Verschwunden

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Kapitel 46

Konstantin stand am Wagen auf dem Parkplatz und wartete darauf, dass seine Luna sich von den letzten Kindern ihrer Gruppe verabschiedet hatte und dann selbst Feierabend machte. Sie war eine großartige Erzieherin. Geduldig aber dennoch unerschütterlich in dem was sie von den Kindern forderte. Diese sanfte Strenge würden auch seine Kinder erfahren und dadurch die Stabilität bekommen die sie brauchten, ohne sich unterdrückt zu fühlen und bei dem Gedanken schwoll Konstantin die Brust an. Er war stolz auf die Fähigkeiten seiner Luna und konnte einmal mehr kaum begreifen, wie perfekt Laura doch eigentlich war. Zu gut für ihn oder irgendeinen anderen Mann. Das sie seine Luna war, war ein Segen und er beabsichtigte dieses Geschenk der Götter anzunehmen und nie wieder herzugeben.

Als Laura die Tür hinter sich zuzog und ihren Schal fest um ihren Hals wickelte, musste Konstantin an sich halten, um nicht sofort den Platz zu überqueren und sie in seine Arme zu ziehen. Sein Wolf hatte sie vermisst und war unruhig, weil er sich hatte von seiner Frau fernhalten müssen, aber der Mann zügelte dieses Verlangen und wartete darauf, dass Laura zu ihm kam. Lucy schlenderte neben ihr als Welpe herum, den kleinen Wolfskopf nach oben gestreckt und stumm darauf wartend, was Laura nun von ihr erwartete.

Als aber der Wind für einen Moment drehte und seine Alphawitterung zu dem jungen Welpen wehte, drehte sich ihr Kopf in seine Richtung und sie trottete wie ein weniger Monate alter Wolf auf ihn zu. Gerade Kleinkinder bevorzugten ihre Wolfsgestalt, weil sie dadurch agiler waren und ihrem Entdeckungsdrang nichts im Weg stand und langsam schienen auch die Menschen das zu verstehen. Aus den Augenwinkeln bemerkte Konstantin einige Eltern, die ihre Kinder abholten und er sah auch, dass es neben reiner Neugierde auch unbefangene Freude bei ihnen gab. Sogar einige Väter grinsten breit, wie jeder Mensch der einen süßen Welpen zu Gesicht bekam.

Als Lucy bei ihm ankam, nahm Konstantin sie auf den Arm und ließ sich das Gesicht ablecken bevor er seine Hand in ihren Nacken legte und ein sanftes, stolzes Raunen aus seiner Brust erklingen ließ. Lucy spitzte die Ohren, riss die Augen auf und fing an freudig zu zappeln. Lob wurde bei Wölfen nicht nur über die Sprache vermittelt und er war wirklich stolz darauf, wie gut sie sich entwickelt hatte. Sie war am Anfang das Sorgenkind des Rudels gewesen, weil sie viel zu früh auf die Welt gekommen war. Konstantin setzte sie auf den Rücksitz und sah dann wieder zu Laura.

„Sie hat heute für einen kleinen Aufruhr gesorgt, weil sie einfach so furchtbar niedlich ist in ihrer Wolfsgestalt. Das hat wieder einigen Eltern bewiesen, dass sie von den Kindern keine Gefahr ausgeht.", meinte sie und lächelte über das ganze Gesicht. Konstantin konnte nicht widerstehen, er zog sie an sich und küsste sie so intensiv, dass er spürte wie ihre Muskeln anfingen weich zu werden und sich ein eindeutig erregtes Kribbeln durch das Band ergoss, dass ihn dazu veranlasste, seine Arme um sie zu schlingen und noch fester an sich zu drücken.

Er spürte wie Laura sich auf ihn fokussierte und die Welt um sich vergaß während ...

„Is' ja eklig! Onkel, Kon, das ist eklig!" ertönte eine Jungen Stimme neben ihnen und als Konstantin sich von seiner Luna löste, sah er auf seinen ältesten Neffen herab, der tatsächlich ein ziemlich angeekeltes Gesicht machte.

Er legte dem Jungen eine Hand auf den dunklen Haarschopf und drückte ihn Richtung Wagen.

„Das wirst du verstehen, wenn du älter bist, Knirps. Jetzt setzt dich in den Wagen und schnell Lucy an!", meinte Konstantin und Laura grinste nur etwas verlegen als plötzlich ein Rufen zu ihnen herüberdrang.

„LAURA!", hörte Konstantin und sowohl er als auch seine Luna drehten den Kopf in die Richtung der Stimme. Es war Melissa die auf sie zu gerannt kam. Ihre Wangen waren gerötet, ihre blonden Haare zerzaust. Ihr Schal war nicht richtig zusammen gebunden, um sie vor der Kälte zu schützen aber das war nicht alles an ihrem Outfit. Die Jacke war falsch zugeknöpft und auch nur halb und die Handschuhe hielt sie in einer Hand, ohne überhaupt daran zu denken sie anzuziehen. Lauras Freundin schien förmlich fassungslos. Als sie über den Schulhof hetzte, glaubte er, dass sie jeden Moment ausrutschen könnte, doch auch ein gebrochener Fuß hätte sie niemals davon abgehalten zu ihnen zu kommen. Er sah es in ihren Augen. Neben all der Verzweiflung, die er darin erkannte, sah er auch felsenfeste Entschlossenheit. Nein, Melissa war keine Frau, der man sich in diesen Moment in den Weg stellen wollte. Davor kuschte selbst ein Alpha wolf wie er.

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Where stories live. Discover now