27 | Wann geht er endlich?

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„Ich... ähm... bringe das mal weg", murmle ich und flüchte schon beinahe hinter den Tresen, wo ich die Teller einfach nur abstelle. Am liebsten würde ich mich in Luft auflösen oder wieder in der kleinen Kammer in der Dunkelheit verschwinden. Vielleicht kann Arthur ja auch einfach ohne zu bezahlen das Café verlassen, dann ist es für mich sicherlich auch wieder dunkel und ich kann–

„Felix?", höre ich seine Stimme hinter mir und schließe kurz meine Augen.

Wenn er doch nur nicht so perfekt wäre, denke ich still. Ich hole einmal tief Luft und rede mir innerlich gut zu, dass ich es gleich hinter mich gebracht habe. Er wird zahlen und gehen und dann diesen Corin anrufen und wieder mit ihm zusammenkommen und es wird ihm gutgehen und ich werde mich für ihn freuen.

„Das macht dreiundzwanzig neunzig", sage ich und wische mir mit dem Handrücken über die Augen, denn irgendwie sehe ich nur noch verschwommen.

„Ist alles okay? Geht es dir nicht gut?", will Arthur besorgt wissen und als ich mich leicht zu ihm umdrehe, sehe ich dass er sich über den Tresen beugt.

„Nein, nein. Alles okay", lüge ich und beginne hastig, an dem Kellnerportemonnaie zu zerren, dass sich in meiner Schürzentasche befindet.

„Felix, du siehst nicht okay aus."

„Es geht schon", lege ich fest und ziehe meine Augenbrauen zusammen. Kann er jetzt bitte einfach gehen?
„Hast du es passend?"

„Felix, ich wollte dich nicht vor den Kopf stoßen und ich mag dich wirklich sehr, aber–"

Allmählich wandelt sich meine Frustration in Wut. Ich liebe Arthur, aber gerade macht er mich wirklich wütend.

„Ich hab's begriffen, Arthur", sage ich energisch und blicke ihn nun geradewegs an. „Falsche Entschuldigungen sind wirklich nicht nötig. Ich lag offenbar falsch mit meiner Annahme und ich freue mich, dass ich meinen eigentlichen Zweck nun anscheinend erfüllt habe. Den Rest schaffst du bestimmt allein."

„Deinen eigentlichen Zweck?", hakt er verwundert nach.

„Ja", seufze ich und gehe hinter dem Tresen hervor zu der kleinen Kammer, aus der ich anfangs kam. Ich möchte nichts lieber, als dass Arthur jetzt einfach verschwindet und mich allein mit meinem Schmerz in der Dunkelheit zurücklässt.
„Weißt du was?", sage ich müde. „Das Frühstück geht aufs Haus. Ich wünsche dir alles Gute, Arthur."

Damit stoße ich die schmale Schwingtür auf, gehe in die Kammer und warte darauf, dass die Dunkelheit mich endgültig umfängt.

Wunschdenken | ✓Where stories live. Discover now