Teil 9

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Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte die Musik auf zu spielen und alle Aufmerksamkeit richtete sich auf Belial.
Die Gäste wichen zur Seite, sodass die Mitte des Raumes frei lag.
Neugierig wartete ich darauf, was passieren würde und holte erschrocken Luft, als der gesamte Raum begann zu beben und der mittlere Teil des Bodens nach unten rutschte.
Nach ungefähr drei Metern tiefe kam es zum Stillstand. Ein Blick auf Belial bestätigte mir, dass er dafür verantwortlich war, da er mit seiner Hand den Graben zu formen schien.
Der ganze Saal wurde dunkel bis auf den Graben.
>>Holt die Bluthunde<< befahl Belial, ehe er sich wieder auf seinen Thron setzte.
Lautes Gebell ertönte durch die geschlossene Tür und mit einem mal wünschte ich mir meine kahle Zelle zurück, denn die Tür öffnete sich und ließ den Blick auf vier große schwarze Hunde frei. Linien aus Lava schmückten ihr verbranntes Fell und durch das laute Bellen und Knurren konnte man ihre scharfen Zähne erkennen.
Das groteske an dem ganzen Bild waren die schwarzen Augen, ohne ein Hauch von Farbe.
Sie wurden in den Graben geführt und hineingeworfen.
Trotz der tiefe des Grabens packte mich die Furcht, dass diese Dinger hinausspringen könnten und das hätten sie vermutlich auch, wenn Belial sie nicht zurechtgewiesen hätte.
>>Seid still<< befahl er ihnen.
Gespannt und mit mulmigem Gefühl wartete ich darauf, was geschehen würde.
Sofort horchte ich auf, als Schritte hinter der Tür hallten und traute meinen Augen nicht, als zwei Männer hineingeschleift wurden.
Engel. Sie waren Engel.
Ihre blutüberströmten Flügel legten sich in einem unnatürlichen Winkel an ihre Körper und etliche blaue Flecken und Wunden bewiesen, was ihnen angetan wurde.
Ich zwang mich sitzen zu bleiben und mir in Erinnerung zu rufen, dass ich es ihnen verdanke in der Hölle zu sein, doch die Jahrzehnte, die ich bei ihnen verbracht hatte, wollten nicht aus meinem Gedächtnis.
Sie waren gut zu mir gewesen, auch wenn ich unglücklich war, waren sie dennoch gut zu mir gewesen.
Aus diesem Grund konnte ich mein Bedauern über ihren Anblick nicht verhindern.
>>Euer verlangen nach Blut soll gestillt werden, denn so habt ihr entschieden. Jeder von ihnen, der es wagt einen Fuß in unser Reich zu setzen, soll die Konsequenzen zu spüren bekommen.
Tot durch Bluthunde war das Urteil.<< verkündete Belial mit fester Stimme. Ich schluckte schwer, als der ganze Saal brüllte. Beleidigungen flogen gegen die Engel und Freudenrufe über das Urteil.
Voller zwiespalt rutschte ich ein Stück nach vorne und merkte, dass Belial es falsch interpretiert hatte, als er mich zu sich zog und in mein Ohr sprach.
>>Mach keine Szene Jelaya.<< flüsterte er mir zu und zwang mich vor seinen Füßen zu sitzen.
Eine Hand auf meine Schulter gelegt sorgte er dafür, dass ich mich nicht wegbewegen konnte.
Das Brüllen und verlangen wurde immer größer und als die Engel Richtung Graben geführt wurden, spuckte man sie an und bewarf sie mit Essen.
Mein Herz zog sich zusammen bei dem Anblick und als der Blick von dem blonden Engel mit den trüben blauen Augen auf mich fiel, zog mich mein Körper in seine Richtung.
Ich drehte meinen Kopf zu Belial und tat wohl das dümmste, was ich hätte tun können.
>>Bitte<< formte ich mit meinen Lippen und bildete mir für einen Moment ein, dass sein Blick weich wurde, doch die Erkenntnis, dass nichts helfen würde bohrte sich in meinen Kopf, als Belial gleichgültig nach vorne sah.
>>Werft sie hinein<< befahl er und ich wünschte ich hätte nicht hingesehen, doch genau das tat ich.

Wie in Trance folgte ich Belial durch die Gänge in meine Zelle. Der Anblick der beiden Engel brannte sich in meine Augäpfel. Die zerfleischten Leiber, ihr Gebrüll, dass in dem ganzen Gelächter nicht untergehen wollte.
Belial blieb abrubt stehen, wodurch ich in ihn rein lief und mich gerade so auf den Beinen halten konnte.
Er drehte sich nicht um, als er sprach.
>>Sie hatten es verdient. Du solltest mir eigentlich dankbar sein, denn waren sie nicht dafür verantwortlich, dass du nun hier bist?<< fragte er.
Ich schüttelte angewidert den Kopf und wollte ihn umrunden und weiter laufen, doch er hielt meinen Oberarm fest und zwang mich ihn anzusehen.
>>Ich will in meine Zelle<< sagte ich nur und versuchte mich aus seinem Griff zu winden.
>>Du hast hier nichts zu melden kleiner Stern. Weißt du das denn noch immer nicht?<< fragte er mich diesesmal.
Ausdruckslos erwiderte ich seinen Blick, ehe ich sprach.
>>Niemand verdient solch einen Tod. Niemand. Und nicht sie waren dafür verantwortlich, dass ich hier gelandet bin. Der Rat ist verantwortlich. Asbeel ist verantwortlich und meine Dummheit ihnen zu vertrauen.<< gab ich zurück.
Angestrengt schaute er mich einige Momente an, ehe er meinen Arm losließ.
>>So läuft es hier nunmal<< gab er nur zurück und zuckte mit seinen Schultern.
>>Von einem Mann, der einen Krieg begonnen hat aus Machtgier, sollte man wohl nicht mehr erwarten<< rutschte es aus meinem Mund.
Zorn erfüllte seinen Blick. Er bleckte seine Zähne und fixierte mich, ehe er sprach.
>>Das haben sie dir gesagt? Das wollten sie dir weismachen?<< fragte er mich ungläubig.
>>Ja, was..<< weiter kam ich nicht, denn er sprach weiter.
>>Du hast ja keine Ahnung, wie stark du getäuscht wurdest.<<ergänzte er und erwiderte Stirnrunzelnt meinen verwirrten ausdruck.
>>Was meinst du damit?<< fragte ich ihn und ging einige Schritte nach hinten, als er sich zu mir hinab beugte.
>>Nicht die Hölle hat den Krieg begonnen. Es war der Himmel.<< ließ er die Bombe platzen.

Queen of Hell - Fallender SternWhere stories live. Discover now