53 | Wie war die Geburt?

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„Sicher, dass das das richtige Thema beim Frühstück ist?", fragt Arthur und schmiert sein Messer an seiner Brötchenhälfte ab.

„Mir macht das nichts aus", nuschle ich mit vollem Mund.

„Okay", holt Arthur Luft und trinkt einen weiteren Schluck Kaffee. „Eigentlich hab ich auch nicht so viel gesehen. Zum Glück." Er lacht unbehaglich und ich stimme mit ein.

„Haben sie dich nicht irgendwann rausgeschickt?"

Arthur schüttelt seinen Kopf.
„Tessa hätte jeden, der mich rausgeschickt hätte, vermutlich gelyncht", lacht er. „Ich durfte ihre Hand halten und ihr den Rücken massieren, während Gary die andere Hand und die Kotzschale halten durfte. Mein Job war also definitiv der Bessere."

„Aber muss man nicht eigentlich nur zum Anfang einer Schwangerschaft kotzen?", will ich wissen und kaue unbeirrt weiter an meinem Brötchen.

„Das stimmt, aber die Schmerzen während der Wehen waren irgendwann so stark, dass Tessas Körper sich nur noch so zu helfen wusste."

Ich nicke mitleidig und lausche weiter Arthurs Ausführungen über das im Krankenhaus Erlebte.

„Als sie die PDA endlich bekam, wurde es besser."

„Das ist eine Art Wunderpille?", erkundige ich mich.

„Nein, das ist eine Rückenmarksanästhesie. Man bekommt Narkosemittel in den Rücken, bleibt aber trotzdem bei Bewusstsein. Sie meinte, das wäre das coolste Gefühl der Welt."

Ich verziehe zweifelnd mein Gesicht. Ich existiere ja noch nicht wirklich lange, aber ich kann mir irgendwie vorstellen, dass es bedeutend coolere Gefühle gibt als eine Nadel in meinem Rücken.

„Danach ging alles total schnell. Gary und ich haben sie angefeuert, sie hat jedem von uns fast die Finger gebrochen und dann war der Kleine auf einmal da." Verstohlen wischt Arthur sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Er hat geschrien, Gary durfte die Nabelschnur durchschneiden und dann lag dieses kleine Würmchen einfach so auf meiner besten Freundin und war ... einfach da und war so perfekt."

Ich lege mein Brötchen auf meinem Teller ab und greife Arthurs Hand.
„Tessa kann stolz sein, dass sie dich als besten Freund hat."

Arthur winkt beschämt lächelnd ab und beißt von seinem eigenen Brötchen ab.
„Ich war nur als Unterstützung da. Die meiste Arbeit hatte sie und ein bisschen vielleicht Gary."

„Aber du warst da und hast sie unterstützt! Ich glaube, viele hätten darauf verzichtet und lieber draußen gewartet", widerspreche ich.

Er zuckt mit den Schultern.
„Kann sein. Die Geburtshelferinnen waren auf jeden Fall etwas verblüfft, dass Tessa mit zwei Kerlen da aufgeschlagen ist. Als dann klar war, dass Gary der Vater ist, wurde die eine ganz schön aufdringlich."

Meine Augen verengen sich zu Schlitzen. Arthur wurde allen Ernstes von einer Geburtshelferin angemacht? Gut, ich kann es ihr nicht verdenken, er ist ja auch traumhaft, aber kann sie sich jemand anderen suchen? Ich hatte ihn zuerst!

„Felix? Alles gut bei dir?", fragt Arthur und mustert mich interessiert.

„Klar", lüge ich.

„Bist du eifersüchtig?"

„Ich?"

Arthur lacht und legt seine warmen Hände auf meine nackten Knie.
„Tessa hat ihr unmissverständlich klar gemacht, dass sie sich keine Chancen ausrechnen braucht."

„Weil du schwul bist", schlussfolgere ich.

„Weil ich dich habe, Dummerchen."

„Ist das so?", frage ich verdutzt. „Woher weiß sie das?"

Arthurs Wangen färben sich wieder mit diesem süßen Pink und er senkt verlegen seinen Kopf.
„Vielleicht habe ich ihr davon erzählt, dass wir zusammen sind."

„Vielleicht ja oder vielleicht nein?", lache ich.

„Vielleicht ja, weil sie mich ohnehin damit genervt hat, dass wir perfekt zusammenpassen und ich dann vielleicht gesagt habe, dass das ja praktisch ist, weil wir jetzt zusammen sind", murrt er und ich muss einfach wieder mit meinem Daumen über seine warme Wange streichen.

„Ist dir das unangenehm?", möchte ich von ihm wissen.

„Dass wir zusammen sind? Nein", gibt Arthur entschlossen zurück. „Dass du mich schon wieder verlegen machst? Ein bisschen. Aber weißt du was?"

„Was denn?"

Ohne Vorwarnung klettert Arthur rittlings auf meinen Schoß und schlingt seine Arme um meinen Nacken.
„Ich weiß inzwischen ja auch, wie ich dich in Verlegenheit bringen kann."

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