Teil 15

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>>Reiß dich zusammen<< zischte mir Belial zu und holte mich so aus meiner Starre zurück.
Mit einem mal erwachte der Überlebensinstinkt in mir und sorgte dafür, dass ich rational dachte.
Belial hatte von einer Macht gesprochen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde und wenn das stimmte, dann konnte es nur dieser Stab sein.
Es gab nun mehrere Möglichkeiten.
Entweder der König der Menschen war sich über den Ursprung dieses Stabs nicht bewusst oder er war sich durchaus im klaren, welch Magie er in der Hand hielt.
Was mir an dem ganzen aber am meisten Sorgen bereitete war die Tatsache, dass es mir genauso ergehen könnte.
Mein Vertrauen zu Belial war nicht wirklich da und ich wusste, dass er die Verbindung zwischen uns am liebsten trennen wollte. Was wenn dieser König wusste wie und mein Herz am Ende genauso verwendet wurde.
Was wenn Belial gefallen daran finden könnte?
Krampfhaft überlegend folgte ich Belial in den sehr kargen Thronsaal.
Es wirkte sehr düster hier drin und der König schaute herablassend auf uns nieder.
Wut flammte kurz in mir auf, woraufhin ich zwanghaft versuchte Ausdruckslos zu bleiben.
Ein Stück weiter hinten, schräg zu Belial, blieb ich stehen, als er inne hielt.
Er nickte nur leicht mit dem Kopf zum König, woraufhin dieser kurz schnaubte.
>>Ich dachte schon Ihr würdet nicht mehr auftauchen. Wie ich sehe habt Ihr diesesmal Besuch mitgebracht. Darf ich fragen wer die Schönheit ist?<< fragte der König an Belial gerichtet, während seine Augen mich neugierig besahen.
Belial schaute kurz über seine Schulter zu mir, ehe er antwortete.
>>Sie ist meine Beraterin in Angelegenheiten der Menschen. Ihr Name ist...<<
>>Liana<< unterbrach ich Belial.
>>Es freut mich eure bekanntschaft zu machen<< setzte ich an und nickte dem König lächelnd zu.
Ich war dankbar, dass Belial meinen Einwand akzeptierte, doch an seiner angespannten Haltung wurde mir bewusst, dass ich dafür später büßen würde.
Es war mir egal. Ich wollte nicht riskieren, dass der König anhand meines Namens schlussfolgern könnte, dass ich der gefallene Stern bin.
Anscheinend entzückt darüber, dass ich Belial unterbrochen hatte, leuchteten die Augen des Königs auf.
>>Freut mich ebenfall. Nennt mich doch König Siberas meine Teuerste.<< schmeichelte er mir und erhob sich daraufhin von seinem Thron.
>>Leider muss ich mich für den heutigen Tag entschuldigen, da ich einige dringende Angelegenheiten zu klären habe.
Aber da Ihr ja einige Tage verbleibt könnt Ihr euch solange in eure Gemächer zurückziehen. Heute Abend speisen wir dann zusammen.<< verkündete König Siberas und lief wenige Zentimeter an mir vorbei.
Ich spürte wie sein Stab mich kurz berührte und zuckte kurz zusammen.
Als die Schritte verklangen, führten uns zwei Diener durch eine der zahlreichen Türen.
Es waren so viele, weshalb ich am liebsten alle öffnen wollte um zu sehen, was sich dahinter verborgen hielt.
Und insgeheim wollte ich mich auch am liebsten hinter einer dieser Türen verstecken, denn noch immer bohrte sich Belials Blick in meinen Rücken.
Erleichtert atmete ich auf, als ich noch vor Belial in ein Zimmer geführt wurde und er draußen im Gang blieb, als sich die Tür schloss.
Alleine stand ich in dem Zimmer und betrachtete die Einrichtung.
Genauso wie der Thronsaal, war auch dieses Zimmer sehr kahl.
Alles wirkte so grau und eintönig und auch, wenn ich die letzte Zeit auf einer verranzten Matratze geschlafen hatte, ich wusste trotzdem, dass dieses Bett unbequem sein würde.
Weiter in den Raum laufend betrachtete ich den Schrank, der einsam an der Wand stand und den kleinen Tisch, auf dem nichts weiter lag.
Eine Tür zu meiner rechten ließ mich vermuten, dass es sich um ein Badezimmer handelte.
Gerade wollte ich sie öffnen, als meine Tür aufgestoßen wurde.
Erschrocken fuhr ich herum und riss instinktiv die Tür auf, um ins Bad zu flüchten.
Bevor ich sie aber schließen konnte, schob Belial seinen Fuß dazwischen und riss sie auf.
Ich stolperte einige Schritte nach hinten und griff blind nach einem Gegenstand auf einem sehr winzigen Schrank.
Seife. Es war ein stück Seife.
Belial kam bedrohlich auf mich zu und so lächerlich es auch wirken musste holte ich aus und hielt in der Bewegung inne.
>>Komm mir nicht zu nahe!<< drohte ich ihm und hielt die Seife fest umklammert.
Seine Augenbrauen schossen in die Höhe, ehe er den Abstand verringerte.
>>Nein!<< kreischte ich und warf mit der Seife.
Sie traf seine Stirn und ich nutzte die Situation, um in das Zimmer zurück zu rennen.
Doch Belial umfasste meine Taillie mit seiner Hand, schloss die Badezimmertür und presste mich gegen die Fliesenwand.
>>Jelaya bei der Hölle, hör verdammt nochmal auf!<< brüllte er mich an.
>>Nicht, wenn du vorhast mir wehzutun!<< warf ich ihm mit erstickter Stimme entgegen.
Für einen Moment lockerte sich sein Griff um meine Handgelenke, ehe er wieder zum sprechen ansetzte.
>>Ich habe nicht vor dir wehzutun. Also hör auf zu zappeln und erkläre mir sofort dein Verhalten in diesem Thronsaal.
Weißt du wie das wirkt, wenn du mich unterbrichst verdammt nochmal?!<< knurrte er mich wütend an.
Verzweifelt presste ich meine Lippen aufeinander und sagte das, was mir die ganze Zeit sorgen bereitete.
>>Wenn ich es dir sage, werde ich vielleicht sterben. Wie kann ich dir vertrauen?<< enthüllte ich meine Angst und war für einen Moment verwundert, weil ich tatsächlich bedauern in seinem Blick ausmachen konnte.
>>Sag es mir, sonst muss ich in deinen Kopf. Mach es nicht schwerer für uns beide.<< antwortete er nur.
Scharf sog ich die Luft ein und sah ihn ausdruckslos an.
Ich wusste nicht, was ich von ihm erwartete, denn im Grunde sollte ich daran gewöhnt sein wer vor mir stand.
Er war der Teufel. Er würde immer der Teufel sein.
Hohl sprudelten so die Worte aus mir heraus.
>>In dem Stab des Königs steckt ein Sternenherz. Ich bin mir sicher, dass seine Macht daher ruht. Der Grund warum ich dich unterbrochen habe ist, dass ich nicht wollte, dass er weiß wer ich bin. Mein Name hätte mich verraten können.<< erklärte ich mich.
Ich senkte meine Lieder und hörte Belials Atemzügen zu.
Mein Körper versteifte sich, als er sich nach vorne beugte und seine Stirn gegen meine lehnte.
Verwirrt schielte ich hoch.
>>W-was...soll das?<< fragte ich ihn und versuchte meine Hände aus seinem Griff zu befreien.
>>Nur einen Moment<< flüsterte er, doch ich hielt die Nähe nicht aus.
Mein Körper genoss es und mein Herz ging auf, doch die Geschehnisse der letzten Zeit lief in Dauerschleife durch meinen Kopf.
Ich stieß ihn grob von mir und schaute ihn wütend an.
>>Nein. Nein! Die letzten Tage. Nein, seit ich in der Hölle bin hast du mich gequält. Ich lasse nicht zu, dass du mich manipulierst, indem du meine Gefühle benutzt. Mal bist du so und mal so! Hast du echt gar kein Herz? War dir nie jemand so weit wichtig? Hast du je geliebt und weißt was es für Schmerzen es mit sich bringt diese eine Sache zu verlieren?!<< er machte anstalten sich mir zu nähern, doch ich stieß ihn weiter weg von mir.
>>Ich habe es satt hin und her geschoben zu werden! Alles wurde mir genommen und dann kommst du mit deinem widersprüchlichen Verhalten. Was willst du?! Mir das letzte bisschen, was ich noch besitze aus mir herausreißen? Hast du denn niemals so etwas wie Freude. Nein, hast du eigentlich jemals in deinem Leben etwas anderes geliebt außer dich selbst?!<< brüllte ich ihm entgegen und ließ meinen Tränen nun freien lauf. Ich konnte nicht mehr. Die Ereignisse der letzten Wochen, ja sogar
Jahrzehnte sprudelten durch mich hindurch. Alles allein wegen dieser einen Zärtlichkeit von einem Mann, der mir bis jetzt nichts als Leid brachte.
Mit feuchten Augen schaute ich noch immer wütend zu ihm.
Mit leerem Blick antwortete er auf meine Frage, auf die ich eigentlich keine Antwort erwartet hatte.
>>Ich Liebe nicht. Niemals. Denn es würde bedeuten, dass ich ein Herz besäße, welches dazu fähig wäre.<< gab er schon fast verloren von sich.
Ich richtete mich auf und verarbeitete seine Worte.
Doch so richtig akzeptieren konnte ich es nicht. So einfach kam er mir nicht davon.
>>Ich glaube du bist einfach nur Feige. Ich glaube du hast angst davor zu Lieben, weil der Verlust dich zerreißen würde. Das traurige daran ist, dass du mich für meinen Verlust quälst, während du zu feige dazu bist dieses Risiko einzugehen.<< warf ich ihm vor, woraufhin sich sein Blick klärte und mich musterte. Ich wusste, dass ich ins Schwarze getroffen hatte, als er mit schnellen, schweren Schritten mein Zimmer verließ und die Tür hinter sich zuknallte.

Queen of Hell - Fallender SternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt