Stalker

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Kapitel 7


Konstantin schlich dicht um ihr Haus, denn der Wolf in ihm konnte es nicht ertragen, seine Gefährtin in seiner Nähe zu wissen ohne richtig bei ihr sein zu können. Das Tier war frustriert und verstand nichts von den Gründen, die der Mann als Vorwand nahm um ihr den Freiraum zu geben, den sie brauchte. Sie war keine Wölfin, sie würde sich von seinen Annäherungsversuchen und von seiner Hartnäckigkeit bedrängt fühlen. Bereits jetzt, wenige Stunden nach ihrer ersten Begegnung, nahm sie bereits kriminelle und inakzeptable Züge an.
Als er in Wolfsgestalt um das Haus seine Kreise zog, die verschiedenen Gerüche in sich aufnahm und die Türen inspizierte lauschte er aufmerksam auf alles, was im Haus geschah. Laura war bei ihrer Mutter im ersten Stock und als er ihr leises weinen hörte, verstand der Wolf nicht, warum sich Konstantin nicht einfach mit Gewalt zutritt verschaffte und alles niedermetzelte, was seine Gefährtin zum Weinen brachte. Aber das konnte er nicht. Schließlich war sie ein Mensch und er benahm sich wie einer dieser unheimlichen Typen vor denen die menschlichen Mädchen gewarnt wurden. Ein Stalker. Das konnte man sich nicht schön reden. Er benahm sich genau so und dennoch blieb das schlechte Gewissen aus. Er war kein Mensch, er war ein Wolf und Wölfe hatten ein anderes Verständnis davon ihre Frauen und Männer zu beschützen. Sie waren anhänglicher, beschützerischer und wesentlich eifersüchtiger als es Menschen waren und so musste sich Konstantin wirklich dazu zwingen sich in den naheliegenden Wald mit der tiefen Böschung zurückzuziehen, als ein Wagen vor Lauras Haus hielt und dieser Mistkerl ausstieg.
Das dieser Hampelmann es sich wagte in sein Territorium einzudringen! William Langfield ging ihn bereits jetzt auf die Nerven. Nicht nur, dass dieser Mistkerl die Nerven besaß Anspruch auf seine Gefährtin zu erheben, er wagte es sein Land zu betreten und das konnte er nicht einfach durchgehen lassen.
Konstantin verwandelte sich in seine menschliche Gestalt zurück und zog sich die Jeans an, die er mitgebracht hatte und hinter einem Baum drapiert lag. Dann trat er aus dem Wald auf die kleine Lichtung die festlich eingehüllt in Schnee fast schon eine melancholische Stille in sich trug. Konstantin störten die tiefen Temperaturen nicht. Selbst jetzt, mit nichts weiter bekleidet als einer Jeans dachte er nicht einen Moment daran, sich irgendwie weiter zu bedecken. Er hatte schlimmere Winter erlebt, kältere und er war ein Wolfgestaltwandler. Abgesehendavon brodelte heißer Zorn in seinen Venen und der wurde auch nicht besser als William Langfield sich umdrehte, als er die Schritte hinter sich vernahm, die Konstantin ihm gestattete zu hören.
„Sie befinden sich auf meinem Land. Selbst nach menschlichen Recht darf ich Sie jetzt erschießen!", platzte es aus Konstantin heraus und der Mann betrachtete den Wolf vor sich skeptisch.
„Ich sehe keine Waffe", erwiderte er und man musste ihm wirklich zugutehalten, dass man ihm seine Angst nicht ansah. Aber man roch sie. Wie eine verfaulte Suppe umschwärmte sie ihn von den Schuhsohlen bis hin zu diesem hübschen Gesicht, das Konstantin einfach zerfleischen wollte. Er empfand eine gewisse Genugtuung dabei, als der Mut in seinen Augen kurz wankte, als Konstantin seinen Wolf erlaubte tief in seiner Brust ein Knurren auszustoßen. Doch er fing sich viel zu schnell wieder. William Langfield war kein Feigling, Jahrelang hatte seine Umgebung ihn mit einer weißen Weste davonkommen lassen, obwohl es fast ein offenes Geheimnis war, dass William Lauras Vater Benjamin bei seinen Machenschaften unterstützt hatte. Die Stadt lag abgeschieden und fast schon verwahrlost am äußersten Rand von Alaska und Benjamin hatte sich die Stadt Black-Water ausgesucht, um hier sein kleines Königreich aufzubauen. Dafür hatte er die Mafia hierher eingeladen und selbst nachdem der Staat hier eine Razzia veranstaltet hatte und die Köpfe hinter den Drogenhandel und der Prostitution endlich festgenagelt hatte, treiben sich hier noch immer Gestalten herum die Unruhe in Stadt brachten. Und es würde wohl auch noch einige Jahrzehnte dauern, bis die Stadt einmal so war, wie Konstantin sie aus seiner Kindheit kannte.
Er wusste, dass er selbst daran nicht ganz unschuldig war. Die Gestaltwandler hatten immer für eine gewisse Ruhe in der Stadt gesorgt und das kriminelle Pack aus der Stadt ferngehalten – wenn auch nicht mit den richtigen Methoden. Als Konstantin mit den damaligen Alpha aneinandergeriet und ging, hatte Benjamin Mills das Machtvakuum genutzt, um die Herrschaft zu übernehmen und es war so verdammt einfach gewesen. Die Menschen in Black-Water hatten genug von den aggressiven Werwölfen, dessen Territorium an ihre Stadt grenzten. Es hatte Schlägereien gegeben, weil die Gestaltwandler nicht weniger aggressiv gegen die ihnen unterlegenen Menschen vorgegangen waren, als die Menschen jetzt mit ihnen. Gerade die Älteren unter den Menschen erinnern sich sicherlich noch dann das kleine Blutbad, was die Gestaltwandler angerichtet haben, weil ein paar halbstarke Jugendliche vor sechzig Jahren aus Versehen ihr Land betreten hatten oder wie Wölfe in eine Baar kamen und die Menschen darin einfach hinausjagten. Das Misstrauen lag tief verwurzelt und beide Seiten hatten aktiv dazu beigetragen. Doch das musste endlich aufhören.Mit der Absicht, endlich Frieden herrschen zu lassen und den Menschen zu zeigen, dass das neue junge Rudel nicht war wie die Wölfe vor ihnen versuchte es Konstantin mit einem Lächeln. Schließlich war das hier der zukünftige Bürgermeister von Black-Water und Konstantin würde mit ihm auskommen müssen!
„Ich würde sie nicht wirklich erschießen, Mr. Langfield. Ich bin ein Wolf, wir packen unsere Beute am Genick und verschleppen sie in den Wald zu einer ruhigen Stelle wo wir fressen können", murmelte er und zuckte lässig mit den Schultern, als wäre es ein Witz. Ja, er musste Vertrauen schaffen aber vor allem musste er deutlich machen, dass das Rudel wieder zur Gemeinde gehörte und Konstantin alles dafür tun würde, um wieder Frieden einkehren zu lassen. Für alle beteiligten.
„Das wird mit Sicherheit nicht nötig sein, Mr Hunt. Ich entschuldige mich für mein Eindringen, aber mich treibt die Sehnsucht eines einfachen Mannes nach seiner Geliebten, was ist Ihre Ausrede?", fragte William belustigt und Konstantins Augen begannen zu glitzern. Der Wolf mochte diesen Dreckskerl – er mochte jeden Mann, der eine Herausforderung darstellte und empfand sogar so etwas wie Respekt. Wäre der Mistkerl nicht hinter seiner Frau her, würde er ihn glatt zu einem Bier einladen.
„Das ist mein Territorium, ich brauche keine Ausrede um mich hier aufzuhalten."
„Um halb nackt um da Haus einer jungen Frau zu schleichen schon", gab er ebenso trocken zurück und Konstantin schmunzelte etwas, bevor er sich wieder daran erinnerte, dass Laura den Typen hasste und das es sicherlich dafür Gründe gab. Und wie tief diese Gründe gingen, wurde ihm bewusst, als hinter William die Tür aufging und sich Lauras zierliche aber sehr stolze Gestalt hinaus in die Kälte schob.
„Verschwinde, Langfield! Du bist der Letzte, den ich gerade sehen möchte!", blaffte sie ohne eine Begrüßung und streckte energisch und kampflustig ihr Kinn nach oben. Konstantin hätte gedacht, dass eine Frau ihrer Statur eher niedlich aussehen würde,l wenn sie ernsthaft sauer war. Aber Laura Mills war kein kleines Kätzchen die mit harmlosen Krallen um sich schlug. Diese Frau war eine Naturgewalt. Und diese Naturgewalt brach gerade über William Langfield herein, der sichtlich eine Sekunde brauchte um zu seinen überheblichen, möchte-gern-sexy-Lächeln zurückfand.
„Laura, Baby, du bist wie immer...„
„Halt die Klappe und verpiss dich! Zwing mich nicht dir doch noch ein paar Schrotkugeln zu verpassen!", unterbrach Laura ihn und ihre verstörend eisblauen Augen glitzerten gefährlich. Egal wie heiß diese Frau auch war, egal wie sehr Konstantin sie wollte, dieser Blick brachte selbst seine Eier dazu sich zurückzuziehen und gleichzeitig machte es ihn an. Gott, sie war einfach umwerfend perfekt. Sie würde sich ganz wunderbar in seinem Rudel einleben, zwischen den ganzen großen bösen Männern die knurrten, sich rauften und so unfassbar territorial waren, dass es jede Frau mit einem anderen Charakter zermalmen würde. Das Leben unter Gestaltwandlern war hart. Alles an ihren Verhalten war für menschliche Verhältnisse übertrieben. Ihre Liebe, ihre Eifersucht, ihre Wut. Einfach alles, aber Laura war einfach nicht der Typ, der sich überrollen lassen würde. Das war heiß und auch etwas beängstigend.
William hielt beschwichtigend beide Hände nach oben und machte tatsächlich einige Schritte von der Haustür weg in der Laura stand und ihn mit ihrem Eisblick niederstarrte.
„Ich wollte lediglich deine Mutter besuchen", versuchte es William auf die nette Tour aber Lauras helle Augenbrauen zogen sich zweifelnd zusammen und sie zuckte mit den Schultern.
„Nicht in diesem Leben, Langfield. Geh!", forderte sie unmissverständlich und selbst ein arroganter Mistkerl wie William Langfield musste sich in diesen Moment eingestehen, dass er nichts machen konnte. Also tat er das, was jeder cleverer Mann tun würde. Er nickte träge, lächelte dann als hätte er tatsächlich gewonnen und als würde sein Ego nicht einen Kratzer erleiden und zog sich dann zurück um auf eine bessere Gelegenheit zu warten.
Schweigend sahen Laura und Konstantin dabei zu, wie der zukünftige Bürgermeister von Black-Water sich in seinen Jeep setzte und den Rückwärtsgang einlegte, allerdings nicht ohne Laura noch einmal zuzuwinken und sich von ihr den Mittelfinger zeigen zu lassen.
„Sehr subtil, Miss Mills!", entfuhr es Konstantin amüsiert und plötzlich lag ihr eisiger Blick auf ihm. Aber das würde nichts bringen. Obwohl seine Gefährtin, seine Luna, sauer auf ihn sein wollte spürte sie dennoch diesen Band zwischen ihnen. Es nahm ihr die Wut und ließ ihren Puls steigen, während sie sich die Knielange Strickjacke fester um den kleinen Körper wickelte um ihre erhöhte Herzfrequenz zu verbergen. Doch das klappte nicht. Ihr Blick verschlang ihn, wanderte von seinem Gesicht zu seinen nackten Oberkörper, blieb verdächtig lange an seinen Bauchmuskeln kleben und glitt dann zu seinen Beinen und seinen nackten Füßen.
Konstantin lächelte, in ihren Augen sah das sicherlich ziemlich selbstverliebt aus und er konnte einfach nicht widerstehen sich geschmeidig auf sie zu zu bewegen, damit sie seinen Gang bewundern konnte. Sie stand auf Muskeln, das konnte man ihr an der Nasenspitze ansehen, die Art wie sich ihre Pupillen weiteten, als er die wenigen Stufen bis zu ihrer Haustür erklomm und sich lässig gegen den Türrahmen lehnte.
Sie wich nicht zurück, das würde ihr Stolz nicht zulassen und sie gab sich betont uninteressiert an ihm. Eine glatte Lüge, das wussten sie beide.
„An dieser Stelle sollten Sie mich ins Haus bitten, Miss Mills. Es ist furchtbar kalt hier draußen!", flötete er und konnte den anzüglichen Ausdruck in seinen Augen einfach nicht verbergen. Laura schnaubte bei dem Flirtversuche nur verächtlich, trat an ihn heran, schob ihn aus der Tür und schlug ihm mit einem lauten Krachen die Tür direkt vor der Nase zu.
Er lachte. Er konnte einfach nicht verhindern, dass er in ein schallendes Gelächter ausbrach und gönnte sich selbst den kleinen Moment, an dem er die Stirn an ihre Haustür legte und noch einmal ihren Duft tief in sich einsog, der noch immer in der eisigen Luft hing. Sie war noch da, direkt hinter der Tür. Er könnte ihr hektisch schlagendes Herz hören. Ob sie jetzt auf der anderen Seite der Tür lehnte und ihn spüren konnte? Ihren Gefährten, ihren Mann, ihren Wolf?
„Bis heute Abend, Miss Mills", hauchte er so laut gegen die Tür, dass sie es auf der anderen Seite nur hören konnte, wen sie ebenfalls daran lehnte. Und das tat sie, er wusste es, er spürte es. Das zwischen ihnen war unvermeidlich und Konstantin beschloss ihr heute Abend seine Welt zu zeigen. Seine kleine Gefährtin sollte wissen was sie erwartete, wenn sie sich von einem Wolf entführen ließ. Nicht, dass sie eine Wahl haben würde, aber er würde ihr gegenüber mit offenen Karten spielen. Immer. Denn es galt die Frau zu erobern, diesen Instinkt den sie verspürte tiefer gehen zu lassen, damit der Samen dieser Verbindung in ihr wuchs und sich festsetzte wie Unkraut was sie nie wieder loswürde, egal, wie viel Scheiße er bauen würde. Es musste echt sein zwischen ihnen.


Beta: Geany

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Where stories live. Discover now