55 | Warum lässt er nicht locker?

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„Findest du das gar nicht gruselig?", hakt Arthur noch einmal nach, nachdem ich ihm davon berichtet habe, dass ich jedes Mal, wenn er mich verlässt, im Dunkeln verschwinde und erst wieder auftauche, wenn das Universum offenbar meint, dass es jetzt passend wäre.

Wir sitzen inzwischen in frischen Boxershorts – die anderen habe ich in die Wäsche getan – längs auf meinem Sofa, Arthur zwischen meinen Beinen, sein Rücken an meinem Bauch, eine leichte Decke über uns.

Während ich die Reste unseres Frühstücks weggeräumt und uns einen frischen Kaffee zubereitet habe, habe ich begonnen, Arthur von meinen bisherigen Auftaucherlebnissen zu berichten.

„Ich kenne es nicht anders", zucke ich mit den Schultern und trinke einen weiteren Schluck von meinem Kaffee. „Zugegeben ist es etwas nervig, aber ich sehe es positiv."

Arthur lacht wieder sein ungläubiges Lachen.
„Positiv? Das da wäre? Mehr Spannung in deinem Leben?"

„Nun, zum einen das", stimme ich zu und beuge mich vor, um seine Schläfe zu küssen. „Und außerdem kommt es weniger häufig vor, wenn wir zusammen sind. Ich hoffe also, dass es irgendwann so gut wie gar nicht mehr vorkommt."

Arthur gibt nur ein nachdenkliches „Hm" von sich.

„Musst du heute eigentlich gar nicht arbeiten?", wechsle ich das Thema.

„Oh, es ist Samstag. Carlo hat sich einen guten Tag für die Ankunft ausgesucht."

„Carlo?"

„Tessas und Garys Baby. Carlo."

„Cooler Name", lache ich.

„War mein Vorschlag", lässt Arthur mich wissen. „Und das Ganze kam jetzt wie oft vor?", lässt er nicht locker.

Ich kneife nachdenklich meine Augen zusammen, während ich versuche, die Male, die ich irgendwo aufgetaucht bin, zusammenzuzählen.
„Also vor deiner Wohnungstür", beginne ich laut zu überlegen. „Im Café, im Schwimmbad, im Krankenhaus, hier in diesem Haus ..."

„Und was passiert in der Zwischenzeit mit dir?", fragt er weiter. „Wenn ich nicht da bin oder es gerade nicht passt, dass wir uns sehen. Bist du dann einfach ... nicht da?"

Ich seufze und lege meinen Kopf nach hinten gegen die Lehne des Sofas.
„Ich habe keine Ahnung. Ich kann es ohnehin nicht ändern, also warum darüber nachgrübeln?"

„Aber ist es nicht total furchtbar, so abhängig von mir zu sein? Es ist beinahe so, als hätte ich dich erschaffen."

„Ich sehe es wirklich überhaupt nicht negativ", wiederhole ich mich. „Ich freue mich einfach, dass ich da bin, dass ich bei dir bin und dass wir zusammen sind, Arthur."

Arthur nickt nur, sagt aber nichts weiter.

„Hast du vielleicht Lust, irgendwas zu unternehmen?", schlage ich vor.

„Unternehmen?"

„Ja, wir können doch jetzt nicht den ganzen Tag zu Hause rumlungern."

„Und was möchtest du gern unternehmen?"

Ich schlinge meine Arme um ihn und ziehe ihn dichter an mich.
„Nun, da ich noch keine Gelegenheit hatte, mein Haus zu erkunden, schlage ich vor, wir machen erst einmal das. Und dann können wir ja vielleicht an den Strand fahren?"

„Strand klingt toll", stimmt Arthur mir zu und ich drücke ihn noch einmal fest an mich, bevor wir beide vom Sofa krabbeln.

Wunschdenken | ✓Where stories live. Discover now