Teil 14

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Die Tür zu meinem neuen Zimmer wurde aufgestoßen und für einen klitzekleinen Moment stockte mein Atem.
Belial war komplett in schwarz gehüllt mit einem langen Mantel in seiner Hand.
Die Kleidung saß so fest an seinem Leib, dass ich die Pracht seines muskulösen Körpers betrachten konnte, ohne umschweife.
Ich zwang mich meinen Blick zu heben und war froh darüber, dass Belial nicht mich ansah und die Peinlichkeit dessen mitbekam, wie ich auf ihn reagierte.
Das gab mir weitere Sekunden, um neutral zu wirken.
>>Sobald wir oben sind, bist du nicht mehr meine Gefangene. Das würde zu viele Fragen aufwerfen. Stattdessen sollst du dich in die Rolle meiner Beraterin fügen. Du unterstützt die Meinung der Menschen.<< bereitete mich Belial vor und machte einige Schritte in den Raum hinein, ehe sein Blick endlich auf mich fiel.
Für einen Moment wurde sein Blick unergründlich und ich runzelte verwirrt die Stirn, als er seine kurze Starre löste.
Unangenehme Stille drohte sich zu verbreiten, weshalb ich nochmal auf seine Aussage einging.
>>Worauf muss ich achten, damit du mich nicht einen Kopf kürzer machst<< fragte ich ihn deshalb.
Denn ich war dennoch seine Gefangene und sein Vertrauen, dass ich nicht aus der Reihe tanzen würde, verwirrte mich etwas.
Belial unterdrückte ein Lächeln, ehe er mir antwortete.
>>Lass deine Krallen ruhig raus Liebes. Wir wollen sie alle doch davon überzeugen, dass ich dich nicht manipuliere.<<
Diesesmal lächelte ich, schwang meine Haare, die mir nach vorne gefallen sind nach hinten und stellte mich neben Belial, bevor ich zum sprechen ansetzte.
>>Das lasse ich mir nicht zweimal sagen<<.
Sanft griff er nach meinem Arm und zog mich an sich. Bevor ich protestieren konnte verschwamm der gesamte Raum und ein unglaublich starker Wind zerrte an mir.
Das Gefühl ich würde gleich weggerissen werden zwang mich, mich an Belial festzukrallen. Er verstärkte den Druck seiner Hand an meiner Hüfte und hielt mit seiner anderen Hand meinen Kopf gegen seine Brust gedrückt.
Aus dem Augenwinkel nahm ich war, wie uns schwarzer Rauch umfing und sich heftig bewegte.
Mit einem dumpfen Knall hörte das Zerren des Windes auf.
Belial ließ mich los, als hätte er sich an mir verbrannt, was zur Folge hatte, dass ich auf alle viere fiel.
Ich wollte ihn gerade zurechtweisen, doch ein Blick in meine Umgebung ließ mich verstummen.

Ein von Schnee bedeckter Wald breitete sich vor mir aus. Die Reinheit dieses Bildes brannte sich in meinen Kopf und ließ mich verwirrt dreinblicken.
Ich suchte nach Anzeichen vom Grauen.
Die Kälte kroch in meine Glieder und löste mich so aus meiner Starre.
Mein Blick noch immer umherschweifend, kam ich hoch und warf mir meinen dicken umhang um meine Schultern.
>>Du suchst nach etwas, dass zur Hölle passt. Das wirst du nicht finden. Zumindest nicht hier.<< sprach Belial zu mir.
Ich hörte beim gehen, wie meine Stiefel den Schnee platt drückten und schloss zu Belial auf, der schon in den Tannenwald lief.
>>Wirst du mich vielleicht vorwarnen, was mich erwartet?<< fragte ich ihn.
Kurz dachte ich, er würde nicht mehr antworten, doch er tat es. Überraschenderweise.
>>Ich beherrsche das Menschenland nicht. Nachdem du die Erde geteilt hast, zog ich mich zurück. Mein Ziel war nämlich auf der anderen Seite.
Außerdem, so ungern ich es auch zugebe, ist der Menschenkönig mächtig.
Ich weiß nicht worin diese Macht liegt, ich weiß nur, dass sie von Generation zu Generation weitergegeben wird.<< antwortete er.
>>Ich warne dich Jelaya. Hoffe nicht auf jemand gutmütigen. Etwas böses lauert in diesem Menschenreich. Ich spüre es, weil ich es am liebsten in die hintersten Kerker meines Höllenreiches stecken möchte.<< ergänzte er.
Verwirrt hielt ich ihn am Mantel fest und zwang ihn so zum stehen.
>>Ich verstehe nicht. Sollte es dich nicht freuen, dass dieses Böse hier oben lauert? Ich bin verwirrt, dass deine Höllenwesen hier nicht mitmachen.<< gab ich ehrlich von mir.
Für einen Moment verdüsterte sich sein Blick und als er mir antwortete fühlte ich mich schlecht, obwohl die Frage durchaus berechtigt war.
>>Lass dir eines sagen. In der Hölle landen Menschen und Wesen die dort hingehören. Mein Ziel war es nie dieses Grauen auf die Welt zu lassen. Die Welt besteht nicht nur aus schwarz und weiß keiner Stern.<< gab er gereizt von sich.
>>Es ist nun mal schwer das zu Glauben, nachdem was sich hier vor Jahrzehnten abgespielt hat.<< erklärte ich mich, doch anstatt er die Diskussion aufnahm, zog er mich mit sich tiefer in den Wald.
>>Wir sind gleich da, also beeil dich.<< forderte er mich auf.
Ich riss mich los und hielt mit ihm Schritt, ehe ich ihn wieder ansprach.
>>Warum sind wir hier oben. Was musst du hier tun?<< fragte ich ihn.
Er schielte kurz zu mir rüber und wurde etwas langsamer als er merkte, wie ich fast hinter ihm herrennen musste.
Ich war nunmal fast zwei Köpfe kleiner als er. Da war es nicht verwunderlich.
>>Ich suche etwas und ich werde das Gefühl nicht los, dass es hier ist.<< offenbarte er mir.
Ein Kribbeln füllte mein inneres, als wir den Schutz des Waldes verließen und hinderte mich daran, auf die Aussage von Belial einzugehen.
Eine gigantische Festung lag nun vor uns und ich wurde das Gefühl nicht los, dass etwas vertrautes hinter den Mauern auf mich wartete.
Das Kribbeln wurde immer stärker und als die Tore vor uns aufgingen, traf mich eine Wucht der Erkenntnis.
Ich kannte dieses vertraute Gefühl in meiner Brust und folgte Belial voller Freude im Herzen, weil er unrecht haben musste.
Es war nichts Böses hier.
Dieses Vertraute ziehen war ein Teil meines zu Hauses. Ein Teil wovon ich dachte, dass ich es nie mehr spüren würde.
Ich merkte nicht einmal mehr, wie wir durch die Gänge mit dem grauen Stein geführt wurden und endlich an einer riesigen Tür hielten.
Belials Blick klebte auf mir und hätte er mich nicht in dem Moment festgehalten, als die Tür aufgestoßen wurde, hätte ich mich nicht auf den Füßen halten können.
Mein Lächeln erstarb, als mein Blick zuerst auf den Menschenkönig und dann auf seinen Stab fiel.
Seinem Stab indem ein leuchtender Kristall eingebaut war.
Ein Sternenherz.

Queen of Hell - Fallender SternWhere stories live. Discover now