67 | Ich sortiere.

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Arthur blickt sich suchend um und dann entdecken mich seine schönen Augen schließlich.

„Felix", macht er mit einer Mischung aus Überraschung und Sorge.

Offenbar sehe ich mindestens so beschissen aus, wie ich mich fühle.

„Ist was passiert?"

Beinahe lache ich sarkastisch auf und will ihm antworten: „Du bist passiert, Arthur."
Doch stattdessen fahre ich mir einmal mit den Fingern durch meine Haare und schüttle den Kopf. „Wir haben geschlossen, tut mir leid. Ich hatte nur was vergessen."

Ich kann ihn nicht ansehen und so reiße ich die Schublade mit dem Besteck auf und beginne, die ohnehin ordentlichen Löffel und Gabeln zu sortieren.

Das Quietschen der Schwingtür lässt mich wissen, dass Arthur sie losgelassen hat und dann steht er vor dem Tresen. Ich spüre seine Nähe vielmehr als dass ich ihn sehe, denn ich wage es nicht, nach oben zu schauen.

„War ... ist ... hast du ...", stammelt Arthur und ich weiß genau, worauf er hinauswill.

Es geht um Janis. Darum, dass er am Strand meine Hand gehalten hat. Und ich könnte lügen. Könnte Arthur erzählen, dass Janis mein neuer Freund ist, für den ich Frühstück mache oder Nudelauflauf. Es würde ihn vielleicht verletzen, weil er denken würde, dass ich ihn einfach ersetzt habe.

Doch was würde es mir bringen? Ich möchte, dass Arthur glücklich ist. Ich möchte nicht, dass es Arthur schlecht geht.

„Nein", sage ich also und sortiere weiterhin schwungvoll klappernd das Besteck. „Janis ist nur ein guter Freund. Er meinte es nicht böse, er dachte, er würde mir helfen."

„Helfen?", fragt Arthur leise.

„Helfen, über dich hinwegzukommen", murmle ich, stoße die Schublade fest wieder zu und blicke ihn direkt an. Es ist mir egal, dass die dummen Tränen schon wieder in meine Augen steigen. Er weiß es doch sowieso. „Bitte geh einfach, Arthur. Denn wenn du hier bist, hilft mir das auch nicht."

Arthur sieht mich traurig an und ich meine, auch in seinen Augen Tränen schimmern zu sehen.

Das möchte ich nicht. Ich möchte nicht, dass Arthur traurig ist.

„Felix ... es tut mir leid", sagt er mit erstickter Stimme, folgt aber meinem Wunsch und geht langsam zur Eingangstür.

Zittrig atme ich ein und zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen, um es zumindest ihm leichter zu machen.
„Ich weiß. Und es ist okay. Es sollte wohl einfach nicht sein."

Er ist zu weit weg, als dass ich mir sicher sein könnte, doch ich meine, ein feuchtes Glitzern auf seiner Wange zu sehen, ehe er mein Café verlässt und das Klingeln des Glöckchens laut in meinem Kopf nachhallt.

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