2 | Wer bin ich?

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Wenn die Augenbrauen des schönen Mannes vor mir sich noch weiter nach oben bewegen könnten, wären sie jetzt vermutlich in seinem Haaransatz verschwunden.

„Mich?", fragt er ungläubig und ich zucke schüchtern mit den Schultern. „Aber ich kenne Sie doch gar nicht."

„Mein Name ist Felix", stelle ich mich vor, ohne seine Aussage zu bestätigen. „Felix Wright."

„Right wie richtig?", kichert er.

„Es klingt nur so, aber ich glaube, vor dem R kommt noch ein W", überlege ich und frage mich, warum ich bis gerade eben meinen eigenen Namen nicht einmal wusste.
Aber Felix Wright fühlt sich irgendwie richtig an. Richtig ohne W.

Wieder lacht der Mann, dessen Name Moore ist, und er beugt sich nach vorn, um rechts und links den langen, dunklen Korridor entlangzusehen, in dem ich noch immer stehe.

Sucht er auch jemanden? Ich stehe doch genau vor ihm.

„Ist das ein Scherz?", möchte er wissen und ich runzele die Stirn.

„Nein, ich heiße wirklich so", gebe ich entschlossen zurück.

„Nun, Felix Wright", grinst er und hält mir seine Hand entgegen. „Mein Name ist Arthur Moore. Allerdings ohne W."

Ich sehe auf seine Hand mit den gepflegten Fingern und greife sie vorsichtig. Seine Haut ist warm und weich und die Berührung löst ein kribbelndes Gefühl in mir aus.

„Auf dem Schild habe ich auch kein W gesehen", erwidere ich und höre schon wieder sein Lachen.

Ich habe beschlossen, dass ich dieses Lachen liebe.
Nein, ich glaube, ich habe beschlossen, dass ich Arthur Moore liebe.

Auch Arthur scheint von unserer Berührung verwirrt zu sein, denn er sieht auf unsere Hände, die sich immer noch gegenseitig halten.

Eigentlich möchte ich ihn nie wieder loslassen.

„Okay, Felix", sagt er schließlich schmunzelnd und entzieht mir doch seine Hand, was mich unwillkürlich mit einem Gefühl der Leere zurücklässt. „Ich habe keine Ahnung, was das für ein Scherz ist und wer dich hierhergeschickt hat, aber es ist etwas kühl auf dem Flur und ich schlage vor, du kommst kurz rein und wir klären das drinnen."

Damit hält er die Tür ein Stück weiter auf und bedeutet mir, seine Wohnung zu betreten.

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