Teil 41

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Es ist schon eine Woche vergangen und seitdem habe ich mich kaum von Ramezas Seite entfernt.
Auch jetzt sitzen wir auf ihrem Bett, das einst meines war.
Da wir gemeinsam fleißig die Gebärdensprache geübt hatten, konnten wir nun tatsächlich richtige Gespräche führen. Wieder einmal war ich froh darüber, dass mein Gehirn Leistungsfähiger war, als es normalerweise der Fall wäre.
Wir spielten schon die zweite Runde Schach, doch nach und nach ließ unsere Konzentration nach, sodass wir hauptsächlich nur noch redeten.
>>Hast du immernoch Albträume?<< fragte sie mich und ich wusste, dass sie mir ansehen würde sollte ich Lügen.
Mich zu lesen fiel ihr immer leichter, also entschied ich mich ehrlich zu sein.
>>Ich versuche damit zu leben<< zuckte ich mit den Schultern, doch sie sah mich prüfend und erwartungsvoll an.
>>Na schön<< atmete ich aus.
>>Sie fühlen sich noch immer real an und es sind immer die Selben. Manchmal stehe ich auf und spüre das kalte Wasser an meiner Haut. Jedes mal, wenn das passiert fühle ich mich unglaublich elend. Ich habe angst, dass es Belial zu viel wird.
Ich...ich weiß nicht, wie ich das überwinden kann.<< erklärte ich ihr und sah erst in ihre Augen, als ich fertig war.
Sie legte sanft ihre Hand auf meine, ehe sie etwas darauf erwiderte.
>>Deine Angst ist unbegründet. So wie er dich ansieht könnte er dich nicht gehen lassen.<< versuchte sie mir meine Sorge zu nehmen.
>>Vielleicht hast du recht, doch es macht mich trotzdem fertig, wenn ich andauernt so verletzlich auf ihn wirke.
Ich möchte nicht dieses Bild abgeben, denn das bin und war ich nie. Ich will einfach, dass es endlich aufhört, aber es läuft wie in Dauerschleife.
Jede Nacht.<< beichtete ich.
Einige Momente sah sie mich nachdenklich an und wollte gerade etwas erwidern, als auch schon ein großer Knall uns aufschrecken ließ.
>>Bleib hier!<< befahl ich ihr und rannte zur Tür.
Rauch benebelte meine Sicht und aus einem Instinkt heraus versiegelte ich Ramezas Tür mit meinem Sternenlicht.
Hustent lief ich durch den Gang und wurde im nächsten Moment gegen die Wand gerammt.
Mein Kopf dröhnte, als es hart auf den Boden aufschlug.
Rote Augen sahen mir durch den Rauch hindurch entgegen, doch bevor es mich erreichen konnte schleuderte ich einen Leuchtball gegen ihn.
Schritte erklangen durch den Gang, woraufhin im nächsten Moment der Rauch verschwand.
Starke Hände umfassten meine Arme und zogen mich hoch.
>>Jelaya geht es dir gut?<< fragte mich Belial besorgt.
>>Ja.<< ich sah ihn kurz an und blickte in schuldbewusste Augen.
>>Warum siehst du so schuldig aus?<< fragte ich verwirrt.
Kurz kratzte er an seinem Kopf, ehe sein Blick auf das gehörnte Vieh sah, welches tot zu sein schien.
>>Ehm...nun ja. Vielleicht habe ich das Ding ausversehen aufgeschreckt.<< beichtete er.
Kurz rollte ich mit den Augen und rieb mir an meinem Hinterkopf.
>>Belial weißt du...ich frag gar nicht erst.
Kannst du Ramezas Tür öffnen, ich habe sie eingesperrt wegen dem Mist.<<
Mit einem Schnipsen sprang die Tür auf.
>>Verzeih mir. Ich mach es wieder gut.<< flüsterte er in mein Ohr und küsste mein Kinn und meinen Hals.
Ein Grunzen sorgte dafür, dass er sich von mir löste.
>>Liebes ich glaube da wartet jemand auf eine Erklärung.
Ich bring den kleinen Kerl hier zurück in seine Zelle bevor das Grunzen in Gebrüll umschlägt und komme gleich wieder.<< mit diesen Worten zeigte er in Ramezas Richtung und zwinkerte ihr kurz zu, woraufhin sie rot anlief.
>>Beeil dich<< hauchte ich und strich ihm beim vorbeigehen mit meinen Nägeln über seinen Arm.
Mit Rameza im schlepptau ging ich zurück ins Zimmer, ohne mich nochmal umzudrehen.

Es lief alles anders als geplant.
In ein beiges dünnes Kleid gehüllt mit goldenem Schmuck und Ketten, machte ich mich gemeinsam mit Belial auf den Weg zum Thronsaal.
>>Ich hoffe die da oben haben wichtige Neuigkeiten, denn mich juckt es jetzt schon in den Fingern dich aus diesem Stoff zu befreien, dass du Kleid nennst.<< schnurrte mir Belial in mein Ohr.
Leicht biss er in meinen Hals und brachte mich so zum Kichern.
Mein Blick blieb an ihm hängen. Er hatte einen schwarzen Anzug an mit goldenen Details. Passend zu mir.
>>Mich juckt es ebenfalls in den Fingern<< erwiderte ich und biss mir provokant in die Lippen.
>>Verdammt<< knurrte er und schlug mir leicht auf meinen Hintern.
>>zu Schwach<< schnurrte ich und rannte einige Meter von ihm weg, als er zu einem zweiten Schlag ausholte.
>>Zu langsam<< lachte ich und zog die verzierte Tür zum Saal auf.
Automatisch stockte ich, als ich in die tiefgrünen Augen von Devan sah.
Besitzergreifend umschloss Belial kurz meine Taillie, ehe meine Schockstarre abebbte und ich gemeinsam mit ihm zu dem Thron lief.
Aufrecht setzte ich mich hin und ließ zu, dass Belials Hand über meinen freigelegten Oberschenkel strich.
>>Was für eine Überraschung<< begann Belial das Gespräch.
>>Ihr könnt reden<< forderte er sie auf, woraufhin Devan begann zu sprechen, während die zwei anderen Engel mir hasserfüllt entgegenblickten.
>>Visendra wurde gesichtet in Begleitung von Asbeel. Uns ist zu Ohren gekommen, dass sie im Menschenreich verweilt.
Es ist auf eurer Grenze, weshalb wir euch darüber informieren wollten.<< erklärte Devan, ohne seinen Blick von mir zu lösen.
>>Gut, dann habt ihr ja eure Pflicht getan. Wir kümmern uns darum.<< antwortete Belial.
Doch Devan blieb starr stehen und sah auf Belials Hand, die kleine Kreise über meinen Oberschenkel fuhr.
>>Jelaya, es tut mir aufrichtig Leid, dass ich dir nicht eher geglaubt habe.<< beichtete er.
Ich schloss kurz meine Augen, weil es tatsächlich noch schmerzte, dass er mir nicht geglaubt hatte.
Devan war der einzig wirkliche Freund, der mich verstanden hatte.
Doch die Reue in seinem Blick führte dazu, dass ich meinen Groll ablegte.
>>Ist schon in Ordnung.<< lächelte ich ihm zu.
>>Es war schön dich wiederzusehen<< gab ich ehrlich von mir, doch er machte noch immer keine Anstalten zu verschwinden.
>>Komm mit mir. Du musst nicht bei ihm bleiben. Komm mit mir.<< bat er mich und ignorierte die abfälligen Blicke der anderen beiden Engel.
Für sie musste ich wie eine Verräterin wirken.
Ich schüttelte den Kopf und war dankbar, dass Belial das ganze nur belächelte.
>>Ich bin glücklich hier. Glücklicher, als ich je irgendwo war. Geh Heim mit dem Gedanken, dass ich dir Vergebe und akzeptiere meine Entscheidung hierzubleiben.<< forderte ich ihn auf und legte meine Hand nun ebenfalls auf Belials.
Sein Blick blieb für einige Sekunden daran hängen, ehe er mir niedergeschlagen zunickte.
>>Werde glücklich<< waren seine letzten Worte, ehe sowohl er als auch die beiden anderen Engel verschwanden.
>>Kluger Engel<< kommentierte Belial das Geschehen und zog mich mit einem Ruck auf seinen Schoß.
Vergessen war der Besuch, als ich in seine eisblauen Augen sah.

Queen of Hell - Fallender SternWhere stories live. Discover now