9 | Was mache ich jetzt?

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Unschlüssig stehe ich noch immer in Arthurs Flur herum und glotze auf die nun geschlossene Wohnungstür.

Ich vermisse ihn.
Vermisst er mich wohl auch?
Und was mache ich jetzt, wo er weg ist?

Ich könnte natürlich hier stehen bleiben und warten, bis Arthur zurückkehrt, aber das wird vermutlich noch eine Weile dauern. Immerhin ist er gerade einmal seit ein paar Minuten weg.

Langsam drehe ich mich um und schaue den Flur entlang in seine Wohnung. Von dem, was ich sehen kann, ist es noch immer ähnlich chaotisch wie zuvor.

Keine Dummheiten hat Arthur gesagt.

Aufräumen ist das Gegenteil von Dummheiten, oder? Immerhin wird Arthur seine Wohnung früher oder später aufräumen müssen, denn in solch einem Chaos kann man sich unmöglich wohlfühlen. Wenn ich jetzt also ohnehin nichts zu tun habe und das übernehme, muss Arthur es später nicht machen, wenn er nach Hause kommt und hat dafür dann für andere Dinge Zeit.

Zum Beispiel für mich!

Mit diesem Gedanken setze ich mich zielstrebig in Bewegung und begebe mich in Arthurs Wohnzimmer, das noch immer von Partyresten geziert ist.
Ich beginne, die ganzen Überbleibsel zusammenzusammeln, ein fröhliches Lächeln auf meinen Lippen, weil ich schon jetzt so gespannt auf Arthurs Reaktion bin, wenn er später nach Hause kommt.

•••

Etwa fünf Stunden später glänzt wirklich jede Ecke in Arthurs Wohnung. Okay, fast jede Ecke, denn ich war so höflich und habe die Tür seines Schlafzimmers geschlossen gelassen. Zwar musste ich wirklich schwer gegen meine Neugierde ankämpfen, aber irgendwie fand ich es nicht richtig, sein Schlafzimmer ungefragt zu betreten oder gar aufzuräumen.

Nun habe ich also das Wohnzimmer aufgeräumt, die gesamte Wohnung gesaugt, Staub gewischt, in der Küche den Backofen gereinigt, das Badezimmer geputzt und bin gerade damit fertig geworden, das letzte Fenster zu putzen.

Zufrieden mit mir selbst blicke ich auf mein Werk, als ich aus dem Augenwinkel sehe, wie das Display meines Handys, welches auf dem Couchtisch liegt, aufleuchtet und das Gerät leise vibriert.
Ich erkenne Arthurs Namen und beantworte den Anruf sofort.

„Hi", sage ich atemlos und kann nicht verhindern, dass sich wieder ein breites Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet.

Arthur hat mich angerufen! Das bedeutet, er hat an mich gedacht!

„Hey", höre ich Arthurs Stimme und mein Herz macht wieder einen kleinen Hüpfer. „Bei dir alles okay?"

„Klar", gebe ich zurück und sehe mich noch einmal in seiner nun blitzblanken Wohnung um. „Und bei dir?"

„Äh", gibt er überrascht zurück. „Nun, ich arbeite. Wobei ich in ungefähr einer Stunde Mittagspause habe und ich überlegt habe, ob ich für die Pause nach Hause komme oder–"

„Ja", rufe ich ins Telefon. „Das ist eine großartige Idee!"

„Oder du kommst vielleicht einfach her und wir gehen irgendwo etwas essen? Also nur, wenn du–"

„Wo soll ich hinkommen?", unterbreche ich ihn wieder und beginne schon, aufgeregt hin und her zu laufen.

Arthur möchte, dass ich zu ihm komme. Er möchte sogar etwas mit mir essen gehen. Ist das eine Art Date? Ich finde, es ist eine Art Date. Sollte ich mich dafür umziehen? Aber ich habe keine anderen Klamotten. Etwas von ihm anzuziehen, wäre irgendwie merkwürdig und außerdem sind seine Sachen bestimmt in seinem Schlafzimmer und da gehe ich ja nicht ungefragt–

„Felix?"

„Ja?"

„Bist du noch da?"

„Ja, entschuldige", sage ich ehrlich. „Ich flippe innerlich gerade ein wenig aus."

„Warum?"

„Weil du dich mit mir treffen möchtest."

Arthur lacht dieses traumhafte Lachen und meine Knie werden wieder zu Butter.

„Felix, ich habe dich allein in meiner Wohnung gelassen", sagt er und ich höre ihn dabei schmunzeln. Bestimmt sieht er atemberaubend aus. „Ja, ich möchte mich sehr gern mit dir treffen."

„Okay", presse ich hervor und versuche, das hysterische Kichern, das in meiner Kehle brodelt, zu unterdrücken. Wenn das wirklich als Date zählt, dann bedeutet das ja, dass Arthur mich mehr als nur ein bisschen mag. Außerdem hat er gesagt, dass er mich heiß findet. Und wir waren kurz davor uns zu küssen. Vielleicht haben wir dann auch irgendwann–

„Felix?"

„Ja?"

„Hast du meine Frage gehört?"

„Leider nicht, entschuldige bitte, Arthur."

Wieder lacht er und ich unterdrücke ein verliebtes Seufzen. Ich bin wirklich ganz schön verliebt in Arthur.

„Was wäre dir denn lieber?", scheint er seine vorherige Frage zu wiederholen.

Ich überlege, was ich darauf antworten soll. Was mir lieber wäre? Ich könnte mich gar nicht entscheiden und solange Arthur und ich zusammen sind, wäre mir alles recht. Von mir aus darf er das entscheiden.

„Ich denke, ich mag oben lieber, aber mit dir wäre es egal, da ist bestimmt alles toll", sage ich schließlich, bevor meine Gedanken sich wieder verselbständigen.

„Oben?", fragt er verwirrt.

Wunschdenken | ✓Where stories live. Discover now