28 | Was will er noch hier?

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Entgegen meiner Erwartung wird es nicht dunkler als es ohnehin schon in der kleinen Kammer ist. Ich kann noch immer Packungen mit Kaffeebohnen, Putzmittel und Serviettenstapel erkennen.

Was ist passiert? Bin ich frei? Musste ich erst erkennen, dass ich doch nicht Arthurs Traummann bin, um nicht länger von seiner Existenz abhängig zu sein?

„Felix?"

Oh. Er ist noch da.

„Felix, ich weiß, du bist da drin. Ich habe dich hineingehen gesehen."

Ich rolle mit den Augen, obwohl er es nicht sehen kann. Vielleicht ist es mein Schicksal, mich vollkommen lächerlich zu machen und dann qualvoll vor Scham zu sterben. Bislang mache ich dabei einen guten Job.

„Ich ... ich habe zu tun", lüge ich lauthals und raschle wahllos in einem der Regale herum.

„Felix, ich werde nicht gehen, ehe du nicht dort herauskommst und mit mir redest."

Ist das sein Ernst? Worüber will er denn noch mit mir reden?

„Es ist doch alles gesagt", rufe ich betont fröhlich durch die Schwingtür. „Alles Gute für dich, Arthur."

Die Tür schwingt auf und herein kommt ein deutlich aufgebrachter Arthur. Seine dunklen Augen funkeln wütend und fuck, sieht er heiß aus!

Ich stolpere erschrocken einen Schritt zurück und mein Rücken drückt sich gegen das Regal.

„Hör zu", blafft er mich an und sofort fühle ich mich an unsere erste Begegnung erinnert, als ich mitten in der Nacht vor seiner Tür stand. „Wenn du wirklich meinst, mein Traummann zu sein, dann solltest du mir eigentlich jeden Wunsch von den Augen ablesen können und mich nicht wegschicken!"

Spinnt er jetzt vollkommen? Ich habe doch gerade schon festgestellt, dass ich nicht sein verdammter Traummann bin!

Wütend sehe ich ihn an und verschränke meine Arme vor der Brust.
„Nun, nur weil ich weiß, was du willst, heißt das noch lange nicht, dass ich alles tue, was du willst", patze ich zurück. „Und ich habe bereits festgestellt, dass ich mich geirrt habe. Du kannst also gehen, ich bin nicht dein dummer Traummann."

„Was?", fragt Arthur ungläubig. „Nein!"

„Was meinst du mit nein?"

„Ich gehe nicht. Und du hast dich nicht geirrt."

Ich schnaube abwertend und drehe meinen Kopf zur Seite. Ich hoffe, das zeigt ihm deutlich, dass er mich allein lassen soll.

„Können wir nochmal von vorn anfangen?" Arthurs Stimme ist jetzt ganz ruhig, beinahe schon vorsichtig.

„Das geht nicht", gebe ich bockig zurück.

Ein leises Lachen aus seiner Richtung lässt mich ihn doch ansehen, obwohl ich wütend auf ihn bin. Warum muss er dabei auch so putzig aussehen?

„Weil hier keine Klingel ist?", errät er meinen ersten Gedanken, der zugleich einer der Gründe für meine Antwort war.

Überrascht weiten sich meine Augen und Arthur tritt einen kleinen Schritt an mich heran.

„Richtig?" Er schmunzelt und ist dabei so verdammt hinreißend, dass ich ihn am liebsten hier und jetzt küssen würde.

Aber das ging ja die letzten Male schon richtig gut, denke ich zynisch.

Also weiche ich stattdessen seinem Blick aus und versuche zudem die Tatsache, dass er noch näher gekommen ist, zu ignorieren.

„Okay, dann spule ich etwas vor bis zu dem Moment, als du sagtest, dass du mich furchtbar gern küssen würdest. Ist das noch so, Felix?"

Ich rolle trotzig mit den Augen und höre sein leises, himmlisches Lachen erneut.

„Ich würde dich nämlich wirklich gern küssen, Felix", raunt er und mein Herz macht einen riesigen Sprung.

Arthur will mich küssen!

„Darf ich?"

„Es unterbricht uns doch sowieso gleich wieder jemand", muss ich meinem Unmut Luft machen, kann dem Drang, auf seine Lippen zu starren, jedoch nicht länger widerstehen.

„Das denke ich nicht", wispert er und schiebt seine weiche Hand sanft in meinen Nacken, während sein Gesicht meinem immer näherkommt.

„Hallo?!", ruft eine Stimme aus dem Raum des Cafés. „Wird man hier auch bedient?"

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