich für ein Rudelmitglied, das in der Rangfolge unter den Alpha stand, gehörte.

Laura kam zu ihnen und balancierte drei Becher in ihrer Hand, wobei ihr Shiny half und ihr den Kakao abnahm. Laura dankte ihr, worauf Shiny nur abwesend nickte und sich wieder hinsetzte, um sich ihrem Schicksal zu fügen, während Konstantin eine kurze SMS an Jason tippte.

„Ich habe Jason gesagt, dass ich nichts dagegen habe, wenn ihr eure Beziehung beginnt, sobald du volljährig bist, solange es bis zu deinem Abschluss diskret bleibt", meinte Konstantin noch und nahm seinen Kaffee entgegen und griff dabei nach Lauras Hand um sie zu sich zu ziehen. Shinys überraschten Blick ließ er dabei unkommentiert und auch die junge Frau sagte dazu nichts, wohl aber vor allem, weil sich gerade ein junger Beamter zu ihnen gesellte.

„Ähm, Mr. Hunt?", fragte er und blickte Konstantin vorsichtig an.

„Ja. Was kann ich für sie tun, muss ich noch was unterschreiben, um sie mitzunehmen?", fragte er, weil er davon ausging, das die Sache bei einer Verwarnung bleiben würde wie es der Sheriff gesagt hatte aber der junge Mann schüttelte den Kopf.

„Nein. Bürgermeister Langfield ist nur gerade hier und wünscht sie zu sprechen", sagte er und warf einen kurzen Seitenblick auf Laura. Seine Luna versteifte sich augenblicklich und ihr Blick, der sonst warm und liebevoll war, wurde nun zornig. Doch Konstantin strich ihr beruhigend mit den Daumen über ihren Puls am Handgelenk. Wie es aussah, würde diese Nacht wohl doch noch nicht so schnell enden.

„Vielleicht sollte ich mitkommen, um ihm die Meinung zu geigen", entfuhr es Laura bitter, aber Konstantin schüttelte lediglich den Kopf.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass er deine Meinung noch deutlich vor Augen hat, schließlich hast du ihm damit gedroht ihn zu erschießen. Ich für meine Stelle würde das gerne aber ohne Waffengewalt lösen", meinte er etwas belustigt, denn er konnte nicht leugnen, dass er Lauras Heißblütigkeit absolut sexy fand.

„Spielverderber", murmelte sie trocken und Konstantin drückte ihr einen Kuss auf die Stirn bevor er zu Shiny sah.

„Pass auf meine Luna auf", sagte er und Moonshine brachte tatsächlich ein Lächeln zustande. Zum ersten Mal an diesen Abend.

„Klar, ich beiße jeden der ihr zu nahe kommt", meinte sie ohne die geringste Andeutung eines Scherzes in der Stimme, was ihr Grinsen eher wie eine Drohung wirken ließ als wie einen Spaß. Während Konstantin sich entfernte, hörte er noch Lauras ehrlich verwirrte Frage an Moonshine.

„Das meinst du doch nicht ernst, oder? Ihr könnt nicht einfach so Leute beißen!", sagte sie und Shiny klopfte neben sich auf den Stuhl.

„Jaja, setz dich und trink deinen Kaffee, Frau Kindergärtnerin!", murmelte Shiny und klang dabei wieder wie der typisch leicht angenervter Teenager, der sie war und Konstantin musste sich ein Lachen verkneifen als Laura sich ergebend neben Shiny setzte und diese sich so an Laura anlehnte, wie sie es zuvor bei Konstantin gemacht hatte. Körperkontakt. Ob zukünftiger Beta oder nicht: Sie war eine einsame junge Frau die ihr Rudel brauchte und sich den Trost von dem Alpha-Paar nahm, den sie brauchte. Laura schien nur kurz erstaunt, denn er wusste, dass die Frauen eigentlich keine Freundinnen waren, aber dann übernahm wohl ihr Mutterinstinkt und sie lehnte ihre Wange an Shinys Scheitel. Konstantin betrachtete die beiden eine Weile bevor er sich so weit entfernte, dass er Laura und Shiny auch nicht mehr mit seinen sensiblen Wolfsgehör vernehmen konnte. Es fiel ihm schwer sie alleine zu lassen, aber der Mann kämpfte den Instinkt des Wolfes herunter seine Frau und den Welpen zu beschützen, die hier in einer potenziell feindlichen Umgebung nicht alleine gelassen werden sollten. Wenn er wollte, dass die Menschen ihm vertrauten, dann musste er auch den Menschen vertrauen die hier lebten und arbeiteten.

Beta: Geany

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Where stories live. Discover now