44 | Worüber unterhalten wir uns?

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„Was machen wir jetzt solange?", möchte Arthur von mir wissen, nachdem er den Auflauf in den Ofen geschoben, den Timer gestellt hat und wir den Abwasch im Handumdrehen erledigt haben.

„Was hältst du davon, wenn wir uns auf dein Sofa setzen, ein Glas Wein trinken und uns unterhalten?", schlage ich vor.

„Unterhalten. Okay."

Ich lache, schenke uns beiden nach und gehe auf meinen Socken in sein Wohnzimmer, wo ich mich ganz selbstverständlich auf sein Sofa fallen lasse, darauf bedacht, keinen Wein zu verschütten.

Es ist gar nicht allzu lange her, dass ich meine erste Nacht hier verbracht habe und sofort bin ich wieder ähnlich aufgeregt wie an jenem Abend, als ich Arthur zum ersten Mal begegnet bin.

„Überrascht dich das jetzt?"

„Was?"

„Dass ich mich unterhalten möchte?"

„Ich weiß nicht wirklich, worüber wir reden sollen", gibt er verlegen zu und nimmt einen großen Schluck aus seinem Glas.

Beherzt greife ich nach seiner Hand und ziehe ihn neben mich auf die weichen Polster.

„Einfach alles", strahle ich ihn an. „Ich möchte gern ganz viel über dich erfahren."

„Aber ... weißt du denn nicht schon alles über mich?"

„Nun, ich weiß manches einfach so. Wie du deinen Kaffee magst oder auch dass du Pizza Hawaii magst oder dass Tessa deine beste Freundin ist, aber einiges eben auch nicht."

„Ich bin ziemlich langweilig", gibt er betreten zu.

„Das sehe ich anders", widerspreche ich. „Was arbeitest du?"

„Das ist das Erste, was du über mich wissen willst?", fragt er lachend.

„Es ist auf jeden Fall eins der Dinge, von denen ich weiß, dass du es mir bereitwillig erzählen wirst, oder?"

„Ist das nicht offensichtlich?"

„Dein Beruf? Nicht unbedingt", überlege ich mit dem Finger an meinem Kinn.

Arthur mustert mich amüsiert.
„Okay, was kommt denn in Frage?"

„Mein erster Gedanke?"

„Immer!"

„Ich denke, du bist Anwalt", grinse ich und nehme noch ein Schlückchen von dem leckeren Wein. So langsam verstehe ich, warum es Arthurs Lieblingssorte ist.

„Anwalt?", fragt er verblüfft und nimmt ebenfalls einen weiteren großen Schluck aus seinem Glas.

„So wie du reagierst, bist du es offensichtlich nicht", gebe ich zurück. „Und jetzt muss ich ehrlich sagen, dass ich ein bisschen enttäuscht bin, weil du in meiner Vorstellung ein verdammt heißer Anwalt warst und ich dich total gern mal bei einer Verhandlung oder einem Verhör gesehen hätte."

Prustend beugt Arthur sich nach vorn und hält vergeblich seine Hand unter sein Kinn, an dem nun die rote Flüssigkeit hinabläuft und sich auf seinem schwarzen Hemd verteilt.

„Oh!", rufe ich überrascht und renne in die Küche, um eine Rolle Küchenpapier zu holen. Als ich zurück ins Wohnzimmer komme, wischt Arthur verzweifelt an seinem Gesicht und seinem Hemd herum, das ziemlich nass wirkt.

„Also, man sieht die Rotweinflecken auf schwarz zwar nicht wirklich, aber vielleicht solltest du dir auch was anderes anziehen, dann kann ich auch ein bisschen starren", kichere ich.

Wunschdenken | ✓Where stories live. Discover now