riesen Ego

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Kapitel 5

Konstantin glaubte sich kurz verhört zu haben, doch das hatte er nicht. Dieser Mistkerl hatte tatsächlich meine Verlobte gesagt. Und der Wolf in ihm fletschte die Zähne um diesem Dreckskerl die Kehle herauszureißen, der einen verbalen Anspruch auf seine Luna erhob. Seiner Frau. Aber der Mann wusste, dass dies eine denkbar schlechte Idee sein würde, denn William Langfield war der zukünftige Bürgermeister. Naja, streng genommen erst nach der Wahl aber so wie Konstantin das mitbekommen hatte, schien er weitgehend Konkurrenzlos und seine Wahl eine fast sichere Sache. Er war ein Arschloch, wenn er das nicht schon aus seinem Wahlprogramm herausgelesen hätte, dann hätte er es spätestens jetzt festgestellt.
Obwohl er so siegessicher Laura als seine Verlobte bezeichnete, sah man der Frau vor ihm sehr deutlich an, was sie davon hielt. Laura hatte vorhin schon nicht verhindern können, dass sich ihr Gesicht in eine angewiderte Miene verzog und nun glomm heiße Wut in ihren eisblauen Augen. Trotz ihrer äußerlichen Zerbrechlichkeit schien in dieser Frau eine ganze Menge Temperament zu stecken.
Perfekt. Konstantin liebte es, wenn eine Frau ihm die Stirn bot, wenn sie ihm den Rücken zerkratzte und dabei so unwiderstehlich niedlich aussah, das er sie ablecken wollte um herauszufinden, ob sie auch so süß schmeckte.
„Eines Tages erschieße ich ihn!", murmelte Laura leise und entlockte Konstantin damit ein Lächeln.
„Ich glaube, die Dame sieht das mit der Verlobung anders, Mr Langfield. Wenn Sie uns nun entschuldigen würden, ich wollte Laura eben nach Hause fahren!" meinte Konstantin und grinste so überheblich, dass er sehen konnte, wie William Langfield den Kiefer aufeinander presste und die Fäuste ballte. Ist sie nicht eben erst angekommen? Und was ist mit ihrem Wagen?
Man könnte dieses Vorhaben für Freundlichkeit halten, aber die dreckige Wahrheit war, dass Konstantin wissen wollte, wo Laura lebte, um sie stalken zu können. Sodass er als Wolf in ihr Haus schleichen konnte, um sie zu beschützen, sie zu beobachten und herauszufinden wie er sie am besten dazu bringen könnte ihn zu mögen. Als Mensch spürte sie das Band, das sie teilten, bei weitem nicht so intensiv und es würde an ihm liegen sie zu verführen und zu der seinen zu machen.
Das schien er mit seinen letzten Worten wieder verbockt zu haben, denn blitzschnell legte sich ihr eisiger Blick wieder auf ihn und sie sah ihn ähnlich strafend an, wie sie wohl auch Langfield angestarrt hatte.
„Danke, ich brauche kein Babysitter, Mr Hunt!", knurrte sie und entzog sich seinem Griff. Konstantin grinste breit und schloss wieder zu ihr auf. Und William direkt hinter ihnen. Konstantin, der eben noch für einen kurzen Augenblick hin und weg von ihrem Widerstand war, spürte das warnende knurren des Wolfes in seiner Brust als William sich so nahe an Laura heran stellte.
Als diese mitbekam, dass sie plötzlich zwischen zwei große, kräftige und definitiv ungehaltene Männer geraten war, versuchte sie zur Seite zu huschen, aber Konstantins Reflexe waren schneller. Er griff nach ihrer Hand, nutzte ihren Schwung und zog sie hinter seinem Rücken um seine Frau von diesem Mann wegzubekommen, der so unverblümt Anspruch auf sie erhob. Dass er quasi dasselbe tat, ignorierte er gekonnt.
„Wenn Sie glauben, Mr Hunt, dass sie einen Anspruch auf Laura haben, nur weil diese auf ihrem Land lebt irren sie sich. Sie ist ein Mensch und keine Frau, die sie einfach in ihre Wolfshöhle verschleppen können!", gab der Mann vor ihm von sich und brachte Konstantin damit für den Hauch einer Sekunde aus dem Konzept.
Der Wolf spürte wie sich seine Luna hinter ihm leicht versteifte und versuchte sich seinem Griff zu entziehen, aber er hielt sie weiter fest und ihr Widerstand erstarb schnell. Er versuchte sich gegenüber William nichts anmerken zu lassen aber sein Verstand arbeitete in Rekordgeschwindigkeit.
Es hatte illegale Besetzung seines Landes gegeben, um die er sich kümmern wollte, sobald sein Rudel selbst wirklich sesshaft geworden war, denn der Wolf in ihm weigerte sich etwas von seinem Territorium abzugeben und wenn es auch nur ein Zoll war! Er hatte sich bereits gewundert, wieso Laura aus der Richtung seines Gebiets gefahren kam als sie steckenblieb und das würde auch erklären, warum sie so geschockt reagiert hatte als er sie nach Hause fahren wollte.
Nun wusste er es. Laura gehörte zu den Leuten, die einfach ein Haus an den Rand seines Landes gesetzt hatten und das habgierige Biest in ihm war erzürnt, aber der Mann wollte erst die Gründe dafür abwarten. Der Wolf indes war verwirrt, er wollte sich eigentlich um Lauras Beine schmiegen, anstatt sauer auf sie zu sein.
Meins, knurrte der Wolf.
Sie war sein. Seine Frau, seine Luna und nun auch noch seine Untermieterin, was ihm das Stalken mehr als einfach machen würde.
„Wem ich auf meinem Land leben lasse und welchen Preis ich dafür fordere, ist alleine meine Sache, Mr Langfield und ich möchte an dieser Stelle betonen, das Sie auch meine Zustimmung benötigen, wenn sie ihre unwillige Verlobte besuchen möchten und die haben sie nicht. Wenn sie mich nun entschuldigen würden. Laura? Steig bitte in meinen Wagen!" meinte er und schob Laura weiter in Richtung seines Wagens. Sie fügte sich merkwürdig schnell und während Konstantin noch nicht ganz verdaut hatte was er eben erfahren musste, kratzte sein Wolf dicht unter seiner Haut. Er wollte zubeißen, und zwar nicht diesen Idioten von zukünftigen Bürgermeister, sondern Laura. Einerseits um sie dafür zu bestrafen, weil sie ihm nicht anvertraut hatte, dass sie auf seinem Land lebte, andererseits um sie zu markieren, um sie als seinen Besitz zu Kennzeichen.
Der Mann aber wusste, dass er ersteres nicht erwarten konnte, schließlich kannte sie ihn kaum und letzteres wurde sie vermutlich zu Tode erschrecken. Dennoch war er wütend, so irrational, dass auch sein mochte.
Konstantin ließ diesen Mistkerl, der so offenherzig sein Interesse an seiner Luna bekundete, stehen und ging ebenfalls zu seinem Wagen. Laura saß bereits. Die Handtasche fest umklammerd auf ihrem Schoß und angeschnallt, während sie nervös auf ihre Lippe herumkaute und schuldbewusst auf ihre Knie starrte. Wortlos schloss Konstantin seine Tür und startete den Wagen, während er immer wieder verstohlen zu Laura blickte. Es war ihr unangenehm, aber er konnte ihr diese Last gerade nicht nehmen. Sein Wolf saß zu dicht an der Oberfläche und es würde ein Knurren in seiner Stimme mitschwingen, dass sie vermutlich weiter verunsichern würde. Und sie schien instinktiv zu wissen, dass nun wirklich nicht der geeignete Zeitpunkt war darüber zu reden. Das musste warten, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte und...
„Ich wollte es Ihnen heute Abend sagen", begann sie und Konstantin seufzte. So viel dazu. Er sah sie kurz an und sah einen entschlossenen Ausdruck in ihren Augen. Sie hatte mutig einen Schritt gemacht, da konnte vielleicht auch dem Wolf in seiner Stimme mutig entgegentreten.
„Ach ja? Wärst du einfach ungefragt weiter in mein Territorium gekommen und hättest an meine Haustür geklopft?" knurrte er mit tiefen Sarkasmus. Laura schien irritiert, sah ihn eine Weile einfach an, wich aber nicht zurück und hatte auch keine Angst. Das war gut, oder?
„Die Bar in der Woodstreat soll euch gehören. Da wollte ich hin." Sagte sie, ohne auf seinen Sarkasmus einzugehen. Dann legte sich wieder Schweigen über sie beide und erst als Konstantin in den nächsten Gang schaltete und auf die Landstraße fuhr, die sie von der Kleinstadt wegführte, ertönte ihre sanfte Stimme erneut.
„Ich wusste nichts von den Besitzverhältnissen, als mein Vater mir und meiner Mutter das Haus überschrieb. Ich brauche lediglich noch ein paar Wochen, bis meine Mutter einen Platz im Pflegeheim bekommt, dann ziehen wir selbstverständlich aus." Sagte sie mit zitternder Stimme.
„Was ist mit deinem Vater?", fragte Konstantin und überging das mit dem ausziehen bewusst. Laura befand sich in seinem Gebiet, seinem Territorium. Sie würde nirgendwo hingehen! Sein Wolf gab sie nichts wieder her, was er einmal besaß!
„Er ist im Gefängnis. Wegen Betrug, Unterschlagung und versuchten Mord", sagte sie und sah zu ihm, als versuchte sie herauszufinden was dieses Geständnis in ihm auslöste.
„Dein Vater ist Benjamin Mills?", fragte Konstantin und versuchte dabei seine Stimme nicht abwertend klingen zu lassen, obwohl es ihm wirklich schwerfiel angesichts der Dinge, die der ehemalige Bürgermeister von Black-Water getan hatte.
„Ja", antwortete sie ohne zu zögern. Konstantin fing ihren Blick auf. Es kümmerte ihn ein Dreck, wer ihr Vater war. Laura könnte die Tochter des Satans sein und er würde nicht anders handeln als jetzt. Eine andere Wahl hätte er auch nicht wirklich, sie war immerhin seine Luna.
„Ihr bleibt in dem Haus", sagte er milde und versuchte nicht sauer zu sein, weil sie versucht hatte von ihm wegzukommen. Dabei wollte sie ihm nur nicht zur Last fallen, was seinen Wolf allerdings nicht beruhigte. Er wollte seine Frau bei sich haben!
„Mein Vater war vor seine Verhaftung relativ vermögend, aber das Geld steht uns nicht zur Verfügung." Erklärte sie als könnte er mit dieser Information etwas anfangen. Über wie viel Umwege dachte diese Frau?
Als sie seinen fragenden Blick auffing, rollte sie mit den Augen. Es war süß, wenn sie genervt war und es versuchte zu verbergen, weil sie ja etwas von ihm wollte und höflich bleiben wollte.
„Wir können uns eine angemessene Miete für das Haus nicht leisten, eigentlich können wir uns gar keine Miete leisten", murmelte sie, das letzte leicht beschämt und der Wolf in Konstantin knurrte aggressiv, bereit zu töten was immer ihr Kummer machte.
„Ihr braucht keine Miete zu zahlen. Bleibt in dem Haus solange ihr wollt", gestand er ihr ein und dabei klang in seiner Stimme mehr als ein Knurren mit. Wie er erwartet hat, wollte Laura protestieren. Natürlich. Eine Frau wie sie würde nie Almosens annehmen, aber sie schien sich schnell zu besinnen, denn schließlich war sie darauf angewiesen.
„Sie verlangen wirklich keine Gegenleistung?", fragte sie nun und war offensichtlich zur Skepsis übergegangen. Sie schien wirklich nicht besonders vertrauensselig. Und als er sie von der Seite mit seinem wölfischen Grinsen bedachte, schienen bei ihr die Alarmglocken zu schrillen.
„Das habe ich nicht gesagt", murmelte er und bog in die Auffahrt ein, die zu einem unerschlossenen Teil seines Territoriums gehörte. Hier musste sie wohnen, anders konnte er es sich nicht vorstellen.
„Ich weiß nicht was Sie sich erhoffen, aber..."
„Ein Essen", unterbrach er sie und sah dabei zu, wie sich eine niedliche Röte über ihre Wangen zog, aber sie blieb nicht lange sprachlos. Schade eigentlich, er hatte eine ganze anderer Beschäftigungen für ihren süßen Mund. Kaum hatte er das gedacht, spürte er wie er hart wurde. Fuck.
„Ich bin keine besonders gute Köchin", erwiderte sie sarkastisch. Jetzt war es an Konstantin die Augen zu verdrehen. Natürlich verstand sie es mit Absicht falsch. Aber er spielte das Spiel gerne mit. Der Wolf spielte gerne, es gehörte zum Wesen eines jeden Gestaltwandlers und er freute sich bereits auf den Moment, an dem aus dem Spiel ernst wurde und sie begriff, dass sie mit den Rücken an der Wand stand, denn Konstantin spielte alles andere als fair.
„Schade, dann werde ich dich morgen gegen acht abholen und wir suchen uns etwas."
Am liebsten hätte er das auch heute schon getan. Aber es war Freitag und der Mann wusste, dass sie mehr als nur eine Stunde brauche, würde um zu verarbeiten, dass sie von einem Alphawolf angebaggert wurde.
Sie sagte erst mal nichts, schien aber entsetzt als bei ihr auch der letzten Groschen fiel. Genau, Baby, der große, böse Wolf will dich. Leb damit! Und bevor sie Einwände erheben konnte ergänzte er noch:
„Es sei denn, du willst mir einen Korb geben. Das würde mein Ego schwer verletzen." Und damit auch ein neues Risiko für sie entstehen, ihr Zuhause zu verlieren. Das zu sagen war unnötig, aber das musste er auch nicht. Es war ein Bluff. Er wurde sie niemals auf die Straße setzen! Aber das wusste sie nicht und er war sich nicht zu schade das als Druckmittel einzusetzen. Wie bereits gesagt: Er spielte nie fair.
Ihre Augen verengten sich und er konnte deutlich alle möglichen Beleidigungen daraus ablesen, die ihr auf der Zunge lagen. Fast wünschte er sich, dass sie ihn zum Teufel jagen würde damit er einen Grund hatte sich zu ihr herüber zu beugen und sie zu beißen. Er konnte an ihrem Gesichtsausdruck ablesen, dass sie mit sich kämpfte, aber letztendlich schien ihr Überlebensinstinkt zu gewinnen.
Ohne noch etwas zu sagen, was sie in Schwierigkeiten brachte, schnallt Laura sich ab, öffnete die Tür des mittlerweile stehenden Wagens und glitt heraus. Er ließ sie ziehen, wusste, dass sie Zeit brauchte und das es besser wäre ihr etwas Freiraum zu lassen, obwohl er ihr gerne nachgerannt und über die Schulter geworfen und in seine Höhle verschleppt hätte. Der Wolf verstand nicht, warum er es nicht tat, aber der Mann rief die knurrende Bestie zur Ordnung.
Nur ein wenig Freiraum, gerade so viel, dass sein Wolf nicht all zu sehr an seiner Ketten zerrte und er spielen konnte. Es wurde ihm ein Vergnügen sein sie in die Enge zu treiben und dann die langsame Kapitulation in ihren Augen mitzuverfolgen, bevor sie in sein Bett stieg und es nie wieder verließ.

Beta: Geany

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Where stories live. Discover now