Teil 6

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Mein Herz hämmerte gegen meine Brust, mein gesamter Körper versteifte sich und vergebens versuchte ich nicht hinter Belial herzustolpern.
Mehrere Augenpaare richteten sich auf mich, schauten auf mich herab, als wäre ich ein Insekt.
Einige von ihnen gehörten grässlichen Fratzen an, wie ein perfektes Abbild eines Wesens aus einem Albtraum.
Andere widerum gehörten den schönsten Wesen an, die ich je zu Gesicht bekam. Sie waren unglaublich einschüchternt und hypnotisierend.
Ich nahm die Geräusche kaum war, weil meine Ohren rauschten und nur nebensächlich nahm ich wahr, wie Belial sich auf seinen Thron setzte und mich neben sich dirigierte. Ich tat es ihm gleich und stieg die kleine Treppe zu seinem Thron hoch und stellte mich rechts zu seiner Seite hin.
Er forderte mich mit einer Handbewegung auf mich zu setzen, woraufhin ich ihn perplext ansah.
Als wäre ich ein Haustier, schoss es mir durch meinen Kopf.
>>Liebes. Ich sehe die hungrigen Blicke meiner Gäste auf dir. Falls du dich nicht setzt, werden sie das noch als Aufforderung auffassen.<< kommentierte er mein zögern. Die Drohung kam an, weshalb ich mich auf den Boden setzte und mit aufgerissenen Augen, sowie geballten Händen zu Boden sah.
>>So ist es gut<< lobte er mich und richtete sich auf.
>>Wie ihr seht, habe ich ein neues Spielzeug und es wird euch alle erfreuen zu hören wer. Darf ich vorstellen: Der gefallene Stern, der uns am Sieg hinderte.<< verkündete er stolz, als wäre es allein sein Verdienst, dass ich vor seine Füße gelandet bin.
Jubel brach durch den Saal. So laut, dass ich mir am liebsten die Ohren zuhalten wollte.
Ich schob mein Kleid zurecht, als es zur Seite rutschte und erhaschte einen Mann vor meinen Augen, der sich genüsslich über die Lippen fuhr und dabei seine scharfen Zähne präsentierte. Die Kombination aus platinblonden Haaren und roten Augen war unheimlich, doch das Schlimmste war die Narbe die sein unheimlich schönes Gesicht verunstaltete. Sie zog sich von seiner linken Wange, über seine Lippen und endete kurz über seinem Kinn.
Ich zwang mich wegzusehen, als sein Blick mich zu durchboren schien.
>>Dürfen wir uns sie leihen oder müssen wir warten, bis du mit ihr fertig bist?<< fragte eine Frau in dunkelblauen Samt gehüllt und schwarzem glatten Haar.
Ihre Schönheit zog mich so sehr in den Bann, dass ich mich sogar ein Stück nach vorne beugte.
Grob zog Belial an meiner Kette und sorgte dafür, dass ich nach hinten fiel.
>>Hör auf sie zu bezirzen Kamil. Vorerst bin ich der Einzige, der sie besitzt.<< wies er sie genervt zurecht.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass sie mich hypnotisiert hatte.
Meine Wangen liefen rot an und um meine Wut im Zaum zu halten, presste ich meine Lippen aufeinander.
Die Frau namens Kamil verbeugte sich kurz und zog sich dann zurück.
>>Lasst das Fest beginnen und wenn ihr brav seid, sorge ich vielleicht dafür, dass mein kleines Spielzeug etwas Stimmung macht.<< beendete er die Stille und sog förmlich das Gelächter in sich auf.
Ich sah Belial entgeistert an, doch er ignorierte es.
Sie genossen es. Sie genossen die Schwäche und da ich ihnen definitiv nicht geben wollte, was sie wollen, straffte ich meine Schultern und setzte mich kerzengerade hin.
Er wollte mich leiden sehen?
Schön. Doch ich würde seinem Höllenvolk nicht die Genugtuung geben.
Ich war nicht schwach. Das war ich noch nie und das würde ich jetzt auch nicht sein.
Ich schwor mir, Belial von seinem Thron zu reißen. Ich schwor mir den Himmel dafür bezahlen zu lassen und mit einem Atemzug wusste ich, dass ich kämpfen würde.
Ich war der erste Stern auf Erden und ich war die Einzige, die dazu in der Lage war, den Krieg zu beenden.
Ich bin mehr als das, was sie aus mir machen wollten.
Noch wichtiger. Belial konnte mir angst machen wie er wollte, doch diese eine Wahrheit könnte er nie verbergen.
Meine Existenz, war seine Schwäche.
Wenn mein Blut floss, dann floss seines ebenfalls.
Mit dieser Stärke und Erkenntnis lächelte ich, als die nächsten Worte aus seinem Mund fielen.
>>Tanz kleiner Stern.<< forderte er mich auf und löste meine Fesseln.
Verwirrung schlich sich für eine Sekunde in seinen Blick, als er mein Lächeln sah.
Zielsicher lief ich in die Mitte des Saals und ignorierte, dass mir alle Platz machten.
Stattdessen richtete ich meinen Blick auf Belial und sah ihm direkt in die Augen.
Er löste seine Augen ebenfalls nicht von meinen, auch nicht dann, als er mit einer Handbewegung die Musik zum spielen brachte.
Die Musik begann langsam, doch hatte etwas tückisches, dass dabei war sich zu entfalten.
Ich war froh darüber, dass das Tanzen zu meinen Leidenschaften zählte, denn diese Tatsache sorgte nun dafür, dass ich mich im Takt der Musik bewegen konnte.
Wie fließendes Wasser bewegte ich mich durch den Raum und löste bewusst meinen Blick nicht von Belial.
Er hatte sich nach vorne gebeugt und folgte jeden meiner Bewegung und als die Musik nun an Tempo zunahm ließ ich gänzlich los.
Ich tanzte durch den Raum und nahm nur unbewusst mit, wie ich mich seinem Thron näherte.
Und als der letzte Klang angekündigt wurde vollführte ich eine Drehung und kam einige Zentimeter vor Belials Gesicht zum stehen.
>>Lass den Kampf beginnen<< flüsterte ich ihm zu und zuckte nicht mit der Wimper, als er mich auf seinen schoß zog.
>>Liebend gerne<< flüsterte er zurück und hob seinen linken Mundwinkel an.
Ohne seinen Blick von meinem zu lösen sprach er in den Raum.
>>Glotzt nicht so und fangt an zu Feiern, bevor ich euch in die Gruben werfe.<< drohte Belial, woraufhin laute Musik erklang und das Gelächter mit dieser konkurrierte.
>>Du bewegst dich auf dünnem Eis kleines<< flüsterte er wieder in mein Ohr.
>>Wenn das Eis bricht, werde ich dich mit mir reißen. Wir beide wissen das ganz genau.<< erwiderte ich und ignorierte, dass er mich fester packte.
>>Das werden wir sehen<< beendete er unseren Austausch und schubste mich unsanft von seinem Schoß.
Das Gelächter daraufhin bewies, dass wir noch immer beobachtet wurden.
Mit erhobenem Haupt setzte ich mich wieder auf meinen Platz und zählte die Minuten, bis ich wieder in meine Zelle konnte.
Das werden wir tatsächlich noch sehen, dachte ich in meinem inneren und blendete den Rest des Abends so gut wie möglich aus.

Queen of Hell - Fallender SternWhere stories live. Discover now