Teil 3

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Die Zelle war modrig und die Metallstangen waren so heiß, dass ich mich gegen die Steinwand drücken musste, um der Hitze zu entkommen.
Schweiß bildete sich auf meiner Haut und das Atmen fiel mir unglaublich schwer.
Immer wieder drangen Schreie durch die dunklen Gänge, die mich zusammenzucken ließen.
Manchmal hielt ich es nicht mehr aus und drückte mir die Ohren zu, während ich meine Augen zusammengepresst hielt.
Mein Zeitgefühl hatte mich gänzlich verlassen, denn ich wusste nicht, wie lange ich schon hier drin saß.
Ich zwang mich verzweifelt wach zu bleiben, doch die Müdigkeit warf seine krallen nach mir aus.
Das Denken wurde schwer und selbst mein Magen gab das Verlangen nach Essen auf.
Einzig allein mein trockener Mund brachte mich in den Wahnsinn.
Irgendwann gab ich es endgültig auf und ließ zu, dass mich der Schlaf holte.

Von oben herab blickte ich auf die Erde.
Ich war nichts außer mein Bewusstsein und dennoch unglaublich glücklich umringt von meinen Schwestern und Brüdern.
So leuchteten wir auf die Erde herab und sahen glücklich dabei zu, wie sie ihr leben lebten.
Manchmal erhaschte ich mich selbst dabei, ein Teil von ihnen sein zu wollen.
Doch so schnell dieser Gedanke auch kam, so schnell verschwand dieser wieder, denn ich wusste, dass kein Ort der Welt mich so erfüllen würde, wie meine Heimat.
Ich beobachtete gerade gebannt eine kleine Familie, als sich die Erde auftat und eine aus Feuer und Krallen bestehende Hand zum Himmel bewegte.
Ich hörte mich schreien, als die Lichter neben mir erloschen und die Hand nach mir packte.
Das Kühle wurde ersetzt durch eine Hitze, die ich nie kannte und kennen wollte.
Mein Herz schien zu brechen, als ich vom Himmel gezogen wurde in eine Dunkelheit, unter dem Riss in der Erde.
Der Aufprall ins Nichts weckte mich.

Keuchend schlug ich die Augen auf und ignorierte, dass meine Kleider vom ganzen Schweiß nass an mir klebten.
Stiefel scharrten auf dem Boden und lockten so meine Aufmerksamkeit.
Neben der Zellentür angelehnt stand Belial, herablassend grinsend und mit einer Spur von Triumpf um seine Mundwinkel.
>>Du warst in meinem Kopf<< stellte ich atemlos fest, woraufhin er gleichgültig mit seinen Schultern zuckte.
>>Nicht unbedingt das, was zu meinen Szenarien gehörte, doch es war zu verlockend.<< tat er es ab, als wäre es tatsächlich nichts Großes gewesen.
Mit meinen Nerven am ende lehnte ich mich gegen die Steinwand und wartete.
Als er mich eine Weile lang nur betrachtete, meldete sich Unbehagen in mir.
>>Kommt da noch was?<< versuchte ich meine Unsicherheit zu überspielen, doch er antwortete nicht.
Stattdessen lief er einige Schritte auf mich zu und blieb vor mir stehen.
>>Du bist unsterblich?<< fragte er mich, woraufhin ich meinen Kopf zur Seite bewegte und nickte.
>>Du heilst, egal was passiert?<< fragte er nun. Ich schluckte und sah nun doch in seine Augen.
Sie fingen an zu leuchten bei der Erkenntnis darüber, wie meine Antwort fallen würde.
>>Ach Liebes, jetzt tust du mir fast schon Leid<< schmunzelte er und hob mich mit einem Satz hoch.
Ich hing über seiner Schulter und ließ zu, dass er mich aus der Zelle trug.
Wir überquerten mehrere leere Zellen, die dennoch bewohnbar aussahen.
Ich biss mir auf die Zunge, um keine neugierigen Fragen zu stellen, auf die ich eigentlich keine Antworten haben wollte.
Als wir den Gang mit den Zellen überquert hatten, öffnete sich die riesige rote Tür vor uns von alleine.
Zum Vorschein kam ein Zimmer mit Utensilien, die ich noch nie gesehen hatte.
Unsanft wurde ich auf einen Steintisch drapiert und liegen gelassen.
Metallschlingen schlossen sich um meine Hand und Fußgelenke.
Ich zog nicht an ihnen, denn mir war bewusst, dass es für mich momentan kein Entkommen gab.
>>Weißt du Jelaya. Normalerweise bin ich nicht derjenige, der foltert und bestraft. Ich lehne mich eigentlich zurück und lass es meine Dämonen für mich tun, doch bei dir juckt es mir in den Fingern.<< lachte er auf und schien absichtlich Metall klappern zu lassen, bei der Suche nach etwas bestimmten.
>>Kurz gesagt ein ewiger Feigling gewesen?<< fragte ich und biss mir auf die Zunge.
Ich hatte einen unglaublichen drang dazu meine Situation zu verschlimmern.
Manchmal verfluchte ich meine scharfe Zunge und normalerweise hatte ich sie auch im Griff, doch an diesem Ort fiel es mir schwerer als sonst.
>>Scharfe Zunge für jemanden, der gleich Qualen erleiden wird.<< stellte er gleichgüldig fest und lief mit langsamen Schritten auf mich zu.
Er drückte sich das Skalpell auf seine Lippe und besah mich von oben bis unten.
Die Stirn runzelnd riss er an meinen Kleider und offenbarte mehr Haut, als mir lieb war, doch ich verzog keine Miene.
Zumindest war ich nicht völlig entblöst.
Er setzte das Skalpell nun auf meine Haut und schnitt eine kleine Linie oberhalb meiner Brust.
Ich biss mir auf die Zunge, um kein Ton zu machen.
Das führte dazu, dass er den Schnitt nun tiefer ansetzte. Ich wimmerte, als er den Schnitt von meiner einen Schulter auf die andere zog.
Benommen vom Schmerz verstand ich zuerst das klappern auf dem Boden nicht, bis ich zu Belials leerer Hand sah.
Er sah mich erschrocken an und riss die Knöpfe seines Hemdes auf. Zum Vorschein kam eine Wunde, die sich von seiner rechten Schulter bis zu seiner linken Schulter zog.
Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Es war die gleiche Wunde, die er mir zugefügt hatte.
>>Nein. NEIN.<< brüllte er und Griff nach einem kleinen Dolch.
Ich holte erschrocken Luft, als er diesen in meinen Bauch rammte.
Mein Schrei durchbrach den großen Raum und wurde begleitet von Belials schmerzverzerrtem Knurren.
Schwer atment sah ich dabei zu, wie Blut aus seinem Bauch lief.
Er hielt sich seinen Bauch mit zitternder Hand zu.
Als sein Blick meinen traf, war jegliche Belustigung verschwunden. Er umschloss mit seinen Händen meinen Hals und knurrte mich an. >>Was hast du mit mir gemacht<< presste er mit zusammengepresstem Kiefer hervor.
>>Nichts<< schwor ich mit schmerzverzerrter Stimme, woraufhin er meinen Kopf gegen die Tischplatte knallte und zudrückte.
Erleichterung schlich sich kurz in seine Augen, ehe die Wut diese wieder ablöste. Abrupt ließ er mich los und strich sich mit blutiger Hand durch die dunklen Haare.
Der plötzliche Sauerstoff drang in meine trockene Kehle und sorgte für meinen Hustanfall, der in dem Raum, wie ein Echo, widerhallte.
Ich folgte mit schwerem Blick seiner Silhouette und sah zu, wie er sich eine braune Flüssigkeit einschenkte und mit zusammengekniffenen Augen auf seinen Bauch sah, der sich nun selbst heilte.
Als sein Blick auf meinen Bauch fiel, schleuderte er sein Glas quer durch den Raum und fegte etliche Utensilien vom Tisch rechts von ihm.
In tausend Stücke zerschnellte es und ließ mich zusammenzucken.
Sein Brüllen durchborte mich innerlich.
Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu und hielt mich an meinen Haaren fest.
>>Das hier wird nichts daran ändern, dass ich dir dein Leben zur Hölle mache kleiner Stern und sobald ich herausfinde was du mit mir gemacht hast oder deine Engelsfreunde, dann bete Liebes. Bete, denn ich werde dich in Stücke reißen.<< versprach er mir knurrend und lies meinen Kopf unsanft los.
Mit harten Schritten verließ er den Raum und ließ mich mit zitterndem Leib auf dem nun kalten Stein liegen.

Queen of Hell - Fallender SternWhere stories live. Discover now