Teil 12

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Mit weit aufgerissenen Augen sah ich in die Augen des Mannes, der ohne zu zögern die Wirbelsäule eines anderen herausgerissen hatte.
Nun stand dieser Mann vor mir und berührte die Wunde an meinem Hals.
Unwillkürlich musste ich an den Schmerz denken, als Adrik seine Zähne in mein Fleisch bohrte.
Belial runzelte seine Stirn, als ich bei seiner Berührung zusammenzuckte.
Seine Finger wanderten langsam zu meinem Schlüsselbein und verhaarten dort kurz, ehe er mit seiner Fingerkuppe bis zu meinem Kinn strich.
Mein Körper erschauderte und der Verrat meines Leibes machte mich wütend.
Es verlangte noch mehr von dieser Zärtlichkeit, wollte sich rekeln und ihm entgegenkommen, damit er es leichter hatte.
Einzig allein mein Verstand hinderte mich daran, dass Belial mitbekam, was seine Berührung in mir auslöste.
Mein Körper begann langsam zu Zittern, denn mein nasses Nachtkleid kühlte nun ab und bot mir keine Wärme.
Belial schien es zu bemerken, denn im nächsten Moment breitete sich von seiner Fingerkuppe Wärme aus.
Mein Nachtkleid und ebenfalls meine Haare waren binnen Sekunden trocken.
>>Danke<< nuschelte ich und war erschrocken, wie nah er mir plötzlich war.
Hitze breitete sich in meinem Körper aus und gerade, als ich dachte er würde mich mit seinen Blicken endgültig verschlingen, holte mich ein quiecken aus meiner Trance.
Schuldbewusst riss ich mich von Belials Anblick los und lief in Richtung Wand, wo noch immer das schwarze kleine Wesen lag.
Behutsam nahm ich es in die Hand und untersuchte es nach Verletzungen.
>>Was macht er hier?<< fragte mich Belial verblüfft und leicht zornig.
Schützend drückte ich das Wesen gegen meine Brust und schirmte es von Belials Blicken ab.
>>Er hat versucht mir zu helfen. Bei dem Versuch wurde er von Adrik verletzt.<< erklärte ich und hoffte inständig, dass Belial es darauf beruhen lassen würde, doch so war es nicht.
Er streckte seine Hand aus, woraufhin ich noch ein Stück auswich.
>>Gib ihn mir<< forderte er mich auf.
Ich schüttelte heftig mit dem Kopf und lief rückwärts zur Tür.
>>Tue ihm nichts. Er hat mir nur versucht zu helfen.<< versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Genervt machte Belial einige Schritte auf mich zu und zog mich mit einem Ruck an sich.
>>Jelaya. Bevor mir mein Geduldsfaden abhanden kommt, gib mir Mingu. Ich will ihn nur auf Verletzungen untersuchen.<< erklärte er sich und nutzte meine Verwirrung, um mir den besagten Mingu aus der Hand zu nehmen.
Unglaublich sanft strich er über das Fell des kleinen Mingus, woraufhin mein Herz sich beruhigte und tatsächlich sogar weich wurde bei dem Anblick.
>>Meine Angelegenheiten waren noch nicht erledigt.<< beendete Belial die Stille und ließ das kleine Wesen auf dem Boden ab, als es sich gänzlich erholt hatte.
Es schmiegte sich direkt an meinen Fuß, woraufhin ich zu Belial sah, weil ich erwartete, dass ihm das nicht gefiel, doch ganz im Gegenteil.
Er ignorierte es und ging zu der Leiche von Adrik.
>>Ich muss eine Versammlung abhalten und den Bastard seinem Vater vorzeigen.
Danach brechen wir auf.<< offenbarte er, als wäre es selbstverständlich, dass ich seine Beweggründe verstehen würde.
>>Wir brechen auf?<< fragte ich verdutzt.
Nun richtete er seinen Blick doch auf mich und schien kurz über etwas nachzudenken, ehe er mir antwortete.
>>Wie es scheint, kann ich dich hier nicht alleine lassen. Du wirst also mit mir kommen, damit ich meine Angelegenheiten erledigen kann.
Es wird dich vielleicht auch freuen zu hören, dass du nicht mehr in der Zelle leben musst.
Du bekommst ein Zimmer, wenn auch nicht ausgeschlossen werden kann, dass du dennoch eingesperrt sein wirst.<< antwortete er mir und ließ mit einem Fingerschnipsen Adriks Leiche verschwinden.
>>Warum das ganze? Vor einigen Tagen hast du mir noch versprochen mich Leiden zu lassen. Eigentlich solltest du jetzt Befriedigung empfinden, dass es Adrik gelungen ist. Zumindest zum Teil.
Doch stattdessen soll ich dich begleiten und bekomme sogar ein Zimmer?<< entfuhr es mir verblüfft.
Ich blickte nicht mehr durch, denn Belial verhielt sich eigenartig.
Meine Rolle in dem ganzen verschwamm und es fiel mir immer schwerer zuzuordnen, wo ich nach Belials Meinung stand.
>>Eigentlich liegt es wohl doch auf der Hand. Du hast angst dir könnte was Geschehen, weil wir verbunden sind.<< traf mich die Erkenntnis.
Belial strich sich kurz über sein Gesicht, woraufhin Blut, dass noch an seiner Hand klebte, sich auf seiner Wange verteilte.
>>Du hast recht. Ich sollte Genugtuung verspüren, weil er dir das angetan hat. Das sollte ich wirklich.<< erwiderte er, mehr zu sich selbst, als zu mir und ich wurde das Gefühl nicht los, das mehr hinter seinen Worten steckte.

Queen of Hell - Fallender SternWhere stories live. Discover now