80 | Wir haben es geschafft.

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Arthur kichert und ich selbst muss mir ebenfalls das Lachen verkneifen. Mühevoll versuche ich, meine Position zu halten und spanne meine Arm- und Rückenmuskeln noch mehr an.

„Wir atmen ein", weist uns Leon mit seiner tiefen, beruhigenden Stimme an. „Und Arthur hört auf zu kichern."

Natürlich bewirkt Leons Aussage das exakte Gegenteil und Arthur gluckst wieder leise vor sich hin.

Von meiner Position aus kann ich ihn nicht sehen, was vermutlich auch besser ist, denn wir üben den herabschauenden Hund und da Arthur auf der Yogamatte vor mir ist, hätte ich so einen hervorragenden Blick auf seinen–

Okay, ich muss doch gucken.

„Wir atmen aus", kommt es von Leon. „Und Felix hört auf, auf Arthurs Hintern zu glotzen."

Jetzt ist es gänzlich um Arthur geschehen und er bricht laut lachend auf seiner Matte zusammen.

Ich blicke zu Leon, der sich nun ebenfalls hinkniet und uns beide anlacht.
„Wir sollten doch über Einzelkurse sprechen", schlägt er amüsiert vor.

„Gib zu, dass wir die schlimmsten Patienten sind, die du je hattest", gebe ich zu bedenken.

„Nein, die schlimmsten nicht", wehrt Leon ab. „Aber definitiv die, die am meisten abgelenkt sind. Allerdings voneinander. Mit euch beiden wird so eine Stunde immer eine Art Lachyoga, dabei bin ich gar nicht dafür ausgebildet. Und ich wage sogar zu behaupten, dass ihr meine einzigen Patienten seid. Die anderen nenne ich doch lieber nur Kunden oder Teilnehmer."

Er duckt sich lachend, als plötzlich Arthurs leere Wasserflasche in seine Richtung fliegt und droht meinem Freund spielerisch mit erhobenem Zeigefinger.
„Wenn du so weitermachst, rate ich dir doch dringend von den Glasflaschen ab, die ich dir eigentlich empfohlen habe, Arthur."

„Ist das hier eine neue Übung?", unterbricht Janis' Stimme unser Herumalbern.

Er kommt aus dem Vorraum des Studios herein und an ihm vorbei huscht unsere liebste Fellnase Iris.

Ganz selbstverständlich kommt sie erst zu Arthur und mir, schnüffelt uns freudig an, holt sich ihre Streicheleinheiten ab, um sich zuletzt auf Leons Schoß zusammenzurollen.

„Zum Glück rettest du mich endlich vor diesen albernen Hühnern", jammert Leon gespielt und neigt lächelnd seinen Kopf nach oben, um von Janis einen Kuss zu bekommen.

„Ich habe es ohnehin nicht verstanden, warum du versuchen willst, den beiden was beizubringen", pflichtet Janis ihm bei.

„Felix, gib mir deine Trinkflasche", zischt Arthur mir kichernd zu.

Kurz greife ich danach, doch schüttle meinen Kopf.
„Dafür kommen wir in den Knast, fürchte ich", flüstere ich zurück und klopfe gegen das Glas.

Arthur kommt über die Matten zu mir herübergekrabbelt und küsst mich direkt auf den Mund.
„Ich könnte mir Schlimmeres vorstellen, als mit dir im Knast zu sein", säuselt er.

Unwillkürlich beiße ich mir bei dem Gedanken auf die Lippe. Arthur sieht bestimmt total heiß aus in so einem–

„Okay!", ruft Leon laut und springt von seiner Matte auf. „Feierabend für heute! Es ist unerträglich mit euch, man könnte meinen, ihr seid erst seit zwei Wochen zusammen und nicht schon seit zwei Jahren."

Kichernd steht Arthur auf und reicht mir die Hand, um mich ebenfalls auf die Füße zu ziehen.
„Da spricht der Neid, hörst du das?", raunt er und streicht demonstrativ über meinen Hintern, der nur in einer lockeren Jogginghose steckt.

„Eindeutig", gebe ich in gleichem Ton zurück. „So können nur alte Männer sprechen."

Ganz entgegen dem Verhalten eines alten Mannes streckt Leon uns die Zunge heraus und bekommt ganz rote Wangen, als Janis sich zu ihm beugt und ihm offenbar irgendetwas Verruchtes ins Ohr flüstert.

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