11 | Wo treffen wir uns?

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Erst als der Felix-Punkt beinahe den Arthur-Punkt erreicht hat, schaue ich mich zum ersten Mal bewusst um. Ich bin froh, dass ich auf dem Weg hierher zumindest wahrgenommen habe, wenn ich eine Straße überqueren musste und so an roten Ampeln stehengeblieben bin.

Jetzt erkenne ich viele Bürogebäude um mich herum und auf der gegenüberliegenden Straßenseite, dort, wo sich der Arthur-Punkt befindet, entdecke ich ein italienisches Restaurant mit kleinen Tischen davor. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich etwa fünfzehn Minuten zu früh an unserem vereinbarten Treffpunkt bin und ich atme einmal tief durch.

Als ich an mir herunterblicke, fällt mir wieder ein, dass ich noch immer die gleichen Sachen wie gestern trage. Wird Arthur das wohl stören?
Irgendwie stört es mich, ebenso wie die Tatsache, dass ich nicht geduscht habe.

Wieder einmal zerbreche ich mir verzweifelt den Kopf darüber, ob ich wohl ein Zuhause habe. Dass ich offenbar die Erfüllung von Arthurs Sternschnuppenwunsch bin, ist mir inzwischen klar, aber Arthur kann sich doch unmöglich einen mittel- und obdachlosen Mann gewünscht haben, oder?

Als Arthur mich heute Morgen nach meiner Telefonnummer fragte, hatte ich plötzlich ein Telefon in meiner Hosentasche. Funktioniert das vielleicht auch mit einem Schlüssel?

Hoffnungsvoll fühle ich die beiden vorderen Taschen meiner Jeans ab, doch bis auf mein Telefon in der rechten von beiden kann ich nichts ertasten. Als ich allerdings die hintere rechte Tasche befühle, spüre ich zu meiner Verblüffung ein Portemonnaie, von dem ich schwören könnte, dass es vorher noch nicht da war.

„Da bist du ja", überrascht mich Arthurs Stimme und ich zucke zusammen, als mein Herz wie jedes Mal, wenn er in meiner Nähe ist, einen Hüpfer macht.

„Hey", strahle ich ihn an und weiß plötzlich nicht, was ich mit meinen Händen machen soll.

Am liebsten würde ich Arthur umarmen, aber ich trage ja immer noch meine Sachen von gestern und er sieht so... umwerfend aus. Ihm die Hand zu geben, würde sich irgendwie total unpassend anfühlen, nachdem ich bereits auf seinem Sofa geschlafen und seine komplette Wohnung geputzt habe, also entscheide ich mich für ein verlegenes Winken.

Arthur bleibt lächelnd vor mir stehen, blickt auf meine winkende Hand und sagt: „Weißt du auch gerade nicht, wie wir uns richtig begrüßen sollen?"

Gott, kann er noch perfekter werden?

Statt meinem Drang, ihn einfach nur anzuschmachten, nachzugeben, nicke ich eifrig mit dem Kopf und plappere meine Gedanken direkt heraus: „Genau! Am liebsten hätte ich dich umarmt, aber ich trage noch die Klamotten von gestern und habe noch nicht geduscht und das wäre dann schon sehr unangenehm. Aber dir die Hand zu geben fände ich auch irgendwie komisch, weil ich ja schon–"

Arthur unterbricht mein Gefasel, indem er einfach seine Arme um meine Schultern legt und mich an sich zieht. Augenblicklich schlinge ich meine Arme um seine Mitte und seufze leise, als ich mein Kinn zaghaft auf seiner Schulter ablege und seinen wunderbaren Duft einatme.

Arthur umarmt mich. Einfach so! Ich bin im Himmel!

„Ich umarme dich gern und es ist mir egal, dass du noch die Klamotten von gestern trägst", murmelt er leise mit seinem Kinn an meiner Schulter und ich habe das Gefühl, mein Herz platzt gleich vor Glück.

Wunschdenken | ✓Where stories live. Discover now