Eskalation

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Kapitel 50

Laura

Sie hatte keine Angst, obwohl ihr rational gesehen klar war, das sie Angst haben sollte. Nach allen Informationen und Hinweisen, die sie bis jetzt hatten, war William Langfield ein gefährlicher Mann und ihn direkt mit seinen Taten zu konfrontieren, konnte durchaus nach hinten losgehen und sie selbst in Gefahr bringen. Dennoch stand es für Laura außer Frage, dass sie es wagen würde. Vielleicht würde Konstantin sauer sein, aber sie hatte ihm von Anfang an klargemacht, dass sie nicht zu den Frauen gehörte, die ihren Männern immer den Vortritt ließen. Sie hatte damals nicht gezögert das richtige zu tun und gegen ihren Vater auszusagen und sie würde jetzt nicht damit Anfang, eine Chance auf Gerechtigkeit verstreichen zu lassen, wenn sie die Gelegenheit hatte sie zu ergreifen. Das schien auch Sheriff Johnson zu verstehen und hatte sie ziehen lassen. Ihr Wolf würde ausrasten, wenn er davon erfuhr, aber auch der neue Sheriff war ein erwachsener Mann der Entscheidungen traf und dazu stand. Er würde die Wut des Alpha schon irgendwie verkraften können.

Trotz all ihrer Entschlossenheit, mischte sich aber ein leichtes Gefühl von Unwohlsein in ihrem Magen, als sie vor William Langfields kleines Stadthaus hielt und die Tür des Wagens so lauf zuschmetterte, dass er es sicher hören konnte. Ihr Plan ging auf und noch bevor sie die Tür erreichte, öffnete William die Tür.

Es war mitten in der Nacht, aber er sah nicht danach aus, als hätte er geschlafen. Er trug ein Hemd und eine Anzughose, die beide ziemlich zerknittert waren und seine sonst so präzise gerichteten, blonden Haare waren hier und da etwas zerzaust als wäre er das eine oder andere Mal ungewollt weggenickt. Dazu die rot unterlaufenden Augen und das Whiskeyglas in der Hand. Wüsste sie nicht, dass sein Geruch an Carly geklebt hatte, würde sie ihm die besorgte Miene abkaufen. Dieser Mistkerl.

Plötzlich erfasst von unbedingter Wut marschierte sie auf den Eingang zu griff grob in die Knopfleiste seines Hemdes und drückte ihn nach hinten bis die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.

„Du mieser, großkotziger, arroganter, Mistkerl. Ich habe gar nicht genug Worte, für das, was du getan hast!", fauchte sie ihn an und war sehr stolz auf sich nicht zu schreien. William runzelte die Stirn, stolperte nach hinten und wischte dann ihre Hand von seinem Hemd. Er war ziemlich angetrunken, denn Laura war definitiv nicht kräftig genug ihn einfach so durch seine Wohnung zu schieben, aber sie schaffte es und er sah mehr als verwirrt aus.

„Du solltest bei Melissa sein und bei deinem Alpha, ich glaube die brauchen dich gerade mehr als ich dein Gezeter. Verschwinde, Laura!", meinte er und machte eine wegwerfende Handbewegung als würde er sich mit schlimmeren herumplagen als ihren kleinen Ausbruch.

„Bist du enttäuschst, dass sie noch lebt? Oder, dass niemand die Wölfe verdächtigt? Warum betrinkst du dich? Ahnst du das wir wissen, dass du es warst oder verlierst du dich nur im Selbstmitleid?", fragte sie und sah dabei zu wie er in die Wohnstube ging und sein Glas wieder fühlte. Er schien viel zu gelassen, als wäre er resigniert. Sie ah sich in der Wohnung um, keine Anzeichen dafür, dass er hatte verschwinden wollen, keine Anzeichen dafür, dass er irgendetwas befürchtete.

Dennoch trat Laura näher damit das Aufnahmegerät in ihrer Jacke hörte, was er zu sagen hatte, sofern er irgendetwas zu den Vorwürfen sagte. Er drehte sich mit einem neuen Glas in der Hand um und sah sie aus schmalen Augen an. Verwirrter als zuvor. Dann rieb er sich durch das Gesicht und drückte seine Nasenwurzel. Diese Geste kannte sie, dass tat er immer, wenn er sich für die unangenehme Variante von irgendetwas entschied.

„Okay, ich spiele mit und zwinge mich dazu zu fragen. Was zu Teufel meinst du? Geht es hier noch um deine Liebelei mit dem Werwolf? Du hast es quasi der gesamten Stadt auf die Nase gebunden und damit gewonnen. Ich war die ganze Nacht wach und habe mich mit der Suche nach Carly auf dem Laufenden halten lassen, natürlich bin ich froh, dass sie lebt und hoffentlich gesund wird und was deine Wölfe angeht: Das sie damit nichts zu tun haben glaube ich sogar, sonst hätten sie uns nicht zu ihnen gebracht. Also: Was soll das?"

Die Rückkehr des Wolfes- Alaska Werewolves Bd. 1Where stories live. Discover now