Teil 2

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Das Ding, welches sich über mich beugte war klein und irgendwie auf eine groteske Art und Weise verschrumpelt.
Spitze Ohren und vier schwarze Hörner ragten aus seinem Kopf, die so wirkten, als würden diese langsam vor sich hin verfaulen und mit einer Berührung auseinander fallen.
Seine Augen, tief schwarz mit keiner Spur von Farbe, außer der Reflexion des Lichts, schienen durch mich hindurch zu sehen, während es die Sicht auf spitze Zähne freigab, als es mich anlächelte.
Seine Haut war durchzogen von Schnittwunden, von denen einige verheilt waren und andere wiederum so aussahen, als hätte er sich diese frisch zugezogen. Dabei unterstützte seine blass-graue Haut diesen Umstand und schien nichts an diesem Wesen zu verschleiern.

Ich wollte wegsehen, aber gleichzeitig wollte ich auch jede seiner Bewegungen verfolgen, weil ich befürchtete dieses Ding könnte mir etwas antun. Denn sein Äußeres versprach vieles, jedoch nichts davon wäre in meinem Interesse ausgefallen. Da war ich mir so sicher, wie die Tatsache, dass ich vom Himmel gefallen war.

>>Frischfleich<<nispelte es und griff mit einer Stärke in mein Haar, dass zu seiner schmächtigen Figur nicht passen wollte.
Es zog mich mit sich,während ich um mich strampelte und versuchte mich an seinem Arm hochzuziehen, um nicht wie ein Sack hinter ihm her geschleift zu werden und die Schmerzen auf ein minimum zu reduzieren, als er mir durch seine Grobheit einige Haare herausriss.
Ich wimmerte, als es mich durch ein riesiges Tor zerrte und unsanft vor sich schmiss.
>>Herr, das habe ich am Eingang gefunden.<<gab das kleine Ding stolz von sich.
Nur leicht hob ich meinen Blick und blieb an schwarzen Stiefeln hängen.
Ich wagte es nicht höher zu sehen, aus diesem Grund versuchte ich aus den Augenwinkeln den Raum zu studieren.

Schwarzes Gestein war auszumachen und trotz der Tatsache, dass ich einen Steinboden berührte, war es angenehm warm.
Die Luft hingegen war, vergleichsweise zum Himmel, etwas erdrückend.
Ich roch es förmlich in dem Raum. Das ewige Feuer der Hölle.

>>Was für eine Überraschung. Ich hatte mich schon gelangweilt.<< hörte ich eine tiefe Männerstimme mit einer Ruhe sagen, die für andere angenehm gewesen wäre. Doch hier, unter diesen Umständen, sorgte es dafür, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten.
Ich hörte das Schaben der Stiefel auf dem Steinboden, als sich der Mann vor mir erhob und dabei die wenigen Stufen langsam hinunterging, als hätte er alle Zeit der Welt.
Schritte hallten durch den Raum und verstummten erst, als er einen Meter vor mir stehen blieb.
>>Du kannst fürs erste gehen Tinzom, doch bleib in der Nähe.<< befahl der Mann.
Bevor Tinzom jedoch verschwand, roch er nochmal an mir und fing an wie einVerrückter zu lachen.
Ich zuckte zusammen bei dem klang und war umso erleichterter, als dieser Tinzom den Raum verließ.

Der Mann hockte sich nun hin und widerwillig hob ich meinen Kopf.
Dunkle Haare umrahmten sein perfekt markantes Gesicht, während seine eisblauen Augen funkelnd in meine sahen. Er war nicht gänzlich blass, obwohl ich mir sicher war, dass die Sonne hier nicht zu sehen war. Doch dennoch blass genug, um einen erheblichen Kontrast zwischen seinem dunklen Haar und seinem restlichen Erscheinungsbild herzustellen.
Dieser Mann war atemberaubend schön.
Und dennoch schreckte mich etwas Gewaltiges ab. Und das lag nicht an seinem kantigen Kinn, oder seinen rauen Zügen. Es lag an seinen Augen, die mich fixierten und ein Versprechen kundtaten, welches mir nicht gefallen würde.

Die Brutalität in seiner gesamten Haltung, in jeder seiner Züge, war nicht zu übersehen. Es herrschte ein Zwiespalt in mir, weil der Drang wegzusehen und der Drang ihn weiter anzusehen, übermenschlich war.
Die Einsicht darüber, wer gerade vor mir hockte, ließ mich schließlich zurückweichen und erkennen, wie tief ich nun tatsächlich gefallen war. Das erste mal in dieser Hülle, welches sich Körper nennt, wünschte ich mir im Himmel zu sein und mein Dasein in völliger Ruhe zu leben. Egal wie eintönig es auch sein mochte.

>>Kluge Entscheidung<<kommentierte er mein Zurückweichen und hob seinen rechten Mundwinkel zu einem Lächeln an.
>>Ich habe mir schon Tausende von Szenarien überlegt, was ich mit dir machen würde, wenn ich dich in die Finger bekomme. Nun, jetzt sitzt du hier und ich kann mich nicht entscheiden, mit welcher meiner Szenarien ich beginnen sollte.<<schmunzelte er und überwand in einem Atemzug den letzten Meter zwischen uns.
Ich holte erschrocken Luft und hob schützend meine Arme vor mich.
>>Hmmm<<schnurrte er.
>>Wie kommt es, dass der Himmel dich mir überlassen hat?<< fragte er neugierig. Ich schwieg und schaute auf den Boden, um seinem Blick auszuweichen, was definitiv die falsche Reaktion von mir war.
Brutal griff er in meinen Nacken und zog meinen Kopf nach hinten. Wenige Zentimeter vor meinem Gesicht, wiederholte er sich.
>>Ich frage dich ein letztes mal, bevor es wirklich unschön wird. Wie kommt es, dass der Himmel dich mir überlassen hat.<< fragte er kalt.
Ich schluckte, ehe ich ergeben antwortete und die Schmerzen an meinem Hinterkopf verdrängte.
>>Mir wurde ein Verbrechen untergejubelt, welches ich nicht begangen habe. Ich hatte keine Chance. Sie haben mich nicht angehört. Ich wurde verbannt. In dieHölle.<< stieß ich aus und ließ das Detail aus, dass ich ihn stürzen musste, um wieder in den Himmel zu gelangen.

Abrupt ließ er mich los und musterte mich eingehend und folgte amüsiert meiner Bewegung, als ich meinen Nacken bei dem Versuch massierte, die Schmerzen zu lindern.
>>Zu meinem Glück<< sagte er nur und strich über meinen Hals, um ihn im nächsten Moment mit seiner Hand zu umschließen.
Er drückte nicht wirklich zu,sondern betrachtete vorerst lediglich, wie seine raue Hand meinen Hals umschloss.
Der Teufel runzelte seine Stirn, ehe er ein wenig Druck ausübte.
>>Deinetwegen ist die Erde zerteilt.<<stieß er samtweich hervor und drückte noch ein wenig mehr zu, während der Druck in meinem Kopf immer stärker wurde.
>>Deinetwegen, habe ich den Krieg verloren.<<zählte er weiter auf und ignorierte meinen Versuch seine Hand von meinem Hals zu befreien und gierig den Sauerstoff in meine Lungen zu pumpen.
>>Deinetwegen, döse ich hier vor Langeweile.<<gab er Ausdruckslos von sich.
Mir wurde schwarz vor Augen und meine Versuche mich von seinem Griff zu befreien, waren zwecklos.
Schlaff fielen meine Arme an meine Seiten und gerade, als ich dachte die Ohnmacht würde nach mir greifen, ließ er los.
Ich sog den Sauerstoff in meine brennende Lunge und hustete mit Tränen in den Augen.
Beschämt blickte ich schließlich zu Boden und grub meine Nägel in meine Handballen, um den Fehler zu vermeiden, ihn anzugreifen.
>>Ich heiße dich hiermit willkommen in der Hölle. Nenn mich doch einfach Belial.<<stellte er sich vor und sah mich mit gespieltem Mitleid an.
>>Ach Jelaya, gefallener Stern.
Ich verspreche dir. Wir werden noch ganz viel Spaß miteinander haben.<< gab er belustigt von sich und fixierte mich, als ich seinen Blick hasserfüllt erwiderte.
>>Es wird ein Spaß sein dich zu brechen<< gab er träumerisch von sich.
>>Versuch es doch<<provozierte ich ihn und hatte mich mental schon auf einen Schlag vorbereitet. Doch alles was er tat war, mich herausfordernd anzulächeln.
>>Du wirst den Tag bereuen, an dem du einen Fuß auf diese Welt gesetzt hast< setzte er an und zog mich bestimmend und unsanft mit sich mit.
Angst würde von nun an mein treuer Begleiter sein, schoss es mir durch den Kopf, bevor mich Belial Tinzom überreichte und dieser mich etwas später in eine dunkle Zelle warf.
Ich kauerte mich in die tiefste Ecke und wartete darauf, dass Belial sein versprechen wahr machen würde.

Queen of Hell - Fallender SternWhere stories live. Discover now