76 | Wir versuchen es.

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Ich weiß nicht, wie lange wir in unserer Position verharren und uns küssen. Ich noch immer sitzend auf dem Sessel, Arthur über mich gebeugt, mein Gesicht in seinen Händen.

Das Gefühl ist wie auch die anderen Male, als wir uns geküsst haben, berauschend und überwältigend, aber doch irgendwie ... anders.

Während ich mich die letzten Male dabei erfüllt und angekommen fühlte, ist es jetzt vielmehr ein Gefühl der Vollständigkeit.

Arthur lehnt seine Stirn an meine, seine Hände noch immer an meinen Wangen.
„Ich will nur dich, Felix", wispert er. „Ich war so ein Idiot, es so spät zu erkennen. Und wenn du Zeit brauchst oder es doch langsam angehen möchtest, ist das okay. Ich warte."

„Langsam finde ich gut", antworte ich ehrlich.

„Aber das heißt, wir versuchen es? Nochmal?"

„Ohne weglaufen", stelle ich klar. „Es wird geredet, Arthur. Ich bin in dich verliebt, weil du du bist. Ich habe keinen Einfluss darauf, wie ich hierhergekommen bin, aber ich habe einen eigenen Willen, ein eigenes Leben. Und ich hätte dich gern darin."

„Okay", lächelt er.

„Und wenn du mal einen schlechten Tag oder eine schlechte Woche hast, sag es mir", sage ich eindringlich.

„Mache ich, versprochen. Aber gerade geht es mir schon viel besser."

„Mir auch."
Mein Blick geht durch das Fenster nach draußen.
„Wir sollten Tessa Bescheid geben."

„Oh, du hast recht!", fällt es Arthur ein.

„Und dann muss ich dringend nach Hause", schiebe ich hinterher.

„Bist du auch so müde wie ich?"

„Du hast keine Vorstellung."
Und genau in diesem Moment kann ich mir ein Gähnen nicht mehr verkneifen.

„Sehen wir uns dann ..."

„Morgen? Sehr gern", lächle ich. „Wollen wir vielleicht zusammen frühstücken?"

„Hier?" Arthur blickt sich um.

„Ich denke, das wäre die beste Möglichkeit, es langsam anzugehen."

„Okay." Arthurs schöne Augen strahlen mich an, die Schatten unter ihnen bereits etwas weniger deutlich. „Ich freu mich."

„Ich mich auch, Arthur", gebe ich zurück und blicke ihm nach, wie er die Eingangstür aufschließt und das Café mit dem Klingeln des Glöckchens verlässt.

Ein leises, erleichtertes Lachen entkommt mir, als ich durch die Scheibe beobachte, wie er eilig zu Tessas Auto läuft und augenblicklich wild gestikuliert und ihr offenbar erzählt, was zwischen uns vorgefallen ist.

Noch einmal dreht er sich zu mir um, hebt schüchtern winkend die Hand, ehe er ins Auto steigt und dieses sich langsam entfernt.

•••

Arthur

Felix?

Ja, Arthur?

Danke.

Wofür?

Dass es dich gibt.

Diesen Dank kann
ich nur zurückgeben.

Ich freu mich, wenn
wir uns wiedersehen.

Ich mich auch.

Lächelnd stecke ich mein Handy weg. Vielleicht habe ich dabei ein wenig gequietscht.

Was soll's?, denke ich und schalte meinen Herd aus, auf dem ich mir gerade etwas zum Abendessen zubereiten wollte. An Schlaf kann ich jetzt ohnehin nicht denken, egal wie müde ich vorhin war.

Ich sammle die Zutaten zusammen, verpacke sie in einem Korb und gehe in die Garage, um mich auf den Weg zu meinem Freund zu machen.

Wunschdenken | ✓Where stories live. Discover now