5 | Was mache ich, wenn ich nicht schlafen kann?

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Ich liege auf Arthur Moores Sofa, umhüllt vom frischen Duft seiner Bettdecke und starre glücklich grinsend in die Dunkelheit. Ich kenne Arthur zwar noch nicht wirklich lange, aber ich bin mir sicher, dass ich unsterblich in ihn verliebt bin. Ich glaube, ich war noch nie so verliebt. War ich überhaupt schon mal verliebt? Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern.

Leise stehe ich auf und tapse ins Badezimmer. Ich kann einfach nicht schlafen und so sehe ich im Schein des Lichts auf meine Armbanduhr. Ich erkenne, dass es halb fünf Uhr morgens ist und wenn ich mich recht erinnere, muss Arthur in einer Stunde aufstehen.

Kurzerhand beschließe ich, dass ich mich auch nützlich machen könnte, statt einfach nur grinsend auf dem Sofa zu liegen. Ich gehe also zurück ins Wohnzimmer, lege die Decke sorgfältig zusammen und schleiche in die Küche, wo ich die Tür leise hinter mir schließe und mich ans Werk mache.

✩*✩

Als ich eine Stunde später gerade den Herd abschalte und die Pfanne mit dem Rührei zur Seite stelle, geht die Tür wieder auf und ein zerzauster Arthur kommt herein. Er sieht noch genauso hübsch aus, wie ich ihn die ganze Zeit in meiner Erinnerung hatte und ich begrüße ihn fröhlich: „Guten Morgen."

Arthur runzelt die Stirn und fährt mit seiner Hand durch seine vom Schlaf zerwühlten Haare.
„Was ist hier passiert?", erkundigt er sich und blickt sich erstaunt in der nun blitzeblanken Küche um.

„Ich konnte nicht schlafen und dachte, ich mache dir Frühstück", erkläre ich und ziehe eine Tasse aus dem Schrank. „Ich hoffe, du magst Rührei und Bacon? Oder soll ich dir lieber etwas anderes machen? Irgendwie dachte ich nicht, dass du der Müsli-Typ bist. Kaffee ist auch schon fertig. Mit warmer Milch?"

Arthur starrt mich an und ich klappe meinen Mund zu.

Oh Gott, ich rede bestimmt zu viel und er möchte vermutlich einfach nur seine Ruhe haben. Manche Menschen reden morgens nicht so gern.

Ich fülle die Tasse mit Milch, stelle sie in die Mikrowelle und schalte diese ein.

Arthurs Blick wandert zur Mikrowelle und wieder zurück zu mir.
„Milch", sagt er nur. „Kein Müsli."

Ich lächele unbeholfen und verteile das Rührei auf einem Teller, auf dem ich bereits Bacon platziert habe.

Die Mikrowelle gibt ihr Ping! von sich und ich entziehe ihr die Tasse, um diese mit Kaffee aufzufüllen.

Vollkommen verdattert nimmt Arthur mir die angebotene Tasse ab und starrt auf den Teller mit dem Rührei.
„Willst du nichts essen?", fragt er.

„Ich bin nicht hungrig", lächele ich. Dass ich viel zu aufgeregt bin, weil er jetzt wieder wach ist und vor mir steht und ich ihn wieder ansehen kann, sage ich ihm wohl besser nicht. Stattdessen beginne ich noch schnell, die Pfanne zu reinigen, während Arthur sich noch etwas schlapp an den kleinen Küchentisch setzt und sich über den Teller hermacht.

„Ich... gehe mich mal anziehen", murmele ich schüchtern und verkrümele mich ins Badezimmer. Kurz überlege ich, ob ich vielleicht duschen sollte, doch vermutlich bringe ich damit Arthurs morgendliche Planung durcheinander. Also ziehe ich meine Sachen von gestern wieder an, putze mir rasch die Zähne und gehe anschließend zurück in die Küche.

Arthur ist mittlerweile fertig mit dem Frühstück und sieht mich an, als ich unschlüssig in der Küchentür stehe.

Irgendwie weiß ich nicht, was ich sagen soll und auch er scheint keine Worte zu finden.

„Danke, dass ich hier schlafen durfte", ist letztlich das Einzige, was mir einfällt und ich bekomme ein Nicken als Antwort.

„Kein Problem", sagt Arthur.

„Ich schätze, ich gehe dann mal", zwinge ich mir heraus und innerlich sträubt sich alles gegen diesen Satz.

Ich will nicht gehen. Ich will nicht, dass Arthur will, dass ich gehe. Kann er nicht einfach wollen, dass ich bleibe?

Doch wieder nickt er nur und so befehle ich meinen Füßen, mich zur Wohnungstür zu tragen, wo sie in meine dort abgestellten Sneakers schlüpfen. Meine Hand muss die Klinke herunterdrücken und ich schlucke schwer, um das Seufzen, das in meiner Kehle steckt, zurückzuhalten.

„Mach's gut, Felix", höre ich Arthur hinter mir und sehe ihn an der Wand neben der Küchentür lehnen, die Kaffeetasse in seiner Hand, seine Haare noch immer leicht zerzaust.

„Mach's gut, Arthur", wiederhole ich seine Worte des Abschieds und nehme seinen Anblick noch einmal in mein Gedächtnis auf, ehe ich aus der Tür gehe und sie hinter mir zuziehe.

Und plötzlich ist alles wieder dunkel.

Wunschdenken | ✓Where stories live. Discover now