25 | Was darf es noch sein?

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Ich bin ein wenig verblüfft darüber, wie gut ich mich in diesem Café zurechtfinde. Natürlich gehört es mir und man sollte schon wissen, was man tut, wenn man ein eigenes Café hat. Dennoch war mir bis vor etwa zwanzig Minuten nicht klar, dass ich eine professionelle Kaffeemaschine bedienen kann oder weiß, wie man schnell und effektiv zwei bestellte Frühstücke in einer winzigen Küche vorbereitet.

„Einmal das französische Frühstück mit einem zusätzlichen Croissant", verkünde ich, als ich der schwangeren Tessa ihren Teller präsentiere und für einen Moment befürchte ich, dass sie ihn mir gleich aus der Hand reißt, so hungrig sieht sie aus. „Ich habe auch noch zwei weitere im Ofen", raune ich ihr geheimniskrämerisch zu und ihre blauen Augen weiten sich mit Begeisterung.

Ihr Blick schießt zu Arthur, der ihr inzwischen gegenübersitzt und geistesabwesend aus dem Fenster starrt.
„Arthur", zischt sie ihm zu und er zuckt erschrocken zusammen.

„Ja?" Er scheint den Blickkontakt zu mir bewusst zu meiden und ich spüre wieder so ein Drücken in meinem Brustkorb.

„Kannst du ihn bitte heiraten?", fordert Tessa ihn auf und zeigt bei ihrer Aussage mit ihrem Finger auf mich.

Arthur sieht für eine Sekunde zu mir, wendet sich dann jedoch sogleich wieder an seine Freundin und zischt im gleichen Ton zurück: „Kannst du mal bitte aufhören?"

„Ich hole mal das andere Frühstück", verkünde ich lautstark und drehe schnell zum Tresen ab.

„Aber Arthur", höre ich Tessa sagen. „Er ist perfekt! Ich meine, hast du ihn mal angesehen? Der Mann sieht aus, als hätte ihn jemand für dich gebacken. Und er kann kochen!"

Ich bin froh, dass ich den beiden gerade den Rücken zuwende, denn ein amüsiertes Schmunzeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Gewissenhaft streue ich noch etwas Petersilie über das Rührei auf Arthurs Teller, ehe ich zurück zum Tisch der beiden gehe.

„Frag ihn wenigstens nach seiner Nummer", will Arthurs beste Freundin nicht locker lassen und der Mann meiner Träume sieht aus, als würde er gleich schreiend mein Café verlassen.

„Hier kommt das italienische Frühstück mit Rührei statt Marmelade", erkläre ich und stelle den liebevoll angerichteten Teller vor Arthur ab. „Ich hoffe, es schmeckt."

„Danke", murmelt Arthur und wirft Tessa einen eindeutigen Halt-die-Klappe-Blick zu.

„Darf es noch etwas sein?", erkundige ich mich freundlich, denn natürlich tue ich so, als hätte ich nichts von ihrer Unterhaltung mitbekommen.

„Nein", sagt Arthur.

„Ja", kommt es zeitgleich von Tessa, weshalb ich mich ihr zuwende.

„Könnte er Ihre Nummer haben?", fragt sie mich geradeheraus und ich höre Arthur entsetzt nach Luft schnappen.

Wieder kehrt das Grinsen auf mein Gesicht zurück und ich zwinkere ihr zu.
„Die hat er schon", sage ich schlicht und gehe zurück zu meiner Kaffeemaschine, in der Hoffnung, dass sich mein wild klopfendes Herz dort beruhigt.

Wunschdenken | ✓Where stories live. Discover now