17 | Warum ruft Arthur an?

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„Felix?", höre ich Arthurs schöne Stimme und entscheide mich kurzum für die Flucht nach vorn.

„Arthur", beginne ich zu plappern, meine Augen inzwischen fest zusammengekniffen. „Ich wollte dich wirklich nicht bedrängen. Ich fahre allein zu der Wohnung und lasse dir Freiraum. Vielleicht können wir uns ja noch einmal zum Pizzaessen verabreden oder einfach nur spazieren gehen."

„Du bedrängst mich nicht", höre ich ihn kurz sagen, doch mein Redeschwall will gar nicht aufhören.

„Ich möchte nicht, dass du denkst, ich wäre irgendein komischer Stalker, denn das bin ich nicht. Hoffe ich zumindest. Und es tut mir auch leid, dass ich deine Wohnung aufgeräumt habe, ich wollte dir wirklich nur eine Freude machen."

„Felix!", unterbricht mich Arthurs Rufen und ich beiße mir schmerzhaft auf die Unterlippe.

Mein Brustkorb fühlt sich an, als hätte sich ein riesiger Stein darauf gelegt, so schwer fällt mir das Atmen.

„Ich sagte doch, es stört mich nicht, aber du musst sowas nicht tun."

„Tut mir leid", gebe ich betreten zu. „Zu dem Zeitpunkt hielt ich es für eine gute Idee. Dann musst du es nach deinem Feierabend nicht machen. Und ich war wirklich nicht in deinem Schlafzimmer. Das fühlte sich irgendwie nicht richtig an."

„Du bist irgendwie süß."

„Was?" Verblüfft öffne ich meine Augen.

„Ich rufe eigentlich nur an, um dich zu bitten, noch drei Minuten zu warten, dann hole ich dich mit dem Auto ab und wir können gemeinsam zu deiner Adresse fahren."

„Musst du nicht arbeiten?"

„Ich habe in der Gegend ohnehin zwei Klienten, die noch Unterlagen von mir bekommen und ich habe meinem Kollegen bereits gesagt, dass ich Überstunden abbaue", erklärt er und ich kann ihn am Telefon lächeln hören. „Wenn du natürlich lieber allein dorthin möchtest, verstehe ich das, aber–"

„Nein!", rufe ich. „Ich... ich warte. Also, nur wenn du möchtest. Ich möchte dich nicht–"

„Tust du nicht", unterbricht er mich nun wieder und ich frage mich, wie wohl unsere ganzen Unterhaltungen verlaufen wären, wenn wir nicht ständig unterbrochen werden würden – von uns selbst oder von anderen.

„Okay", antworte ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Drei Minuten."

„Vielleicht auch fünf."

„Ich warte auch acht."

„Wie großzügig von dir", kichert Arthur und wie von Zauberhand löst sich mit diesem Geräusch der dicke Stein auf meinem Brustkorb in Luft auf. „Bis gleich, Felix."

„Bis gleich, Arthur", hauche ich und beende den Anruf.

Ich ertappe mich dabei, wie ich beinahe das Telefon an meine Brust presse wie eine verliebte Disneyprinzessin, denn um ehrlich zu sein, fühle ich mich genau so. Wenn jetzt noch Vögel auf meinen Schultern landen, ist das Bild perfekt.

Glücklicherweise bleiben die Federfreunde weg, also stecke ich das Gerät wieder in meine Hosentasche und eile zurück zu der Bank, auf der ich vorhin saß, um weiter auf Arthur zu warten.

Wunschdenken | ✓Where stories live. Discover now