22 | Wer ruft an?

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„Corin", sagt Arthur ins Telefon, als er den Anruf entgegennimmt, seine Augen weit aufgerissen.

Corin? Wer ist denn jetzt wieder Corin?
In meinem Kopf leuchtet eine kleine Lampe auf, als ich die Verbindung herstelle.

Corin ist der Mann, der Arthur und mir vor dem Restaurant begegnet ist. Offenbar haben die beiden eine gemeinsame Vergangenheit und Corin hat sogar einen eigenen Klingelton in Arthurs Telefon.

„Ich... danke", höre ich Arthur sagen.

Leider kann ich nicht verstehen, was Corin zu ihm sagt und wünsche mir, ich könnte Arthurs Gedanken lesen oder ihn irgendwie dazu bringen, den Lautsprecher zu aktivieren.

Arthurs Augen schießen kurz zu mir, bevor er seinen Blick wieder senkt und mit seiner Hand über sein Gesicht fährt.
„Und darum rufst du mich an?", fragt er aufgebracht in den Hörer.

Wieder scheint dieser Corin am anderen Ende etwas zu sagen und Arthurs Gesicht verzieht sich schmerzvoll.

Mir gefällt das nicht. Ich möchte nicht, dass Arthur leidet!

„Lass es einfach, okay? Es geht dich nichts an", ruft Arthur und beendet das Telefonat abrupt, ehe er das Handy in die Innentasche seines Jacketts gleiten lässt. Er schließt seine Augen und atmet tief durch, als müsste er sich wieder fangen.

„Arthur, kann ich–", beginne ich und er zuckt merklich zusammen.

„Felix", sagt er und ich habe das Gefühl, dass er für einen Moment vergessen hat, dass ich noch neben ihm stehe; dass er in meinem Haus ist. „Ich... ich sollte jetzt gehen."

„Aber", wundere ich mich und muss mit ansehen, wie er durch die Küche nach vorn zur Haustür geht. Schnell setze ich mich in Bewegung und folge ihm. „Möchtest du nicht noch...?"

„Ich kann nicht, okay?", seufzt er und legt seinen Kopf in den Nacken, die Augen geschlossen. Als er sie wieder öffnet, sieht er mich nicht einmal an und meine Kehle schnürt sich eng zusammen.
„Hör zu", erklärt er gefasst. „Ich freue mich, dass wir dein Zuhause finden konnten und ich wünsche dir alles Gute."

„Alles Gute? Soll das heißen, du–"

„Ich fühle mich wirklich geschmeichelt, aber ich denke, das war alles ein Missverständnis."

„Was für ein Missverständnis? Arthur, ich–"

„Ich hoffe, du findest deine Erinnerung bald wieder. Mach's gut, Felix."

Und ohne dass ich ihn aufhalten kann, verlässt Arthur Moore mein Haus und wieder wird alles dunkel.

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