6 | Wie ist meine Nummer?

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Ich vermisse Arthur.

Es ist seltsam, denn ich kenne ihn noch nicht wirklich lange. Aber jetzt ist er nicht mehr in meiner Nähe und er fehlt mir.
Ich fühle mich richtig leer und bedeutungslos.

Und warum ist es überhaupt schon wieder so dunkel?
Ist es wohl unhöflich, wenn ich nochmal bei Arthur klingele, obwohl ich gerade erst gegangen bin? Ich weiß, er muss vermutlich gleich weg, denn er musste ja früh aufstehen, aber vielleicht kann ich ja auf ihn warten, bis er wieder da ist?

Noch während ich mit mir hadere, ob ich noch einmal auf den Klingelknopf drücken soll und ob der Knopf überhaupt noch da ist, öffnet sich die Wohnungstür und ich zucke überrascht zusammen.

Auch Arthur scheint sich zu erschrecken, denn er lässt einen kleinen Schrei von sich.

Es klingt furchtbar süß.

„Felix!", macht er atemlos.

„Ent- Entschuldige", sage ich und kratze mir den Hinterkopf. „Ich weiß, du musst gleich los und ich wollte auch nicht–"

„Kann ich deine Nummer haben?", unterbricht er mich und ich ziehe verwundert meine Augenbrauen zusammen.

„Nummer?"

„Telefonnummer", präzisiert er. „Damit ich dich mal anrufen kann."

„Warum möchtest du mich anrufen?"

Arthur lacht wieder dieses ungläubige Lachen und seine Wangen nehmen so einen pinkfarbenen Ton an.
„Nun... ich... finde dich ganz nett", murmelt er verlegen.

Augenblicklich beginnt mein Herz wieder wild in meiner Brust zu klopfen.
Arthur findet mich ganz nett! Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?

„Ich finde dich auch ganz nett", platze ich heraus. „Sehr sogar."

„Also?"

„Also was?"

„Deine Telefonnummer?"

Meine Euphorie verfliegt etwas, denn eine Telefonnummer weiß ich nicht. Dafür braucht man auch ein Telefon, das dann klingelt, wenn Arthur die Nummer anruft.

Verzweifelt stopfe ich meine Hände in meine Hosentaschen und fühle zu meiner Überraschung in der rechten Tasche etwas kühles Glattes. Als ich den Gegenstand herausziehe, halte ich allen Ernstes ein Mobiltelefon in der Hand.

Sehr merkwürdig.

„Soll ich mich einfach von deinem Telefon anrufen?", schlägt Arthur vor und nimmt mir das Gerät, das wie von Zauberhand zum Leben erweckt wird, als ich auf das Display schaue, ab. „Dann hast du meine Nummer auch gleich."

Gekonnt tippt er Nummern ein, drückt auf den grünen Button und zieht parallel sein eigenes Handy aus seiner Hosentasche, dessen Display mit einem Anruf aufleuchtet. Lächelnd speichert er die Nummer ein.

„Felix Wright, richtig?", wiederholt er meinen Namen, ehe er mir mein Telefon wieder überreicht.

„Vollkommen richtig", sage ich und blicke ihm tief in die Augen.

Arthur lächelt beschämt und blickt auf sein Display, das schon wieder mit einem Anruf leuchtet.
„Oh Shit", murmelt er und nimmt das Handy an sein Ohr. „Ich muss leider los. Ich rufe dich an, Felix. Versprochen!"

Und bevor ich ihm sagen kann, dass ich ihn mehr als ganz nett finde, dass ich gern hier auf ihn warten würde und dass ich hoffe, dass er meinen Namen unter Mr. Right bei sich einspeichert, schließt sich seine Wohnungstür erneut und lässt mich ein weiteres Mal im Dunkeln stehen.

Wunschdenken | ✓Where stories live. Discover now