Teil 4

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Noch immer lag ich auf dem kalten Steintisch, bibbernt und meinen Gedanken augesetzt.
Mein Körper war ausgelaugt, weil ich seit dem ich aus dem Himmel verbannt wurde, weder gegessen, noch etwas getrunken hatte.
Ich wusste noch nicht einmal wie lange ich schon hier lag, nach dem Wutausbruch von Belial. Selbst meine Wunde ist nur langsam zugewachsen, aufgrund der Tatsache, dass mein Körper so geschwächt war.
Mein Gehirn fühlte sich wie Brei an, während ich krampfhaft überlegte, wie es sein konnte, dass meine Verletzungen auch zu Belials wurden.
Wusste Asbeel davon und hat mich deswegen verbannt?
Das würde aber keinen Sinn ergeben, zumal der Himmel dadurch gegen Belial etwas in der Hand hätte.
Es würde keinen Sinn machen Belials wunden Punkt zu verlieren und es ihm auf einem Silbertablett zu servieren.
So abwägig war dieser Gedanke, weshalb ich ihn gänzlich verwerfen musste.
Die Frage war nun, ob ich die ganze Zeit mit ihm verbunden war -anders kann ich es nicht nennen- oder aber, ob es etwas hier unten ausgelöst hatte.
Ich wusste es nicht. Genauso wenig wusste ich, ob es jetzt wirklich mein Vorteil war, oder ob Belial mir mein Leben dadurch noch schwerer machen würde.
Während ich weiter grübelte, ohne auf ein Ergebnis zu kommen, fühlte ich mich von Zeit zu Zeit immer schwächer.
Selbst als die Tür quitschend geöffnet wurde, war ich zu schwach meinen Kopf zu bewegen.
Kleine tapsende Schritte erklangen durch den Raum und wurden abgelöst durch ein Keuchen.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis auch das Keuchen verklang.
Ich spürte wie etwas auf meinen Bauch sprang und über mich krabbelte.
Panik durchflutete mich, während ich wie gelähmt dalag.
Mit stockendem Atem schielte ich hinunter und sah verwirrt zu dem kleinen Büschel mit Glubschaugen hinunter.
Was mich an der ganzen Szenerie am meisten verwirrte, war das kleine Fläschchen in seiner winzigen, mit Krallen beseeter, Hand.
Quitschende Geräusche kamen aus seinem Mund, während er behutsam über mich krabbelte.
Nun ragte das Ding auf meiner Brust auf und legte mir das geöffnete Fläschchen gegen meine trockenen, aufgesprungenen Lippen.
Ich weigerte mich, woraufhin er hektisch um sich sah.
Nach einigen Augenblicken quitschte es wieder und trank diesesmal selbst aus dem Fläschchen.
Wie um mir zu beweisen, dass nichts passieren würde, öffnete er seinen Mund.
Es hatte es getrunken und hielt es mir nun wieder an die Lippen.
Im Grunde hatte ich nichts zu verlieren, schoss es mir durch den Kopf. Also öffnete ich meine Lippen einen Spaltbreit und ließ zu, dass die Flüssigkeit in meinen Mund floss. Ich wimmerte, als mir klar wurde, dass es Wasser war.
Da das Fläschchen zu klein war, huschte das kleine Ding immer wieder aus dem Raum und wieder zu mir, um mir mehr Wasser zu geben.
Ich weinte, woraufhin es meine Tränen ableckte und sich in meine Halskuhle kuschelte. Es spendete mir trost und ich wusste nicht warum.
Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass es auch solche Wesen in der Hölle gab.
Dankbar schloss ich meine Augen und merkte nicht, wie mich der Schlaf holte, während das weiche Fell des kleinen Wesens mich wärmte.

Der Knall der aufgestoßenen Tür weckte mich und ließ mich verwirrt blinzeln. Für einige Sekunden hatte ich vergessen, wo ich war, bis mir die Ereignisse durch den Kopf flogen.
Ich spürte die leere an meiner Halsbeuge und als ich mich umsah und mir bewusst wurde, dass das kleine Wesen weg war, fühlte ich mich unglaublich einsam.
Eine grobe Hand riss an den Fesseln und zog mich unsanft vom Tisch.
Da ich kein Gefühl in meinen Beinen hatte, knickte ich ein und fiel vor die Füße von Belial.
Er wartete nicht, bis ich mich aufrappeln konnte, sondern zog mich ungeduldig mit einem Ruck hoch und drückte mich gegen den Steintisch.
Gezwungen sah ich ihm in seine glühende Augen und hatte einen Kloß im Hals, als ich sein triumphierendes Gesicht sah.
Ich schluckte.
>>Du hast angst<< stellte er fest, woraufhin ich meine Augen zusammenkniff. Ich wollte ihm keine Genugtuung verschaffen und war wütend darüber, dass mir meine Gefühlswelt ins Gesicht geschrieben war.
>>Du solltest auch angst haben. Nur weil ich dich körperlich nicht quälen kann, bedeutet das nicht, dass ich es seelisch nicht kann.<< setzte er an und ließ seinen Blick über mich schweifen.
Beschämt schlang ich meine Hände um meinen Körper, weil ich so spärlich bekleidet war.
Ich sah das funkeln in seinen Augen, bevor er es verhindern konnte und holte tief Luft, als er mir näher kam.
Seine Lippen wenige milimeter von meinen entfernt, blickte er in meine Augen. Unbarmherzig zwang er mich, meine Arme zu lösen.
>>Hmm. Deine Ängste sind so offensichtlich, dass es einem ja fast den Spaß raubt herauszufinden, was dich brechen könnte.<< hauchte er gegen meine Lippen und schnappte sich die schmutzige Haarsträhne, die mir ins Gesicht gefallen war.
Durch den ganzen Dreck waren meine platinblonden Haare gräulich geworden.
Ich wimmerte und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien.
Dabei hielt er mich noch fester fest und zwang mich ihn anzusehen.
>>Ich würde dich nicht einmal mit einer Zange berühren kleiner Stern, also sei in dieser Hinsicht wohl beruhigt.<< gab er selbstgefällig von sich und ließ mich so abrubt los, dass ich auf meine Knie fiel.
Schwer atment und irgendwie erleichtert über seine Worte, schaute ich auf den Boden.
>>Rameza<< rief er zur Tür, woraufhin eine schlanke Frau, mit schwarz geflochtenem Haar, den Raum betrat.
Unterwürfig bewegte sie sich zu uns.
Mit gesenktem Kopf wartete sie, dass er sprach.
>>Mach sie zurecht und bring sie anschließend in die Halle<< befahl er und verließ den Raum, ohne noch einmal zurück zuschauen.
Ramezas sanfte Hände lösten mich aus der Starre und als ich ihr diesmal in die braunen Augen sah, wurde mir bewusst was sie war.
>>Ein Mensch<< krächzte ich und bekam nur ein zaghaftes Lächeln von ihrerseits, ehe sie mich stillschweigend durch die Gänge führte.

Queen of Hell - Fallender SternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt